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Betriebsaufgabe

TNächster Bäcker in der Region gibt auf – Lange Tradition endet

Die Bäckerei von Uwe Wiechmann und seinem Sohn Jan in Geestenseth wird in andere Hände übergeben.

Die Bäckerei von Uwe Wiechmann und seinem Sohn Jan in Geestenseth wird in andere Hände übergeben. Foto: Anspach/dpa

Wieder verschwindet eine Bäckerei im Stader Nachbarkreis und ein weiteres Stück Backkultur geht verloren. Immerhin: Der Betrieb wird übernommen.

Von Leandra Hanke Dienstag, 14.11.2023, 22:00 Uhr

Schiffdorf. Schon mit 12 Jahren lernte Uwe Wiechmann von seinem Vater Günther, wie man einen Sauerteig backt. Der Familienbetrieb existiert seit 1967, in zweiter Generation führt Wiechmann ihn mit seinem Sohn Jan weiter. Nach 23 Jahren ist nun Schluss. Am 28. Januar 2024 öffnet der 61-Jährige das letzte Mal sein Café Wiechmann. „Ich gehe ohne Groll hier raus“, sagt Wiechmann. Betrübt sei er dennoch.

Geschäft läuft gut - aber Zukunft ist alles andere als rosig

Obwohl das Geschäft noch gut läuft, sieht der Bäckermeister die Zukunft seiner Bäckerei auf dem Land aufgrund vielfältiger Gründe gefährdet. Angefangen beim Fachkräftemangel und dem Problem, geeignete Bewerber zu finden. Der Beruf genieße ein zu schlechtes Image, obwohl sich inzwischen die Arbeitsbedingungen gebessert hätten, so Wiechmann.

Hinzu kommen die hohen Energiekosten, steigender Mindestlohn, CO2 Steuer - Faktoren, die sich in den Preisen der Backwaren niederschlagen. „Und für Qualität sind viele nicht mehr bereit, höhere Preise zu zahlen“, stellt Wiechmann fest. Viele entscheiden sich stattdessen für die Konkurrenz, die Supermärkte, die ihre Teigwaren aus den Backautomaten billiger anbieten können.

Die Bäckerei von Uwe Wiechmann und seinem Sohn Jan in Geestenseth übergibt ihr Geschäft in andere Hände.

Die Bäckerei von Uwe Wiechmann und seinem Sohn Jan in Geestenseth übergibt ihr Geschäft in andere Hände. Foto: Scheschonk

„Die kleinen Bäckereien werden aus den Dörfern verschwinden“, prognostiziert Wiechmann. Bevor es zu spät sei und er vor der Insolvenz stünde, möchte Wiechmann deshalb lieber „erhobenen Hauptes“ seinen Betrieb übergeben. Wenn das Geschäft noch gut laufe, sei es zudem einfacher, an einen anderen Betrieb zu übergeben. Für Wiechmanns Sohn Jan, der seit zehn Jahren an der Seite seines Vaters arbeitet, kam die Übernahme nicht infrage. Mit Blick auf die unsichere Zukunftsperspektive sei dies keine Option für den 28-Jährigen. Einen anderen Nachfolger hat Wiechmann aber bereits gefunden. Bäckerei Prenzler wird ab März übernehmen. Das Familienunternehmen Prenzler, mit Filialen in Beverstedt, Bad Bederkesa, Lunestedt und Loxstedt, möchte die Räumlichkeiten umbauen.

Beliebte Zitronenrolle wird Kunden fehlen

Ein Treffpunkt, das Café mit den rund 40 Plätzen und der Sommerterrasse, bleibt in Geestenseth also erhalten. Was verschwinden wird, ist die berühmte Zitronenrolle aus dem Hause Wiechmann. „Viele sind mit unserer Zitronenrolle groß geworden. Da bricht für manche eine Welt zusammen“, weiß Wiechmann. Auch das „Frelsdorfer Schwarzbrot“, das aus dem hauseigenem Sauerteig aus Roggenvollkorn hergestellt wird, werden viele Kunden vermissen.

Noch fertigt Jan Wiechmann voller Hingabe sein Sonnenblumen-Schwarzbrot. Für ihn kam das Weiterführen des Familienbetriebs nicht infrage.

Noch fertigt Jan Wiechmann voller Hingabe sein Sonnenblumen-Schwarzbrot. Für ihn kam das Weiterführen des Familienbetriebs nicht infrage. Foto: Scheschonka

Die beliebten Klassiker von Wiechmann werden auch auf dem Geestemünder Wochenmarkt in Bremerhaven fehlen, den Stand betreiben sie dann ebenfalls nur noch bis Ende Januar. Rückblickend waren für Wiechmann die ersten zehn Jahre dank seines tollen Teams die schönsten.

Zahl der Bäckereien schrumpft immer mehr - auch in der Region

Wiechmann wird nicht der letzte Bäcker sein, der aufgibt. In Deutschland schrumpfe die Zahl der kleinen, traditionellen Bäckereien deutlich, erzählt Jörg Itjen, stellvertretender Obermeister der Bäcker-Innung. Auch in der Region. Heute gebe es im Kreis Cuxhaven und in Bremerhaven noch etwa 15 Bäcker, vor 25 Jahren waren es dreimal so viel. Für den Cuxhavener Bäcker ist das ein Verlust. „Die Vielfalt verschwindet. Mit jedem Bäcker, der zumacht, geht ein Stück Backkultur verloren, ein besonderes Rezept oder eine bestimmte Art zu backen“, findet Itjen.

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