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TNeues Leben dank Stammzellenspende: Diese Aktion geht unter die Haut

Frederick Lipphardt lässt sich das TwinWin-Symbol von Susanne Heiland tätowieren.

Frederick Lipphardt lässt sich das TwinWin-Symbol von Susanne Heiland tätowieren. Foto: Pauline Meyer

Tausende Menschen ließen sich für die TwinWin-Aktion der DKMS tätowieren. Auch eine Mutter war in Harsefeld dabei. Wie wichtig eine Stammzellenspende ist, hat ihre Familie hautnah erlebt.

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Von Pauline Meyer
Dienstag, 23.09.2025, 15:50 Uhr

Harsefeld. Bei den Tätowiererinnen Susanne Heiland und Shawnya Matthews liefen am Samstag die Nadeln heiß: Mehr als 30 Menschen kamen in das Inkstuebchen nach Harsefeld, um sich ein kleines Symbol mit großer Bedeutung stechen zu lassen.

Kerstin Schmidt (links) ist bereits seit einem Jahr bei der DKMS registriert. Am Wochenende ließ sie sich das TwinWin-Symbol von Tätowiererin Shawnya Matthews stechen.

Kerstin Schmidt (links) ist bereits seit einem Jahr bei der DKMS registriert. Am Wochenende ließ sie sich das TwinWin-Symbol von Tätowiererin Shawnya Matthews stechen. Foto: Pauline Meyer

Im Rahmen der Aktion TwinWin, die vom DKMS gemeinsam mit Tätowierer und Contentcreator Jimmy-Dean (Jers) Laubinger ins Leben gerufen wurde, ließen sich am Wochenende tausende Menschen dasselbe Tattoo stechen. Ziel war es auf die Themen Blutkrebs und Stammzellspende aufmerksam zu machen - die Resonanz war überwältigend. Auch nach Harsefeld kamen Spendenwillige, Tattoofreunde und Betroffene für die gute Sache.

Susanne Heiland tätowierte auch Marc Borchardt mit dem TwinWin-Symbol. Er kam extra aus Buchholz.

Susanne Heiland tätowierte auch Marc Borchardt mit dem TwinWin-Symbol. Er kam extra aus Buchholz. Foto: Pauline Meyer

Das Motiv kombiniert das Sternzeichen für Zwilling mit einem DNA-Strang. Am Ende ergibt sich daraus eine doppelte Sanduhr, die auf die Lebenszeit verweist, die ein Stammzellspender seinem genetischen Zwilling schenkt.

DKMS-Aktion verbindet

Susanne Heiland und Shawnya Matthews haben sich erst über die Aktion kennengelernt. Matthews, die aus Helvesiek stammt, wollte sich das Tattoo eigentlich nur stechen lassen. Da Susanne Heiland aber schon ausgebucht war, taten sich die beiden Tätowiererinnen kurzerhand zusammen.

Tätowiererin Shawnya Matthews bei der Arbeit.

Tätowiererin Shawnya Matthews bei der Arbeit. Foto: Pauline Meyer

Dass die Rückmeldung so positiv war und Leute teils sogar nur zum Registrieren nach Harsefeld kamen, freute sie sehr. „Man kann so einfach Leben retten", sagt Shawnya Matthews. Susanne Heiland ergänzt: „Mit dieser Aktion ist etwas Tolles entstanden."

Familienausflug ins Tattoostudio

Frederick und Katharina Lipphardt aus Buxtehude waren begeistert von der Aktion: „Es ist eine super Sache, die wir gerne unterstützen“, ist sich das Paar einig. Die beiden kamen mit ihrer zehn Wochen alten Tochter Elvy - die wohl jüngste Unterstützerin an diesem Tag - und ließen das TwinWin-Symbol auf Bein und Hand verewigen.

Frederick und Katharina Lipphardt haben sich das TwinWin-Symbol tätowieren lassen. Baby Elvi unterstützte emotional.

