Nach Amoklauf: Zeugen Jehovas renovieren ihr Gemeindezentrum
Fast drei Jahre nach einem Amoklauf bei den Zeugen Jehovas will die Glaubensgemeinschaft ihr Gebäude wieder nutzen. (Archivbild) Foto: Marcus Brandt/dpa
Im März 2023 erschießt ein Amokläufer in Hamburg sieben Zeugen Jehovas und sich selbst. Lange Zeit ist unklar, wie die Gemeinschaft mit dem Ort des Verbrechens umgeht. Jetzt hat sie sich entschieden.
Hamburg. Fast drei Jahre nach dem Amoklauf in einem Gemeindehaus in Hamburg-Alsterdorf wollen die Zeugen Jehovas ihr Gebäude wieder nutzen. Die Renovierung habe Anfang Dezember begonnen, sagte der Sprecher der Zeugen Jehovas in Norddeutschland, Michael Tsifidaris. Die Räumlichkeiten und die Fassade an der vielbefahrenen Straße Deelböge sollen eine helle und freundliche Gestaltung bekommen. Anfang April 2026 soll der Umbau abgeschlossen sein.
Am 9. März 2023 war ein 35-Jähriger, ein ehemaliges Gemeindemitglied, kurz nach einem abendlichen Gottesdienst in das Gebäude an der Deelböge eingedrungen und hatte sieben Menschen – darunter ein ungeborenes Kind – und sich selbst erschossen. Elf weitere Menschen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft verletzt. Die Polizei war wenige Minuten nach den ersten Notrufen am Tatort gewesen und hatte damit weitere Menschen vor dem Attentäter gerettet. Der Amoklauf hatte in Deutschland und international Betroffenheit ausgelöst.
Entscheidung brauchte Zeit
Ein Jahr nach der Tat hatte es geheißen, die Gemeinde werde diesen Königreichssaal – wie die Zeugen Jehovas ihre Gemeindezentren nennen – nicht mehr nutzen. Das Gebäude stand leer. „Die Entscheidung brauchte ihre Zeit“, erklärt Tsifidaris. „Das ist angesichts der unfassbaren Tragödie, die sich hier abgespielt hat, sicher für jeden nachvollziehbar.“
Doch nun sei der Entschluss gereift: „Wir füllen diesen Ort wieder mit der christlichen Liebe und Wärme, die unsere Gottesdienste dort immer geprägt haben.“ Künftig wollen sich verschiedene Hamburger Gemeinden die Nutzung der Räumlichkeiten an der Deelböge teilen.
Die vom Amoklauf unmittelbar betroffene Alsterdorfer Gemeinde werde ihre Gottesdienste aber vorerst weiter in einem Gemeindezentrum im Stadtteil Eidelstedt abhalten, sagte der Sprecher. Nach seinen Angaben sind die Zeugen Jehovas seit 120 Jahren in Hamburg mit inzwischen über 50 Gemeinden vertreten. Zunächst hatte das „Hamburger Abendblatt“ über die Renovierung des Gebäudes berichtet.