TNach Lokal-Schließung: Beschimpft der Wirt hier ehemalige Gäste?

Im Dorfkrug gab es gehobene Küche. Foto: Scheschonka
Wegen einer Erkrankung hatte der beliebte Wirt sein Restaurant in Lunestedt im Kreis Cuxhaven geschlossen. Die Anteilnahme war groß. Doch plötzlich taucht eine Sprachnachricht auf - und sorgt für Ärger.
Beverstedt. Eine Sprachnachricht geht um in Lunestedt. Eine Sprachnachricht, bei der einem Hören und Sehen vergeht. Darin verflucht der Absender die Menschen in Lunestedt so heftig, dass es hier nicht zitiert werden kann.
Zum Abschied gibt der Wüterich dem ursprünglichen Empfänger noch mit auf den Weg, dass der Inhalt gern weitererzählt werden könne. Und das hat der Adressat auch getan. Offenbar wurde die Nachricht mit dem Mobiltelefon weiterverbreitet und mittlerweile haben sie viele Lunestedter gehört. Und die sind über die Sprachnachricht ziemlich sprachlos.
Rückblick: Mitten in der Corona-Pandemie eröffnet ein Wirt den Dorfkrug in Lunestedt als Steakhouse neu. Möglich ist das nur, weil der Vermieter dem Wirt entgegenkommt. Hauptsache, der Dorfkrug ist belebt.
Die Küche wird von vielen Menschen gelobt, auch über Lunestedt hinaus. Der Wirt gewinnt sogar den Wettbewerb der Fernsehsendung „Mein Lokal, dein Lokal“. Die Steaks sind gut. Aber eben nichts, was man sich jeden Tag leistet. Und hier beginnt vielleicht das Problem.
Welle der Sympathie für erkrankten Wirt
Im vergangenen Herbst macht das Restaurant nach den Ferien nicht wieder auf. Stattdessen veröffentlicht der Wirt auf der Facebook-Seite des Lokals ein dramatisches Video. Darin berichtet er emotional von einer schweren Krankheit und seiner anstehenden Behandlung. Das Lokal müsse deshalb geschlossen bleiben. Doch so bald wie möglich wolle er wieder für die Gäste da sein.
Diese Botschaft löste eine Welle der Sympathie in der Region aus. Viele Menschen wünschten ihm im Internet gute Besserung und erinnerten sich an ihre Besuche und an das gute Essen. Nicht nur viele Lunestedter hofften auf baldige Genesung und Wiedereröffnung.
Neues Lokal in Portugal
Doch dann geschah etwas ganz anderes und Unerwartetes. Irgendjemand entdeckte in den Tiefen des Internets ein neues Lokal unter dem Namen des Wirtes. Und zwar in Portugal - der alten Heimat des Wirtes.
Zweifel kommen auf in Lunestedt. Vor allem bei dem Vermieter, der den Wirt nach eigenen Angaben immer unterstützt hatte. Ein neues Lokal im Ausland? Mit identischem Namen und identischer Speisekarte? Was ist da los?
Die „Nordsee-Zeitung“ fragt bei dem Wirt nach. Nein, das sei nicht sein Lokal, antwortet er. Seine Behandlung dauere an. Er vertreibe sein Lokal-Konzept nun als Franchise. Das Lokal in Portugal betreibe sein Cousin. Das Ganze klingt etwas ungewöhnlich. Aber auch nicht völlig unplausibel.
Beschimpfungen unter der Gürtellinie
Doch die Leute reden. Auch in Lunestedt. Und das hat den Wirt so richtig auf die Palme gebracht. Seinem Frust lässt er in jener Sprachnachricht freien Lauf. Wörtlich kann man das nicht wiedergeben, sondern nur zusammenfassen. So schimpft er über die Lunestedter, die angeblich wilde Geschichten über ihn verbreiteten. Doch dann ändert sich die Stoßrichtung.
Die Lunestedter wüssten seine Küche nicht zu schätzen und seien stattdessen nur noch in das andere neue Lokal im Ort gegangen. Seine Gäste kämen von überall her, nur nicht aus Lunestedt. All das garniert er mit übelsten Beschimpfungen weit unter der Gürtellinie.
Die Lunestedter sind baff. Man habe schon gern im Dorfkrug gegessen, sagen manche. Doch bei den – sicher angemessenen – Preisen für die guten Steaks sei das nun mal eher selten drin.
Wirt wollte nach Genesung Dorfkrug wieder eröffnen
Der Wirt erwähnte noch, dass er den Dorfkrug nach seiner Genesung eigentlich wieder eröffnen wollte. Mit dem Vermieter habe er bereits eine Vereinbarung getroffen. Doch da die Lunestedter seine Küche nicht zu schätzen wüssten, werde er wohl eher nach Bremen oder Hamburg umziehen.
Der Vermieter weiß nichts von einer Vereinbarung. Den wütenden Wirt würde er auch auf keinen Fall zurücknehmen. Er ist ziemlich enttäuscht. Und irgendwo auch sauer.
Krankheit kann einen Menschen verändern. Doch so ganz einfach war der Wirt wohl nie. Als die „Nordsee-Zeitung“ positiv über sein dramatisches Video berichtete, drohte er mit einer Klage. Begründung: Die vielen Sympathiebekundungen stressten ihn. Zuvor hatte er allerdings auch nicht auf eine Anfrage reagiert.
Über ein öffentliches Video darf berichtet werden
Tatsächlich ist eine Krankheit normalerweise etwas, das niemanden etwas angeht und worüber die Medien nicht berichten. Allerdings hatte er selbst seine Krankheit in einem Video im Internet öffentlich gemacht. Und dieses Video ist bis heute für jeden aufrufbar. Über ein öffentliches Video kann auch öffentlich berichtet werden. Es entspricht praktisch einer Pressemitteilung, auch wenn der Wirt das anders sieht.
Die „Nordsee-Zeitung“ hat bei ihm nachgefragt, ob er sich für seine harschen Worte bei den Lunestedtern entschuldigen möchte. Er antwortet nur, dass er keine Berichterstattung mehr möchte.