Frederick und Katharina Lipphardt haben sich das TwinWin-Symbol tätowieren lassen. Baby Elvi unterstützte emotional. Foto: Pauline Meyer

„Jeder könnte irgendwann betroffen sein und Hilfe brauchen“, sagt Katharina Lipphardt auf die Frage nach ihrer Motivation. Sie ließ sich zwar das Tattoo stechen, konnte sich aber aufgrund einer Autoimmunkrankheit selbst nicht registrieren lassen. Von der Aktion erfahren haben Lipphardts über Jers' Social-Media-Kanal.

Stammzellspende schenkte neue Hoffnung

Ganz persönliche Motivation, das TwinWin-Tattoo auf ihrem Körper zu verewigen, hatte Jessica Schimang aus Harsefeld. Für die 35-Jährige symbolisiert es Hoffnung und den Weg raus aus der schlimmsten Zeit ihres Lebens.

Jessica Schimang ist stolz auf ihre Töchter: Lia (Mitte) erhielt eine Stammzellspende ihrer älteren Schwester Larina (links).

Jessica Schimang ist stolz auf ihre Töchter: Lia (Mitte) erhielt eine Stammzellspende ihrer älteren Schwester Larina (links). Foto: Schimang

„Wenn ich helfen kann, helfe ich“, sagt Jessica Schimang. Ihre elfjährige Tochter Lia erkrankte im Alter von vier Jahren an Morbus Crohn, einer chronischen Entzündung des Magen-Darm-Traktes. Mit sechs bekam Lia einen künstlichen Darmausgang, mit zehn galt sie als austherapiert. „Wir waren so verzweifelt. Wir wussten einfach nicht weiter“, erzählt Jessica Schimang.

Genetischen Zwilling in der Familie gefunden

Dann ein Lichtblick für die Familie: Eine Stammzellspende könnte Lias Zustand verbessern. Am UKE habe man bereits erste positive Erfahrung mit einer Stammzelltransplantation bei Morbus Crohn gemacht.

Mehr zu Stammzellspenden

Für Familie Schimang stand schnell fest, dass sie nach einem geeigneten Spender suchen wollen. Und sie haben Glück, denn Lias ein Jahr ältere Schwester Larina kam in Frage. „Die Chancen dafür standen nur bei 25 Prozent“, sagt Jessica Schimang.

Nach der Chemotherapie ging es bergab

Einfach war es aber nicht. Lia musste sich vor ihrer Stammzelltransplantation im März zunächst einer Chemo unterziehen. „Erstmal ging es bergab“, erinnert sich Jessica Schimang. Vier Wochen musste die Elfjährige im Krankenhaus bleiben, ihr Körper war weiterhin stark geschwächt. Doch dann stellte sich langsam die Besserung ein. Lias Bauchschmerzen verschwanden, sie hat keine Entzündungen mehr und ist sogar ein wenig gewachsen.

Das TwinWin-Tattoo ließ Jessica Schimang sich am Wochenende stechen.

Das TwinWin-Tattoo ließ Jessica Schimang sich am Wochenende stechen. Foto: Schimang

Lia genießt ihr neues Leben ohne Schmerzen

“Lia ist wie ausgewechselt, so richtig glücklich“, erzählt Mutter Jessica. „Sie spielt mittlerweile gerne draußen, genießt das Wetter und darf sich sogar wieder mit Freunden treffen.“ Das war zuvor wegen ihres geschwächten Immunsystems nicht möglich.

Tätowierer und Contentcreator Jers macht gemeinsam mit der DKMS auf das Thema Stammzellspende aufmerksam.

Tätowierer und Contentcreator Jers macht gemeinsam mit der DKMS auf das Thema Stammzellspende aufmerksam. Foto: privat/jers

Ab Oktober darf Lia auch wieder in die Schule gehen. Vorübergehend nahm sie virtuell über einen Avatar am Unterricht teil. Und auch wenn ihre Mitschüler sie vorbildlich eingebunden haben, freut sich die Elfjährige sehr, bald wieder selbst im Klassenzimmer sitzen zu können.

Lia mit ihrer Mutter Jessica Schimang.

Lia mit ihrer Mutter Jessica Schimang. Foto: Schimang

Weitere Infos zum Thema Stammzellspende gibt es hier: https://www.dkms.de/

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