Abfall-Sünder im Kreis Stade: Ab April macht die Müllabfuhr ernst

Künftig werden bei stichprobenartigen Kontrollen auch Biotonnen mit Biofolienbeuteln ungeleert bleiben. Foto: Swen Pförtner/dpa
Falsch befüllte Biotonnen sind seit mehr als eineinhalb Jahren ein Ärgernis, seit Jahresbeginn gilt im Landkreis zudem ein Verbot der beliebten Biomüllbeutel. Das Abfallberatung zieht Bilanz – und spricht eine Warnung aus.
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Landkreis. Die Bilanz fällt auch im neuen Jahr „ernüchternd“ aus. Trotz groß angelegter Informationskampagnen und zahlreicher Kontrollen landen nach wie vor zu viele Fremdstoffe im Bioabfall. Das beklagt der Landkreis Stade in seiner jüngsten Mitteilung. „Es gibt immer noch zu viele Fehlwürfe“, klagt Abfallberaterin Sabine Kiehl.
Explizit werden dabei die sogenannten Biofolienbeutel genannt. Diese vom Handel als kompostierbar beworbenen Plastikbeutel sind im Landkreis Stade seit dem 1. Januar dieses Jahres verboten. Dennoch würden diese weiter von Bürgern benutzt.
Kreistag verbietet Biomüllbeutel und verschärft Strafen
Laut Kiehl seien die Bestandteile der Beutel nur schwer kompostierbar, sie enthielten weiterhin Plastik. „Leider – das zeigen die Kontrollen der Abfallberaterinnen – wird dieses Verbot nach wie vor häufig ignoriert“, heißt es vom Landkreis dazu. Im Frühjahr drohten nun Konsequenzen: „Ab April macht die Müllabfuhr ernst.“
Demnach werden künftig auch Biotonnen mit Biofolienbeuteln ungeleert stehen bleiben. Außerdem kann die Abfallbehörde Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten und Bußgelder von bis zu 5000 Euro verhängen, wenn Biotonnen falsch befüllt zur Abholung an die Straße gestellt werden.
„Sollte es trotzdem weiterhin zu Verstößen kommen, steht eine intensive und individuelle Beratung zur richtigen Mülltrennung an“, mahnt Kreissprecher Daniel Beneke. Theoretisch sei es auch möglich, die Biotonne einzuziehen. Dies sei allerdings das letzte Mittel, weil Bürger zur Mülltrennung verpflichtet seien. Bisher wurden lediglich vereinzelt Biotonnen in großen Wohnblöcken eingezogen, aber nicht bei Einfamilienhäusern.
Abfallentsorgung
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Warum der Biomüll im Landkreis Stade stärker kontrolliert wird
Nicht nur im Rahmen von stichprobenartigen Kontrollen nehmen die Abfallberaterinnen den Biomüll landkreisweit unter die Lupe. Bei Chargenanalysen werde auch der Inhalt der Müllfahrzeuge untersucht.
Mit der Entscheidung setzt der Kreis Stade letztlich eine Vorgabe des Bundes von 2022 um. Mit der Novelle der Bioabfallverordnung muss der Kunststoffanteil in Bioabfällen, die kompostiert, vergärt oder mit anderen Stoffen gemischt werden, auf weniger als 0,5 Prozent reduziert werden.
Betreiber der Behandlungsanlagen müssen künftig die Menge an Fremdstoffen im angelieferten Bioabfall prüfen. Werden die neuen Obergrenzen überschritten, müssen sie die Fremdstoffe teuer entfernen. Die Kosten müsste letztlich der Gebührenzahler tragen. Nur wenn die Bioabfälle aus der Biotonne stammen, sind höchstens ein Prozent Kunststoffe zulässig.
Biomüll: Was im Landkreis Stade in die Tonne gehört
„Eigentlich ist es ganz einfach: Nur natürliche Bioabfälle gehören in die Biotonne“, sagt die Expertin. Sogenannte „Bioplastik-Verpackungen“ oder „biologisch abbaubaren Kunststoffe“, wie sie etwa in Einkaufsbeuteln, Einweggeschirr, Kaffeekapsel oder To-Go-Bechern zum Einsatz kommen, haben nichts in der Biotonne verloren. Hier sollten sich Bürger nicht von falschen Werbeversprechen täuschen lassen.
„Papiertüten sind nach wie vor erlaubt und können genutzt werden“, sagt Kiehl. „Es gibt sie in unterschiedlichen Größen – auch zum Auskleiden für die gesamte Biotonne.“ Außerdem könne Zeitungspapier zum Einwickeln feuchter Bioabfälle und Speisereste verwandt werden. „Eingepackte feuchte Bioabfälle frieren im Winter nicht so schnell am Tonnenrand fest und locken im Sommer keine Fliegen an“, weiß die Fachfrau. Trockenere Bioabfälle könnten lose in die Biotonne gegeben werden.
Die Biomüllkampagne im Landkreis läuft seit 2022. Online gibt es dazu begleitend detaillierte Sortierhilfen. Neben dem Recycling sei das oberste Ziel des Kreislaufwirtschaftsgesetzes die Abfallvermeidung. „Hierzu kann jede und jeder von uns seinen Beitrag leisten, in dem sie oder er Mehrwegsysteme nutzt“, sagt die Abfallberaterin.
Maschinenschaden und Nässe: Kompost vorerst nur lose
Aufgrund eines Maschinenschadens bei der Kompostabfüllung in 30-Liter-Säcke muss die Abfallwirtschaft des Landkreises dieses Angebot vorerst einstellen. „Sobald wir eine geeignete Firma gefunden haben und ein neuer Auftrag vergeben werden kann, werden die handlichen Säcke wieder angeboten“, klärt Sabine Kiehl auf.
Loser Kompost, der in mitgebrachte Behältnisse abgefüllt wird, sei aber weiterhin bei den Abfallwirtschaftszentren und den Wertstoffhöfen des Landkreises - mit Ausnahme des Standortes in Wischhafen -, sowie bei den Kompostierplätzen erhältlich.
Überdies sei zudem die sogenannte Unierde ausverkauft und könne derzeit nicht produziert werden. „Die Komposterde und der Sandboden sind zwar vorhanden, aber für eine Anmischung der sogenannten Universal-Gartenerde ist sie viel zu nass. Sobald es einige Wochen überwiegend trockenes Wetter gibt, kann sie wieder hergestellt werden“, sagt Kiehl. (tip/st)