TNächte ohne Bomben: Landkreis plant Projekt mit ukrainischen Kindern

Generalkonsulin Iryna Tybinka und Landrat Kai Seefried schmieden Pläne für eine Partnerschaft mit einer Gemeinde in der Ukraine. Foto: Richter
Was macht die ukrainische Generalkonsulin in Stade? Kurz vor dem dritten Jahrestag der russischen Invasion sagt sie den Helfern Danke - und ruft mit dem Landrat ein neues Projekt ins Leben.
Landkreis. Putins groß angelegte Invasion in der Ukraine begann am frühen Morgen des 24. Februar 2022. Mitten im Schock machte das Land mobil, vor allem Kinder, Frauen und Alte flüchteten Richtung Westen. Im Landkreis Stade krempelten viele Menschen die Ärmel hoch, um zu helfen - und tun es bis heute.
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Eine wichtige Rolle spielt dabei Grischa Kaflowsky, ukrainischer Geschäftsmann aus Kiew, der viele Jahre in Assel gelebt hat. Für die Hilfstransporte ist er eine Brücke in die Ukraine.
Fahrzeuge für Feuerwehr und Rettungsdienst, Medizinprodukte und andere Hilfsgüter im Wert von mehreren 100.000 Euro sind schon überführt worden. Der nächste Konvoi startet im Mai.
Dr. Irina Tybinka, die für Norddeutschland zuständige ukrainische Generalkonsulin, spricht im Namen ihrer Landsleute allen Helfern großen Dank aus: „Sie haben nicht nur Hilfsgüter geschickt, sondern auch Hoffnung und die Zuversicht, dass wir diese Herausforderung überwinden können, wenn wir zusammenstehen.“
Zum bevorstehenden dritten Jahrestag hat sie Landrat Kai Seefried im Kreishaus besucht. Im Pressegespräch betont die Konsulin, dass auch für Europa eine lange Phase des Friedens zu Ende sei: „Wir alle sind verflucht, in neuen Realitäten zu leben.“ Angesichts von Putins Imperialismus müsse jedes Land in Europa sich selbst überlegen, was es bereit sei, für sein Überleben zu tun.
Aktuell wird über die Finanzierung weiterer Hilfen und Waffen für die Ukraine gestritten - auch im Bundestagswahlkampf. Putin führe mit Fake News und Wahlkampfmanipulation einen gefährlichen hybriden Krieg, warnt Tybinka, denn: „Die Demokratie hat eine Stärke und Schwäche zugleich: ständige Diskussionen.“
Trump hat angekündigt, in kurzer Zeit ein Friedensabkommen auszuhandeln. Immer wieder ist zu hören, dass die russisch-ukrainische Grenze auf dem aktuellen Stand eingefroren werden soll.
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Die Generalkonsulin wagt keine Prognose dazu, wann der Frieden kommen und wie er aussehen könnte: „Das wäre reine Spekulation. Und sollte es zum Einfrieren der Grenzen kommen, wäre es ein Bruch des Völkerrechts.“
Arbeit an Friedensperspektiven
In der Ukraine wie im Landkreis Stade haben die Menschen notgedrungen gelernt, mit dem Krieg zu leben. Vor drei Jahren lebten 65 Ukrainer im Landkreis Stade. Aktuell haben 3400 hier einen dauerhaften Aufenthalt. „Die Menschen können nicht jahrelang auf gepackten Koffern sitzen“, sagt Tybinka.
Viele bauen sich in Deutschland eine Existenz auf. Gleichzeitg seien aktuell eine Million Arbeitsplätze in der Ukraine unbesetzt. Deshalb hat die Ukraine unter anderem in Hamburg Zentren gegründet, die der Integration in Deutschland, aber auch der Pflege der eigenen Sprache, Kultur und der Eröffnung von Arbeitsperspektiven in der Ukraine dienen. Denn für den Wiederaufbau werde jede Kraft benötigt.
Tybinka sieht darin eine Herkulesaufgabe und eine Chance zugleich. Auch für Investoren: „Wer jetzt im Zug sitzt, wird gewinnen.“ Dänemark plane den ersten, großen Windpark. Die Verbindung des Landkreises Stade wollen Tybinka und Seefried zuerst aber auf eine andere Art stärken: durch eine Partnerschaft.
Niedersachsen hat vor einem Jahr eine Partnerschaft mit der urkrainischen Oblast Mykolajiw unterzeichnet und will auch kommunale Partnerschaften fördern. Ein Projekt wäre zum Start sehr geeignet, finden Kai Seefried und Irina Tybinka: Kinder aus der Ukraine, die nachts oft wegen Luftalarms aus dem Bett geholt werden, könnten sich bei Freizeitfahrten im Kreis Stade in sorglosen, ruhigen Nächten erholen - und Kontakte knüpfen. Seefried will das Projekt schon bald im Kreistag vorstellen.