TNach Schädel-Hirn-Trauma durch Unfall: Fenja soll wieder nach Hause kommen

Jenny und Gerald Schau besuchen ihre Tochter Fenja jeden Tag in einer Hamburger Klinik. Foto: Wisser
Von einem auf den anderen Augenblick ist im Leben der Buxtehuder Familie Schau nichts mehr wie es war. Die jüngste Tochter erleidet einen schweren Unfall auf der B3. Die Eltern senden einen Hilferuf.
Buxtehude. Es ist Heiligabend 2023. Die Bescherung ist durch. Da geht Fenja Schau noch einmal zu einer Freundin. Als sie aus der Tür geht, sieht ihre Familie sie zum letzten Mal in ihrem alten Leben.
Das TAGEBLATT schreibt am 1. Weihnachtsfeiertag in seiner Online-Ausgabe: „Schwerer Verkehrsunfall am Heiligabend in Buxtehude: Ein Autofahrer ist auf der B 3 am Ortsausgang Ovelgönne auf die Gegenfahrbahn geraten und gegen einen Baum geprallt. Zwei der drei Fahrzeuginsassen wurden schwerstverletzt.“
Meistens bleiben die Opfer in der Anonymität
Fenja gehörte an Heiligabend zu den Opfern im Auto. Das 17 Jahre alte Mädchen aus dem Buxtehuder Süden wollte nur kurz noch einmal das Haus verlassen. Als sie nach einiger Zeit nicht wieder zu Hause war, bekam Mutter Jenny Schau (45) ein böse Vorahnung.

Der Blick auf die Unfallstelle auf der Bundesstraße B 3 am 24. Dezember 2023. Foto: Feuerwehr
„Ich hatte ein schlechtes Bauchgefühl“, sagt die fünffache Mutter. Dann klingelte es gegen 23.30 Uhr an der Haustür. Ein Albtraum von Eltern wurde schreckliche Realität. Ein Polizist teilte der Familie mit, dass Fenja bei einem Autounfall lebensgefährlich verletzt worden sei.
Die Unfallursache ist noch ungeklärt
Fenja saß zusammen mit ihrer Freundin im Auto eines 27-Jährigen. 200 Meter hinter dem Ortsausgang in Richtung Elstorf auf der Bundesstraße B 3 ist das Fahrzeug - ein silbergrauer Cadillac - aus immer noch ungeklärter Ursache von der Fahrbahn abgekommen.
Das Auto überfuhr den Geh- und Radweg, geriet in den Seitenraum, prallte mit der Beifahrerseite mit voller Wucht gegen einen Baum - auf der Seite, an der die beiden Mädchen saßen. Fenja bekam das meiste ab, aber auch die Freundin trug sehr schwere Verletzungen davon. Zufällig vorbeikommende Ersthelfer hatten sich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte noch vorbildlich um die Verletzten gekümmert.
Eine Notoperation in Altona rettet Fenja
Ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Lungenverletzung, ein gebrochenes Becken und Rippenbrüche zählen die Eltern im Gespräch in ihrer Küche mit dem TAGEBLATT auf.
Die lebensgefährlich verletzte Fenja kam in die Asklepios Klinik Altona. Teile der Schädelplatte mussten entfernt werden, um Druck vom Gehirn zu nehmen. Nach der Notoperation gab es die Frage, ob die Maschinen, die Fenja damals am Leben hielten, abgestellt werden sollten.
Sollen die Maschinen abgestellt werden?
Das Gehirn hatte schwersten Schaden genommen. Fenja würde nie wieder in ihr vorheriges Leben zurückkehren können. „Sie war ein fröhlicher, kontaktfreudiger Mensch“, sagt Jenny Schau. Fenja machte gerade eine Ausbildung in einem Buxtehuder Baumarkt.
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Die Familie entschied sich sofort gegen das Abstellen der Maschinen. Fenja liegt nun seit sechs Monaten im Wachkoma. „Wir freuen uns jetzt über jeden kleinsten Fortschritt, den sie macht“, sagt Vater Gerald Schau (58).
Fenjas Eltern sehen jeden kleinen Fortschritt
Wenn sie gut drauf sei, könne sie den Kopf selbst halten, und die Eltern haben den Eindruck, dass sie dann mit Augenblinzeln auf Fragen reagiert. Erster großer Schritt war, dass Fenja in der Reha wieder selbstständig zu atmen begann. Ihr Zustand ist stabil. Therapeuten kümmern sich jeden Tag um sie.

