TNach Freigabe zweier Abschnitte: So ist der Stand der A20-Planung im Kreis Stade
Lieber sanieren statt neue Brücken zu bauen, ist die Maxime der Inititativen gegen die A20. Der Bund hat jetzt zwei Teilstücke der Autobahn zum Bauen freigegeben. Foto: Klempow
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat für zwei Bauabschnitte der A20 Geld freigegeben. Was bedeutet das für die geplante Autobahn in der Region?
Oldendorf-Himmelpforten. Das Geld wird für den Bau eines A20-Abschnitts in Niedersachsen und für einen in Schleswig-Holstein freigegeben. Die Bundesregierung hatte nach einigem Hickhack die Finanzierung baureifer Abschnitte zugesagt. Zuvor war die A20 wegen fehlender Finanzierung von der Liste wichtiger Infrastrukturprojekte gestrichen worden.
Auf Nachfrage bestätigt eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums, dass für den Bau der 200 Kilometer langen A20 mittlerweile 8,51 Milliarden Euro veranschlagt werden. Dazu gehörten auch zwei Teilabschnitte, die dem A26-Neubau zuzuordnen seien, so die Sprecherin. Vorsorglich sei zudem die Entwicklung der Baupreise berücksichtigt worden.
Verbindung zweier Autobahnen
Die Baufreigabe gibt es nun für den ersten und einen der letzten Abschnitte der geplanten Küstenautobahn. In Niedersachsen geht es um Abschnitt 1, von Westerstede bis zur A29 bei Jaderberg. Die 13 Kilometer lange Strecke soll aktuell 340 Millionen Euro kosten und verbindet zwei Autobahnen miteinander: Die A28, die von Oldenburg zur A31 bei Leer und Emden führt. Die A29 führt von der A1 nach Oldenburg und weiter nach Wilhelmshaven.

Die Baufreigabe hat Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder jetzt für den ersten Abschnitt der A20 erteilt, der zwei Autobahnen miteinander verbindet. Foto: Autobahn GmbH
Die Ausschreibung hatte die Autobahn GmbH des Bundes schon vorbereitet. „Da musste jetzt nur noch auf den Knopf gedrückt werden“, sagt Autobahn GmbH-Pressesprecher Björn Buske. „Wir arbeiten darauf hin, dass es im Frühjahr losgeht.“
Der Planungsstand im Landkreis Stade
Und im Landkreis Stade? Genehmigt ist der Bau des Elbtunnels bei Drochtersen. Wie berichtet aber mit der Einschränkung, dass erst gebaut wird, wenn die Anschlüsse sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Niedersachsen „vollziehbar planfestgestellt und damit verkehrswirksam“ sind.
Küstenautobahn
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Dazu gehört das Autobahnkreuz Kehdingen, das A20 und A26 miteinander verknüpft. Der Planfeststellungsbeschluss liegt vor, allerdings gibt es drei Privatklagen gegen den Bau. Damit ist er noch nicht vollziehbar.
Vom Kehdinger Kreuz nach Behrste
Der längste Abschnitt im Landkreis (Nr. 7 in der Planung) ist noch nicht im Genehmigungsverfahren. Die 18,6 Kilometer lange Strecke führt vom Kehdinger Kreuz nach Breitenwisch und Burweg. Zwischen Oldendorf und Estorf führt die Trasse Richtung Behrste. Derzeit wird laut zuständiger Autobahn GmbH der Entwurf der Genehmigungsplanung erstellt.

Die Karte zeigt den Streckenverlauf der A20 im Landkreis Stade, vom Kehdinger Kreuz bis nach Behrste. Foto: Autobahn GmbH
Eine Baugenehmigung soll demnächst für den Anschluss-Abschnitt (Nr. 6) vorliegen. Der führt von Behrste und Elm über die Oste und nördlich von Bremervörde bis zur B495.

Der A20-Abschnitt 6 beginnt in etwa an der Kreisgrenze und führt über die Oste und nördlich von Bremervörde bis nach Glinde. Foto: Autobahn GmbH
Weitere Abschnitte noch in der Entwurfsplanung
Noch in der Entwurfsplanung stecken die Streckenabschnitte 5 und 4 mitten im Elbe-Weser-Dreieck, zwischen Bremervörde und Heerstedt an der B71 und von dort bis zur A27. Auch die Abschnitte 4a und 3 bis zum Wesertunnel bei Dedesdorf und der Anschluss an den Wesertunnel in der Gemeinde Stadland sind noch nicht im Genehmigungsverfahren.
Kommentar
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Für die Kritiker des Projektes, die sich mit einer Pressemitteilung zu Wort melden, sagt die aktuelle Baufreigabe deshalb auch nichts „über die Realisierbarkeit oder Genehmigungsfähigkeit der weiteren Abschnitte aus“. Denn: Für die anderen Abschnitte der Trasse gelte das neue Klimaschutzgesetz, während der Planfeststellungsbeschluss für Abschnitt 1 bereits vor Inkrafttreten der neuen gesetzlichen Vorgaben vorgelegen habe, so Uwe Schmidt, Sprecher der Initiativen gegen die A 20. „Abschnitt 1 ist damit ein Sonderfall - kein Präzedenzfall.“ Die übrigen, wesentlich komplexeren und umstritteneren Abschnitte würden nicht automatisch folgen, so Schmidt.
Abschnitt bei Bad Segeberg ist baureif
Die Planung in Schleswig-Holstein: Der zweite Abschnitt mit Baufreigabe durch den Bundesverkehrsminister hat die sogenannte Baureife. Die Strecke ist 9,9 Kilometer lang und stellt laut Projektmanagementgesellschaft Deges „den Lückenschluss zur A 21 östlich von Bad Segeberg sowie die Weiterführung bis zur B 206 her“.
Vor allem soll der Abschnitt als Ortsumgehung die Stadt Bad Segeberg vom Fernverkehr entlasten. Erst im November hatten sich das Land Schleswig-Holstein und der Umweltschutzverband BUND auf umfangreiche Projekte zum Fledermausschutz geeinigt. Die geschätzten Baukosten liegen bei 550 Millionen Euro.
Baugenehmigungen erst 2027
Für einen weiteren A20-Abschnitt in Schleswig-Holstein wird frühestens im ersten Halbjahr 2026 ein Planfeststellungsbeschluss erwartet, bei zweien erst frühestens im Jahr 2027. Eine Baugenehmigung (nach der 4. Planänderung) hatte die Deges für den Streckenabschnitt bis zum Elbtunnel bei Glückstadt eigentlich zum Jahreswechsel 2024/25 angestrebt.
Besonders kritisch sieht Schmidt die Finanzierung der „Moorautobahn A 20“ aus dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz. „Der Neubau von Straßen fördert den klimaschädlichsten Verkehrsträger und besonders die Moorautobahn A 20 zerstört das riesige Potenzial für natürlichen Klimaschutz“, so Uwe Schmidt.

Die Autobahnen im Norden im Überblick. Foto: DEGES
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