Neue Biomüll-Regeln: Das ändert sich ab Mai

Falsch befüllte Biotonnen werden im Landkreis Stade nicht geleert - bei groben Verstößen droht zudem ein Bußgeld. Foto: Swen Pförtner/dpa
Nach dem Wirrwarr um Altkleider im Restmüll werden jetzt die einheitlich strengeren Regeln für die Biotonne umgesetzt. Im schlimmsten Fall zahlen alle drauf.
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Landkreis. Ab dem 1. Mai tritt in Deutschland eine verschärfte Bioabfallverordnung in Kraft - im Behördendeutsch: „Schadstoff- und Fremdstoffminimierungsverordnung“. Ziel dieser Regelung auf Basis von EU-Vorgaben ist es, den Anteil von Fremdstoffen wie Plastik, Glas oder Metall im Biomüll drastisch zu reduzieren. Künftig darf der Fremdstoffanteil in dem von der Müllabfuhr zu den Kompostieranlagen gebrachten Biomüll drei Prozent nicht mehr überschreiten. Andernfalls drohen Konsequenzen - eben auch für die Verursacher, die Haushalte.
Der Beschluss der Verordnung stammt bereits aus dem Jahr 2022; es galt eine Übergangsfrist, zum 1. Mai dieses Jahres aber tritt erst der verschärfte Paragraf 2a in Kraft. Durch die Novellierung soll eine Störstoffquote von maximal einem Prozent erreicht werden.
Betreiber der Behandlungsanlagen müssen künftig die Menge an Fremdstoffen im angelieferten Bioabfall prüfen. Werden die neuen Obergrenzen überschritten, können sie die Annahme verweigern oder müssen die Fremdstoffe teuer entfernen. Gelingt das Sortieren in den Landkreis-Haushalten nicht, dürften die Zusatzkosten der Anlagenbetreiber früher oder später als Erhöhung wieder beim Gebührenzahler landen.

Ein Klassiker im Biomüll: das Kartoffelnetz, das dort nicht hinein gehört. Die Küchenabfälle im Plastikbeutel dagegen sind schon dreist. Foto: Landkreis Stade
Fremdstoffe in Biotonnen - Was das für Haushalte bedeutet
Deshalb dürften Müllwerker und Landkreise künftig genauer hinsehen, die Abfälle verstärkt auf Verunreinigungen überprüfen. Im Umkehrschluss heißt das: Ist der Bioabfall nicht „sortenrein“, wird die Tonne nicht geleert. Schlimmer noch: Bei groben Verstößen werden Bußgelder von bis zu 2500 Euro erhoben. Im Landkreis Stade spricht Sprecher Daniel Beneke sogar von bis zu 5000 Euro an möglichen Strafen.
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Inhalte der Müllfahrzeuge werden dabei bei Chargenanalysen untersucht. Stichprobenartig kontrollieren seit dem Jahr 2022 im Landkreis auch die Abfallberaterinnen vom Amt. Im Kreis wurden Bürger mit einer groß angelegten Biomüll-Kampagne sensibilisiert. (Martialischer) Name: „Tatort Biotonne“.
Das TAGEBLATT berichtete regelmäßig über Kontrollen und Fehlwürfe. Die Quoten an beanstandeten und nicht geleerten Tonnen beliefen sich je nach Kontrollort zwischen 4 und in Extremfällen knapp 20 Prozent - jede fünfte Tonne.
Ein Informationszettel klärte die Haushalte anschließend auf.
Landkreis Stade prescht vor: Verbot von Biofolienbeuteln
Im Landkreis gilt bereits seit dem 1. Januar 2024 ein Verbot der vom Handel als kompostierbar beworbenen Plastikbeutel, in denen Küchenabfälle gesammelt werden. Die Bilanz zuletzt? Laut Landkreis seien die meisten Haushalte dem Aufruf gefolgt, auf Biofolienbeutel zu verzichten, und stattdessen Papiertüten oder auch Zeitungspapier zu verwenden.
Hintergrund: Die Plastikbeutel benötigen eine längere Zeit zum Verrotten in der Kompostieranlage als die Bioabfälle und müssen als Fremdstoff aussortiert und entsorgt werden.

