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Nachverdichtung

TNeue Bauplätze: Warum Himmelpforten an Grenzen stößt

Ein Blick auf Himmelpfortens Ortsrand: Oben ist die Bahnstrecke als quere Linie zu sehen. Zwischen Wohnbauflächen (rosa) und Mühlenbach (blau) sind keine weiteren Baugrundstücke machbar.

Ein Blick auf Himmelpfortens Ortsrand: Oben ist die Bahnstrecke als quere Linie zu sehen. Zwischen Wohnbauflächen (rosa) und Mühlenbach (blau) sind keine weiteren Baugrundstücke machbar. Foto: Klempow

Himmelpforten ist als Wohnort gefragt. Aber der Zuzug stagniert im größten Ort der Samtgemeinde. Bauplätze sind rar, dabei spielt auch das einstige Kloster eine Rolle.

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Von Grit Klempow
Mittwoch, 26.11.2025, 05:50 Uhr

Himmelpforten. Himmelpforten hat viel zu bieten: gute Anbindung, Schulen und freie Kitaplätze, ein tolles Freizeit-, Sport- und Kulturangebot. Was Himmelpforten bis zum nächsten Jahr nicht hat, sind verfügbare Baugrundstücke. Warum ist das so?

Darauf haben Bürgermeister Bernd Reimers und sein Erster Allgemeiner Vertreter Frank Buhrmester Antworten. Beim Blick auf den Flächennutzungsplan zeigt sich die Krux. Hellgrün leuchtet es rund um Himmelpforten - da ist doch überall noch Platz. Buhrmester schüttelt den Kopf, tippt auf die Karte und zeigt, warum es so schwierig ist, Bauland auszuweisen.

Probleme mit Boden und Schutzgebiet

Lage und Boden: Zwischen Ortsrand und Mühlenbach ist der Boden zu feucht, der Landkreis sieht den Biotop-Charakter der Flächen. Auch hinter dem Löher Feld sieht der Landkreis Zersiedelungstendenzen und Vorbehaltsflächen Biotop. Richtung Breitenwisch endet die geschlossene Ortschaft - neue Häuser sind dort aufgrund der Zersiedelung nicht erwünscht.

Das Wasserschutzgebiet: „Ganz Himmelpforten ist Wasserschutzzone 3, aber hier gelten strengere Regeln“, sagt Buhrmester und zeigt auf eine dicke blaue Linie, die das Schutzgebiet 2 nördlich der Bahn und rund um das Wasserwerk markiert.

Die Zufahrt zum Baugebiet wird im nächsten Jahr wieder aktuell, wenn an der Kreisstraße 68 in Himmelpforten im Gebiet Ramels Nord gebaut werden kann.

Die Zufahrt zum Baugebiet wird im nächsten Jahr wieder aktuell, wenn an der Kreisstraße 68 in Himmelpforten im Gebiet Ramels Nord gebaut werden kann. Foto: Klempow

Die blaue Linie verläuft hinter Hüperskamp und Gerstenkamp und später parallel zur K68 Richtung Hammah. Innerhalb der blauen Linie darf nicht mehr gebaut werden. Nur ein Quadrat am Gerstenkamp ist als Wohnbaufläche gekennzeichnet - und dort wird es das neue Baugebiet Ramels Nord mit rund 20 Grundstücken geben. Der Plan liegt derzeit aus.

Landkreis bemängelt mögliche Erschließung

Die Erschließung: Land allein genügt nicht - es muss auch erreicht werden. Neben dem etwa 15 Jahre alten Baugebiet Rameler Kamp, an der Bahn Richtung Hammah, ist noch Platz auf dem Acker. Aber die Straße Pferdeweide im Baugebiet biegt mit einer Kurve ab - von dort aus kann keine Straße für den hinteren Bereich angeschlossen werden. Der vorhandene Wirtschaftsweg sei für eine Erschließung derzeit nicht geeignet, sagt der Landkreis.

Rund um das Wasserwerk Himmelpforten gilt eine engere Schutzzone - gebaut werden kann dort nicht mehr.

