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TNach dem Fischsterben: Angler kritisieren Verwaltungen heftig

Timo Buning ist Vorsitzender des Angelvereins Horneburg und enttäuscht über die Kommunikation mit gleich zwei Rathäusern.

Timo Buning ist Vorsitzender des Angelvereins Horneburg und enttäuscht über die Kommunikation mit gleich zwei Rathäusern. Foto: Fehlbus

Beim Abwasser stimmt die Chemie wieder, aber die Angler sind enttäuscht. Die Rede ist von Lügen und Falschnachrichten aus den Rathäusern Harsefeld und Horneburg.

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Von Miriam Fehlbus
Samstag, 31.05.2025, 07:50 Uhr

Harsefeld. Das Klärwerk Bockholt in der Samtgemeinde Harsefeld arbeitet wieder normal. Wie berichtet hat wohl illegal über das Abwassernetz entsorgte Chemietoiletten-Flüssigkeit ein großes Fischsterben in der Aue ausgelöst. Die hervorgerufenen fehlerhaften Abbauprozesse in der biologischen Reinigungsstufe waren für viele Lebewesen tödlich. Angler und Behörden arbeiten weiter die Folgen des Giftvorfalls auf - nicht ohne Störgeräusche.

Falschnachrichten zum Angelverbot und kein Kontakt

Die Samtgemeinde Harsefeld verweist seit einer Woche auf ihrer Seite im Internet auf einen engen Austausch mit dem Landkreis, dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und den Angelvereinen.

„Das ist gelogen“, sagt Timo Buning, Vorsitzender des Angelvereins Horneburg, als Pächter an der Aue in einer ersten Reaktion. Niemand aus dem Harsefelder Rathaus habe sich bei den Vereinen Horneburg, Bliedersdorf oder Harsefeld gemeldet. Und aus einem anderen Rathaus kamen Fehlinformationen dazu.

Buning hat nach dem Fischsterben ein Angelverbot verhängt, „weil die Aue toxisch verunreinigt wurde und ich nicht die Hand dafür ins Feuer legen kann, dass es problemlos ist, wenn ein Mitglied den Fisch isst“.

Als die Samtgemeinde Horneburg am Dienstag, 27. Mai, auf ihrer Internetseite berichtet, die Sperrung im „Horneburger Bereich“ sei wieder aufgehoben, führt das zu weiterem Unmut. „Wenn der Zeitpunkt da ist, hebe ich das auf und kein anderer. Wir haben die Samtgemeinde Horneburg angeschrieben und bis heute keine Antwort“, sagt Buning.

Samtgemeinde Harsefeld als Störer verantwortlich

Harsefelds Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück hat ein Kommunikationsdefizit gegenüber dem Verein inzwischen eingestanden und mit dem Vorsitzenden persönlich telefoniert. Dabei hat sie deutlich gemacht, dass sich die Samtgemeinde Harsefeld beim Schadensausgleich zuständig fühlt.

„Wir sind Störer, verantwortlich für die Kläranlage und werden die Kosten tragen“, sagt sie, auch wenn die Samtgemeinde nicht primäre Verursacherin der Gewässerverunreinigung ist.

„Wir haben umgehend Strafanzeige gegen unbekannt gestellt“, so Kück. Bei einer Nichtermittlung des Verursachers hat die Kommune allerdings keine Möglichkeiten, die entstandenen Kosten weiterzugeben.

Ab Montagabend kein Wasser mehr eingeleitet

Inzwischen wurde auch der genaue Ablauf aufgearbeitet. Aufgefallen waren die Veränderungen im Klärwerk zunächst über eine sichtbare Veränderung des Wassers, sagt Kück: „Wir haben am Sonntag sofort reagiert.“ Es gab einen Feuerwehreinsatz, bei dem es zuerst noch Entwarnung gab. Als in der Anlage die Messwerte für Alarm sorgten, sei der Zulauf in die Aue sofort gestoppt worden. „Das war am Montagabend“, so Kück. Das Fischsterben fiel Dienstag zwei jungen Anglern auf.

Gefährliche Umwandlung von Ammonium-Stickstoff

Durch Zuführung von Schlamm mit Bakterienkulturen aus dem Harsefelder Klärwerk gelang es, die biologische Reinigungsstufe wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das Klärwerk entwässert bereits seit dem 23. Mai wieder in die Aue. Alle Überwachungswerte werden wieder deutlich unterschritten.

Für die Angler bleibt ein trauriger Blick auf die von ihnen gepflegte und genutzte Aue. Die Folgen des biologisch nicht richtig abgebauten Ammonium-Stickstoffs, der sich unter bestimmten Umständen in das für Fische hochgiftige Ammoniak umwandeln kann, sind verheerend.

Wie weit die Auswirkungen gehen, soll in den nächsten Wochen weiter überprüft werden. „Wir werden am Sonntag noch einmal Elektrofischen“, sagt Timo Buning. Damit wird eine Bestandsaufnahme ermöglicht, an deren Ende die Fische wieder in die Freiheit entlassen werden.

Die Erwartungen seien fürchterlich, sagt Buning. Auch wenn von einer vollständigen Regenerierung der Aue ausgegangen wird, ist der aktuelle Stand: „Zwischen Bockholt und Kakerbeck gibt es kein Leben mehr.“

Tote Wollhandkrabbe und tote Stichlinge: Die Angler finden sie in großer Zahl in der Aue bei Kakerbeck.

Tote Wollhandkrabbe und tote Stichlinge: Die Angler finden sie in großer Zahl in der Aue bei Kakerbeck. Foto: Fehlbus

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