Mit diesen Plakaten versucht der Landkreis Stade, die Qualität des Biomülls zu verbessern. Foto: Landkreis
Ein Problem zuletzt, das vor allem in den größeren Städten und Wohngebieten aufgefallen war: entsorgte Hundekotbeutel in den Tonnen. Fäkalien haben in der Biotonne indes nichts verloren. Die Abfallberaterinnen appellieren an Hundebesitzer: „Bitte keine Kotbeutel in die Biotonnen geben, auch wenn die Beutel vermeintlich aus kompostierbaren Folien bestehen.“ So sei auch Kleintierstreu ausgeschlossen.
Für die Kontrollen in der Vergangenheit hätten Anwohner großes Verständnis gezeigt, berichtete der Landkreis zuletzt. Manche beklagten allerdings, dass Spaziergänger Müll und Hundekotbeutel in ihren Biotonnen entsorgten.
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Was darf in die Biotonne und was nicht?
Ziel der Gesetzgebung zu Bioabfällen ist es, möglichst viele Bioabfälle sortenrein zu sammeln und hochwertig zu verwerten. Hochwertig heißt in diesem Fall: Entweder wird der Biomüll zu Humus kompostiert oder (noch besser) zu Biogas vergoren.
Was genau in die Biotonne darf und was nicht, regeln die Kommunen vor Ort. Denn das entscheidet sich danach, wie der Biomüll später verwertet werden soll. Um Ärger zu vermeiden, sollten nur kompostierbare Abfälle wie Obst- und Gemüsereste, Kaffeesatz oder Gartenabfälle in die Biotonne wandern.
Nicht hinein gehören hingegen (Auswahl):
- Plastiktüten, (Bio-)Plastik-Verpackungen
- Windeln und Hygieneartikel
- Flüssige Speisereste
- Asche, Zigarettenkippen
- Glas, Metall, Keramik
- Tierische Exkremente
- Behandeltes Holz
Neben dem Recycling sei das oberste Ziel des Kreislaufwirtschaftsgesetzes die Abfallvermeidung. „Hierzu kann jede und jeder von uns seinen Beitrag leisten, in dem sie oder er Mehrwegsysteme nutzt“, heißt es von der Abfallberatung im Landkreis Stade.
Weitere Hinweise und Tipps zur Mülltrennung finden Bürger auf der Internetseite muelltrennung-wirkt.de und direkt beim Landkreis unter abfall.landkreis-stade.de. Fragen zum Thema Mülltrennung beantwortet die Abfallberatung des Landkreises Stade auch telefonisch unter 04141/ 128016.
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Menge an Haushaltsabfällen weiter gesunken
Das Aufkommen an Haushaltsabfällen in Deutschland ist mit rund 433 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2023 auf einen Tiefstand gesunken. Daten für das vergangene Jahr liegen noch nicht abschließend vor.
Zum Vergleich: Im Corona-Jahr 2021 waren demnach pro Kopf noch 51 Kilogramm mehr Müll zusammengekommen, im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 24 Kilogramm mehr.
Etwa ein Drittel der 2023 eingesammelten Haushaltsabfälle waren Hausmüll (35 Prozent), hierzu zählt alles, was nicht in die Wertstoffsammlung, die Gelbe Tonne oder die Biotonne geworfen werden soll oder speziell entsorgt werden muss. 31 Prozent waren getrennt gesammelte Wertstoffe wie Papier, Pappe, Plastik- und Metallverpackungen oder Glas.
Rund ein Viertel der Haushaltsabfälle war Biomüll (28 Prozent). Die geringsten Anteile entfielen auf Sperrmüll (7 Prozent) und sonstige Abfälle (0,5 Prozent) wie Batterien und Farben. (fi/dpa/tip)