„Sie war ein fröhlicher, kontaktfreudiger Mensch“, beschreibt Jenny Schau ihre Tochter Fenja. Dieses Bild entstand wenige Stunden vor dem schrecklichen Unfall. Foto: privat
Derzeit liegt sie im Krankenhaus Boberg. Ihre Eltern sind seit dem Unfall vor sechs Monaten jeden Tag im Krankenhaus - mehrere Stunden. „Wir funktionieren nur noch - Essen, Schlafen und zu Fenja fahren. Das ist unser Leben“, sagt Gerald Schau. Ein Familienleben gebe es kaum noch. Die anderen Kinder würden unter der Situation leiden, geben die Eltern offen zu. „Wir möchten, dass Fenja zu Hause ist und am Familienalltag teilnehmen kann“, so Gerald Schau.
Fenja soll wieder nach Hause kommen
Beide Eltern kämpfen im Gespräch immer wieder mit Tränen, wenn sie die tieftraurige Geschichte ihrer Tochter Fenja der Öffentlichkeit erzählen. Aber sie haben sich zu diesem Schritt entschieden, damit sie Fenja nach Hause holen können. „Das ist unser ganz großes Ziel“, sagt Jenny Schau. Und die Zeit drängt.

Fenja Schau im Wachkoma. Das Bild hat die Familie zur Verfügung gestellt. Foto: privat
Viele Voraussetzungen sind bereits geschaffen worden. Die Krankenkassen würden eine Rund-um-Betreuung finanzieren. Auch die notwendigen Umbaukosten trägt die Versicherung.
Trotz Eigenkapital: 150.000 Euro fehlen
Das Problem ist: Um die 24/7-Betreuung zu Hause zu ermöglichen, fehlt in dem von der Familie gemieteten Haus der Platz, Umbauten sind nicht einfach so möglich. Vor diesem Hintergrund braucht die Familie ein eigenes Haus. 350.000 Euro Eigenkapital bringt sie mit.
Ein passendes Objekt, in das Fenja nach Hause kommen könnte, gibt es auch. Aber es ist für die Familie nicht allein zu finanzieren. Der Verkäufer ist um 50.000 Euro mit dem Kaufpreis runtergegangen, um der Familie zu helfen. Trotzdem fehlen 150.000 Euro, und die Banken geben den Schaus derzeit kein Geld.
Ein empathischer Hypothekengeber gesucht
Um das restliche Geld zusammenzubekommen, probiert die Familie jetzt zwei Wege. „Da wir beide Krankengeld beziehen, wollen die Banken warten, bis wir wieder zwei Monate arbeiten. Bis dahin ist das Haus jedoch sicherlich weg“, sagt Jenny Schau. Die Krankschreibungen sind Folge des Unfalls. Sie suchen jetzt einen Menschen, der gegen Eintragung einer Sicherheitshypothek im unbelasteten Grundbuch ein Darlehen gewährt.
Laufzeit, Tilgung und Zinsen könnten individuell besprochen werden, sagt Gerald Schau. In fünf Jahren müsse die Versicherung einen Abschlag auf Schmerzensgeld und Schadenersatz leisten, so dass dann dieses private Darlehen vollständig getilgt werden könnte, so Jenny Schau. Sie werde ab kommenden Montag auch wieder arbeiten und könnte dann eine Hypothek bei ihrer Hausbank beantragen, so dass eine frühere Tilgung eventuell möglich wäre.
Menschen und Unternehmen helfen der Familie
Die Familie nutzt für ihre Hilferufe die Internet-Plattform Gofundme. Hier bittet die Familie um Spenden, um das Geld für den Neustart zu sammeln. Diese Spenden-Portale sind nicht unumstritten, weil sie gewinnorientiert arbeiten. Für die Dienstleistung behält die Plattform nach eigenen Angaben 2,9 Prozent und 25 Cent pro Spende als Transaktionsgebühr ein.
Viele Menschen und Firmen helfen bereits der Familie außerhalb der Plattform. Schwarz-Malermeister aus Buxtehude und die Tischlerei Tobias Höft aus Ahlerstedt beraten die Schaus und wollen beim behindertengerechten Umbau unterstützen. Sie verzichten auf viel Geld, damit das Projekt in dem vorgegebenen Kostenrahmen bleibt. Auch Fenjas ehemaliger Arbeitgeber Toom will beim Umbau helfen. Die Kontakte zu den Unternehmen kamen zum Teil über die Anwältin zustande, die die Familie in der Aufarbeitung der Unfallfolgen unterstützt.

Das Fahrzeug wurde durch die Kollision an der Beifahrerseite schwer beschädigt. Foto: Feuerwehr