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Dachgeschossbrand

TNachbarn aus brennendem Haus befreit – Er wird zum Lebensretter

Tobias Münster wohnt im Erdgeschoss des Hauses in Spaden, in dem am Dienstagabend die Dachgeschosswohnung in Flammen stand.

Tobias Münster wohnt im Erdgeschoss des Hauses in Spaden, in dem am Dienstagabend die Dachgeschosswohnung in Flammen stand. Foto: Hornbostel

Die Dachgeschosswohnung in Spaden steht in Flammen. Ein Seniorenpaar lebt dort, der 78-jährige Mann liegt schon auf dem Boden. Tobias Münster riskiert seine Gesundheit, um die beiden zu retten. Die ganze Geschichte.

Von Feenke Hornbostel Freitag, 05.04.2024, 07:15 Uhr

Schiffdorf-Spaden. „Das ganze Treppenhaus war voller Rauch“, erzählt Tobias Münster. „Bis zu den Knien war alles voller dichtem, schwarzem Qualm.“ Der 36-jährige Soldat half einem Seniorenpaar am Dienstagabend, ihre brennende Dachgeschosswohnung zu verlassen. Ganz unversehrt blieb er dabei nicht.

Es war ein ganz normaler Abend, bis es bei Tobias Münster an der Tür klingelte. Seine 85-jährige Nachbarin aus der Dachgeschosswohnung stand vor der Tür. „Oben brennt es“, sagt sie. Ihr 78-jähriger Ehemann war noch oben – er lag mitten im schwarzen Rauch. Lange nachdenken musste Münster nicht, er machte sich sofort auf den Weg in die Wohnung des Seniorenpaares.

Nachbar lag bereits auf dem Boden

Ob der 78-Jährige gestürzt ist, ist bisher nicht klar. Laut Münster lag er bereits in der Küche auf dem Fußboden und wurde irgendwie von seiner 85-jährigen Frau zur Tür geschleift. Er vermutet, dass sein Nachbar sich etwas zu Essen machen wollte und dies dann angebrannt ist. Als Münster oben ankam, lag der Senior auf der Schwelle der Wohnungstür. „Ich dachte nur, dass wir ihn irgendwie nach unten kriegen müssen“, berichtet der 36-Jährige.

Mit der Drehleiter gingen die Feuerwehren vor.

Mit der Drehleiter gingen die Feuerwehren vor. Foto: Ortsfeuerwehr Sellstedt

Die kräftige Statur des Nachbarn erschwerte die Situation noch zusätzlich. Zudem wurde der Rauch immer dichter und auch Tobias Münster bekam zunehmend Schwierigkeiten, Luft zu bekommen. Aus seiner Wohnung holte er sich eine FFP2-Maske, um sich wenigstens ein wenig vor dem Rauch, den er permanent einatmen musste, schützen zu können.

Der Senior hatte Probleme mit dem Laufen

Tobias Münster zog den Mann von der Türschwelle, dieser lag immer noch am Boden. Er hatte schon sehr viel Rauch eingeatmet. Dann schaffte es der 78-Jährige wieder auf die Beine, sich abstützend an Tobias Münster und dem Treppengeländer. Langsam schafften sie es, rückwärts ins erste Stockwerk zu gelangen. Der Bewohner der Dachgeschosswohnung hatte ohnehin Probleme mit dem Laufen, dazu kam Rauch, der sich inzwischen im ganzen Treppenhaus ausbreitete.

Alle drei Beteiligten kamen ins Krankenhaus

Tobias Münster war bewusst, dass sie sich nicht mehr lange im Treppenhaus aufhalten konnten, denn auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr benötigten Platz, um über die Treppen mit ihrer Ausrüstung nach oben zu gelangen. Also schafften er und sein Nachbar es, auch die nächsten Treppen, die ins Erdgeschoss führten, zusammen herunterzulaufen.

Kaum waren sie unten angekommen, wurden der 78-Jährige und seine Frau in ein Krankenhaus gebracht. „Das alles hat nicht länger als zehn Minuten gedauert“, erzählt Münster über die Rettungsaktion. Daran gedacht, den Mann sich selbst zu überlassen, hat der 36-Jährige keine Sekunde. „Der einzige Gedanke, den ich hatte, war, dass er irgendwie da runtermusste“, sagt er.

Dachgeschosswohnung vorerst unbewohnbar

Auch Münster kam mit einer leichten Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus. Inzwischen ist aber fast alles wieder gut. „Ich habe nur noch ein bisschen Husten“, erzählt er. Am selben Abend durfte er das Krankenhaus auch schon wieder verlassen. Dass die Wohnung seiner beiden Nachbarn zeitnah wieder bewohnbar sein wird, bezweifelt er. Wichtiger ist, dass dem Seniorenpaar nichts Schlimmeres passiert ist. Ob das ohne die Zivilcourage von Tobias Münster auch der Fall gewesen wäre, weiß man nicht.

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