Neustart nach dem Bahn-Streik: Die Züge fahren wieder

Ein S-Bahnzug in Richtung Elbgaustraße hält auf Gleis 3 am Bahnhof Buxtehude. Foto: Thomas Sulzyc
Die Züge der Deutschen Bahn fahren wieder. Nach dem vorzeitigen Ende des Lokführer-Streiks warten am Montagmorgen bereits wieder Gäste an den Bahnsteigen. Ausfälle und Verspätungen sind aber vorprogrammiert - auch im Kreis Stade.
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Nach einem mehrtägigen Streik seit vergangenem Mittwoch rollen die Züge der Deutschen Bahn in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen seit dem frühen Montagmorgen wieder. Im Großen und Ganzen solle der Bahnverkehr zum Berufsverkehr wieder normal laufen, teilte eine Sprecherin der Bahn am Morgen mit.
Regional könne das aber sehr unterschiedlich sein, vor allem in Bezug auf den Regionalverkehr, hieß es weiter. Es sei organisatorisch nicht einfach, Dienstpläne so schnell umzustrukturieren, Schichten zu besetzen und Züge aus den Depots zu holen. Fahrgäste sollten sich daher aktuell über die DB Navigator-App informieren und können sich noch bis Montagabend 18 Uhr bei der speziell für den Streik eingerichteten Hotline nach Störungen erkundigen.
Die S-Bahn Hamburg teilte am Montagmorgen via X mit, dass es bis Tagesende noch zu Beeinträchtigungen im S-Bahn-Verkehr kommen kann.
Fahrgästen wird geraten, sich über die Homepage der S-Bahn Hamburg oder www.hvv.de über mögliche Verspätungen informieren.
Auch bei Start Unterelbe rollen die Züge wieder. Hier kann es auch noch am Montag zu kurzfristigen Zugausfällen bzw. Teilausfällen kommen, teilt das Unternehmen auf seiner Homepage mit. Informationen dazu können Fahrgäste unter bahn.de oder in der App DB Navigator abrufen, heißt es dort.
Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Bahn endete am Montagmorgen vorzeitig. Ursprünglich hatte die GDL zum Arbeitskampf bis Montagabend aufgerufen. In der Nacht auf Samstag verständigten sich die Gewerkschaft und die Bahn aber auf neue Verhandlungen über Tarifverträge und in diesem Rahmen auch auf einen vorzeitigen Streikabbruch. Beide Seiten haben nun das Ziel genannt, bis Anfang März zu einem Tarifabschluss zu kommen. Die GDL will bis einschließlich 3. März nicht erneut streiken.
Einige Ausfälle sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr wird es auch am Montag noch geben, teilte die Deutsche Bahn mit. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen der Fahrgäste:
Müssen Tickets für Montag nun auch am Montag genutzt werden?
Nein. Die Bahn hatte die Zugbindung für Fahrkarten im Streikzeitraum aufgehoben, damit die Fahrgäste ihre Reisen flexibel verschieben und bei Bedarf auch erst nach dem Streik nachholen können. Dieses Angebot bleibt trotz der Verabredung zwischen Bahn und Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) über das vorzeitige Streik-Ende bestehen. „Alle Fahrgäste, die ihre ursprünglich für Mittwoch, 24. Januar, bis Montag, 29. Januar, geplante Reise verschieben möchten, können weiterhin ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen“, teilte die Bahn mit. Die Zugbindung sei aufgehoben.
Wo gibt es Informationen über den Fahrplan ab Montag?
Wer am Montag mit der Bahn fahren möchte, sollte vor allem die Fahrplaninformationen auf der Website der Bahn oder in der App DB Navigator im Blick halten. „Wir sind jetzt dran, alle unsere Fahrplaninformationen in die Auskunftsmedien zu übertragen, so dass jeder weiß, was am Montag möglich ist“, sagte Sprecherin Bröker am Samstagnachmittag. Zudem würden Tausende Zugfahrten und die Schichten der Mitarbeiter über das Wochenende neu geplant, damit der Neustart am Montagmorgen gut gelingt.
Wann droht der nächste Streik?
Zumindest die nächsten fünf Wochen bis einschließlich 3. März dürften ohne weitere Arbeitskämpfe bei der Bahn bleiben. Der Konzern hat sich mit der GDL darauf verständigt, ab dem 5. Februar unter Ausschluss der Öffentlichkeit und bei Bedarf mit Moderatoren über neue Tarifverträge zu verhandeln. Ziel sei es, bis Anfang März zu einem Abschluss zu kommen, hieß es von der Bahn. Wenn das gelingt, wären weitere Streiks bei der Deutschen Bahn auch in den nächsten Monaten ausgeschlossen.
Was ist, wenn eine Einigung nicht gelingt?
Ohne Einigung sind auch längere Streiks jederzeit wieder möglich. Seit der Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern darf Gewerkschaftschef Claus Weselsky dieses Mittel jederzeit anwenden, sofern ihn kein Arbeitsgericht stoppt. Die Gewerkschaft und der Konzern haben sich verständigt, dass die Verhandlungszeit auch noch über den 3. März ausgeweitet werden kann. Scheitert die Verhandlungsoffensive komplett, dürften die Zeichen aber wieder auf Eskalation und Arbeitskampf stehen.
Wo Verdi weitere Streiks ankündigt
Nach dem Ende des Warnstreiks bei der Bahn drohen Arbeitsniederlegungen bei Bussen und Bahnen in weiten Teilen Deutschlands. Die Gewerkschaft Verdi will am Montag (15.00 Uhr) über mögliche Warnstreiks im Öffentlichen Personennahverkehr in mehreren Bundesländern informieren. Die Gewerkschaft verhandelt seit einigen Tagen parallel in allen Ländern außer Bayern über Tarifverträge im öffentlichen Nahverkehr. Dabei geht es in manchen Ländern um höhere Entgelte, andernorts werden die sogenannten Manteltarifverträge neu verhandelt, also die Arbeitsbedingungen. Die Tarifrunde wirkt sich laut Gewerkschaft auf mehr als 130 kommunale Unternehmen und rund 90 000 Beschäftigte in den Städten und Landkreisen aus.
Die Belastung der Beschäftigten und die Personalnot im ÖPNV hätten immer mehr zugenommen, teilte Verdi vor der Pressekonferenz mit. Daher müssten schnell Lösungen gefunden werden, um eine Entlastung herbeizuführen. Die bisherigen Verhandlungen in den Bundesländern seien allesamt ohne Ergebnis geblieben. (dpa)