Rund um das Wasserwerk Himmelpforten gilt eine engere Schutzzone - gebaut werden kann dort nicht mehr.

Südlich davon fließt der Himmelpfortener Bach, dort ist die Bebauung wegen schützenswerter Auen in einem bestimmten Abstand nicht möglich. Das wiederum schränkt Platz so ein, dass sich die Erschließung für ein halbes Dutzend Grundstücke zwischen Schutzgebiet und Freizeitplatz kaum lohnt, so Reimers.

Land steht nicht zum Verkauf

Die Eigentümer: Viel Platz ist hinter Häusern in der Straße Forth und an der Schulstraße. Eine Ackerfläche mitten im Ort - und kein Bauland? „Die Fläche steht nicht zur Verfügung“, erklärt Reimers. Das heißt, die Eigentümer wollen nicht verkaufen. Auch das gehört zum Tagesgeschäft, „das müssen wir akzeptieren“, sagt der Bürgermeister.

Der Staatsforst: Der scheidet als Baugebiet selbstverständlich aus, ist aber gut für die Lebensqualität. Das Wohngebiet Klosterfeld ragt wie eine Nase in den Wald und ist das Verbindungsstück von Seniorenheim und Ort. Die Straße in den Reddern führt als Schotterweg entlang des Waldes zu landwirtschaftlichen Flächen. Hier könnte nördlich und südlich auf lange Sicht noch gebaut werden - aber auch dort stehen die Flächen längst noch nicht zur Verfügung.

Kleine Flächen, viele Eigentümer

Das ehemalige Kloster: Himmelpfortens Kloster gibt es schon seit 1647 nicht mehr - aber bis heute hat es Auswirkungen auf die Dorfstruktur. Buhrmester erklärt warum: „Die Klosterflächen wurden aufgeteilt, in sehr kleine Einheiten.“ Das erschwert die Verhandlungen, wenn die Gemeinde Bauland erwerben will.

Die Karte ist nicht mehr aktuell, zeigt aber den Zuschnitt der schmalen Flächen in Himmelpforten. Der obere Bereich zwischen Brink und Stubbenkamp ist bereits bebaut.

Die Karte ist nicht mehr aktuell, zeigt aber den Zuschnitt der schmalen Flächen in Himmelpforten. Der obere Bereich zwischen Brink und Stubbenkamp ist bereits bebaut. Foto: Klempow

Deutlich zu sehen ist das bei einem Gebiet am südlichen Ortsrand, zwischen Stubbenkamp-Siedlung und Kita Abenteuerland am Brink. Die Ackerfläche ist auf der Karte in schmale Streifen zerteilt. Bei 6 oder 7 Hektar hätten Nachbargemeinden es mit ein bis zwei Eigentümern zu tun. „Bei uns sind es 30“, sagt Buhrmester. In den Nutzungsplan der Samtgemeinde ist der Acker als Wohnbaufläche Besenriede vorsorglich aufgenommen worden. Der Landkreis muss noch zustimmen.

Nachverdichtung: Himmelpforten sieht von oben betrachtet lang und schmal aus und wird durch Bahnlinie, Bundesstraße und Horsterbeck begrenzt. Am Ortsrand ist in Himmelpforten der Spielraum in großen Teilen ausgeschöpft.

Vor 30 Jahren hatte Himmelpforten noch 4280 Einwohner, zum Ende des vergangenen Jahres waren es 5172. Dort leben mit 283 Einwohnern auf einem Quadratkilometer im Vergleich zu Oldendorf (129,5) und Hammah (108,3) mehr als doppelt so viele. Das zeigt: Die Fläche in Himmelpforten ist begrenzt.

Die Gemeinde setzt deshalb auf Nachverdichtung. Der Bebauungsplan Bahnhof ist in Arbeit, soll die Nachverdichtung und eine „geregelte Innenentwicklung“ im Bereich des Bahnhofs ermöglichen. Das bezieht auch Grundstücke am Marschweg und an der Bahnhofstraße ein.

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