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Bremerhaven

TNeues Wassertaxi: LLoyd Werft testet Mini-Fähre

Anis Kammoun von der Firma Marinom testet mit der Lloyd Werft auf dem Wehdener Baggersee das Modell einer autonom fahrenden Personenfähre.

Anis Kammoun von der Firma Marinom testet mit der Lloyd Werft auf dem Wehdener Baggersee das Modell einer autonom fahrenden Personenfähre. Foto: Scheschonka

Nie war ein Schiff von der Lloyd Werft kleiner, aber vielleicht auch nie außergewöhnlicher. Nun schwimmt „Schuppi“, aber die Fähre braucht noch Nachhilfe für das, was sie bald können soll: ganz allein als Wassertaxi durch den Fischereihafen fahren.

Von Thorsten Brockmann Samstag, 25.05.2024, 10:00 Uhr

Bremerhaven. Einen Stapellauf an einer Baggerkuhle hat es wohl noch nie gegeben. Am Ausleger eines Baggers landete am Donnerstag ein drei Meter langes und keine zwei Meter breites Aluminium-Schiffchen im Wasser der Wehdener Kiesgrube: „Schuppi“, der Prototyp einer Fähre, die autonom durch die Häfen fahren soll - gerade groß genug ist die Konstruktion, um zwei Spezialisten für die Programmierung von Robotern und ihre Computer an Bord zu nehmen. Und um es vorwegzunehmen: beide mussten in die Baggerkuhle springen, um „Schuppi“ auf Kurs zu halten.

Einsatz ohne Personal

Die Azubis der Lloyd Werft haben den kleinen Katamaran in den vergangenen Monaten gebaut - die Masterarbeit von Schiffbauingenieur Fredrik Zink, „es schwimmt“, war der 24-Jährige schon einmal erleichtert.

Die Besonderheit, das muss man zugeben, ist allerdings weniger der Schiffskörper, sondern dessen Innenleben und Ausstattung: Sensoren, Stereo-Kameras, Radartechnologie und Elektromotoren, die so aufeinander abgestimmt sein sollen, dass die Fähre weder Steuermann noch Matrosen braucht, um ihre Fahrgäste kreuz und quer durch den Hafen zu schippern.

Sie soll autonom von einem Ufer zum anderen fahren, selbstständig an- und ablegen und auch anderen Schiffen ausweichen können. Angetrieben erst von einer Batterie, später von Brennstoffzelle und Wasserstoff.

Lange Wege um das Hafenbecken als Inspiration

Die Idee zum Projekt hatten Andreas Wellbrock und André Kiewitz, die sich mit Wasserstoff beschäftigen, viel mit den wissenschaftlichen Instituten in der Stadt zu tun haben und häufig von den Wissenschaftlern hörten von langen Wegen immer um die Hafenbecken herum.

„Man bräuchte ein Wassertaxi“, sagt Wellbrock. „Eines, das vollgesteckt ist mit den Technologien der Zukunft.“ Dafür haben sie die Häfensenatorin begeistert, die 250.000 Euro gab, und auch das Bremer Unternehmen Marinom ins Boot geholt, das auf autonome maritime Systeme spezialisiert ist.

Wer seine Fähre liebt, der schiebt: Anis Kammoun und Nadine Bracklow von der Firma Marinom testen mit der Lloyd Werft auf dem Wehdener Baggersee das Modell einer autonom fahrenden Personenfähre.

Wer seine Fähre liebt, der schiebt: Anis Kammoun und Nadine Bracklow von der Firma Marinom testen mit der Lloyd Werft auf dem Wehdener Baggersee das Modell einer autonom fahrenden Personenfähre. Foto: Scheschonka

„Die Technologien gibt es längst“, sagt Software-Spezialist André Kraft. Aber sie auf einem Schiff zusammenzuführen, das sei die Herausforderung. Anis Kammoun und seine Kollegen nennen sich „maritime Robotic-Ingenieure“ und sind mit „Schuppi“ schon kreuz und quer durch den Hafen gefahren - auf dem Computer in der Simulation.

Jetzt stehen die reellen Tests an. Die nächsten Tage noch auf der Baggerkuhle, dann geht es Anfang Juni in den Fischereihafen. Zwischen den beiden Hotels soll die Fähre hin- und herfahren, Bremenports ertüchtigt dafür gerade die Stege als Anleger.

Ein Sprung ins Wasser muss sein

An der Baggerkuhle in Wehden steigen Anis Kammoun und Nadine Bracklo auf die Fähre, doch die bewegt sich keinen Meter vorwärts - die vier Propeller unterm Schiff sind so eingestellt, dass ihre Kraft gegeneinander wirkt. „Schuppi“ treibt ab und droht trotz nur 40 Zentimetern Tiefgang aufzulaufen, also ist Muskelkraft gefragt und Kammoun springt ins Wasser.

Und während er später die Systeme neu programmiert und am Laptop sitzt, muss auch noch einmal die Kollegin zum Sprung ansetzen. „Wir hätten für die ersten Tests besser ein Beiboot mitnehmen sollen“, sagt Nadine Bracklo später, und Andreas Wellbrock meint: Ein Paddel muss das nächste Mal her.

Wenn Anfang Juni eine internationale Konferenz zu Hafenthemen im Fischereihafen stattfindet, soll „Schuppi“, die Fähre, den Teilnehmern zeigen, was sie kann - allerdings noch ohne Passagiere.

Tests als Vorstufe zur großen Fähre

Aber der maritime Koordinator der Bundesregierung wird erwartet, der Hafenkapitän will sich alles ansehen. „Das Boot muss sicher durch das Hafenbecken fahren und am Anleger in Position bleiben“, nennt Wellbrock die Herausforderungen.

Wenn die Tests erfolgreich verlaufen sind, beginnt für ihn die eigentliche Herausforderung - „das Konzept auf eine große Fähre zu übertragen“. Im Werftquartier soll sie einmal fahren, Wellbrock träumt von fünf Anlegern und einer Rundtour und einer fertigen Geschäftsidee: Von Bremerhaven aus soll das autonome Wassertaxi - natürlich ein paar Nummern größer für 20 Fahrgäste und Fahrräder - den Weltmarkt erobern. Der, sagt Wellbrock, sei „gigantisch groß“.

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