Klauenseuche: Landkreis mahnt – Das gilt für Jäger und Tierhalter

Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie etwa Rindern. (Symbolbild) Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Nach Jahrzehnten ist die Maul- und Klauenseuche zurück in Deutschland. Die Besorgnis ist groß und führt zu Verboten.
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Landkreis. Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg werden in Niedersachsen Veranstaltungen mit Klauentieren bis mindestens 17. Januar untersagt. „Es gilt, die Einschleppung nach Niedersachsen mit unserer hohen Anzahl gehaltener Tiere unbedingt zu verhindern“, sagte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne). „Würde sich das Virus auf Niedersachsen ausbreiten, müssten wir mit hohen Verlustzahlen rechnen.“
Deshalb leiten das Landwirtschaftsministerium und das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) nun Maßnahmen zum Schutz vor einer weiteren Verbreitung des Virus ein. Veranstaltungen mit etwa Rindern, Schafen, Ziegen oder Schweinen dürfen bis einschließlich diesen Freitag nicht stattfinden. Veranstaltungen mit Pferden und Geflügel werden bis Freitag beschränkt – teilnehmende Tiere dürfen etwa nicht aus Beständen stammen, in denen auch Klauentiere gehalten werden.
Veterinärbehörde mahnt zur Vorsicht
Die MKS ist in Deutschland zum ersten Mal seit fast 40 Jahren ausgebrochen. Das Virus wurde vorige Woche bei einer Wasserbüffel-Herde im brandenburgischen Ort Hönow bei Berlin nachgewiesen. Drei Wasserbüffel starben, elf infizierte Tiere mussten vorsorglich getötet werden. Die Einschleppungsursache ist bisher unklar, die Ermittlungen dauern an. Eine Sperrzone wurde eingerichtet.
Über Jahrzehnte galt die MKS in Deutschland als ausgerottet. „Doch die Gefahr der Einschleppung aus Ländern, in denen dieses Virus weit verbreitet ist, darf nicht außer Acht gelassen werden“, sagt die Leiterin des Amts Veterinärwesen und Verbraucherschutz im Kreis Stade, Dr. Sibylle Witthöft.

Besonders kleine Wiederkäuer müssten beobachtet werden, weil diese häufig nicht von einer schweren Symptomatik betroffen sind. (Symbolbild)
„Eine Einschleppung kann zum Beispiel durch Reisende und mitgebrachte Nahrungsmittel erfolgen“, sagt Witthöft. „Wenn Lebensmittelreste einfach in den Wald oder auf Wiesen geworfen werden, ist das Risiko durchaus gegeben. Speisereste gehören nicht in die Natur, sondern müssen ordnungsgemäß entsorgt werden.“ Das sei auch zur Eindämmung anderer Viruserkrankungen wie der Afrikanischen Schweinepest sehr wichtig. Hier sei das disziplinierte Verhalten jedes Einzelnen gefragt. Tiere sollten zudem nicht mit Speise- oder Schlachtabfällen gefüttert werden, Tierhaltungen nicht ungefragt betreten werden.
Die Amtsleiterin appelliert an die Tierhalter, die Biosicherheitsmaßnahmen strikt einzuhalten. Unbefugten ist der Zutritt zu Ställen und Freilandgehegen zu verwehren, auf Desinfektionsmaßnahmen und Schutzkleidung ist zu achten. Jägern wird dringend empfohlen, vorerst auf die Jagd in Brandenburg zu verzichten. Verdachtsfälle auf Maul- und Klauenseuche sind anzeigepflichtig.
Maul- und Klauenseuche
Bauernverband: Notimpfung von Tieren nur letztes Mittel
Virus kann über die Luft übertragen werden
Den Namen trägt die MKS aufgrund der Symptome: Neben hohem Fieber, Appetit- und Teilnahmslosigkeit sind das Blasen am Maul, auf der Zunge sowie an den Klauen und den Zitzen. Manche Tiere lahmen oder können nicht mehr gehen. Wer Schafe und Ziegen hält, sollte sich nicht in trügerischer Ruhe wähnen: Hier verlaufen Infektionen bisweilen gänzlich unauffällig. Neben Klauentieren, die als Haustiere gehalten werden, wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen, können auch wildlebende Klauentiere, insbesondere Wildschweine, Reh-, Dam- und Rotwild, an MKS erkranken. Die hohe Zahl empfänglicher Tierarten und Tiere stellt die Seuchenbekämpfung vor große Herausforderungen.
Was das Virus zudem so tückisch macht: Es ist nicht nur über den direkten Kontakt von Tier zu Tier übertragbar, sondern auch über die Luft. Erkrankte Tiere verbreiten das Virus auch mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen, mit Speichel, Ausatmungsluft, Milch und Blut. Menschen, die mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen sind, können ebenso zur Verschleppung beitragen wie andere Tiere oder Fahrzeuge, Gerätschaften und Kleidungsstücke. Das Virus ist sehr resistent und kann in Böden oder Textilien mehrere Monate überleben. Für den Menschen ist das Virus nicht gefährlich.
Besonders kleine Wiederkäuer müssten beobachtet werden, weil diese häufig nicht von einer schweren Symptomatik betroffen seien. Die Symptome ähneln denen der Blauzungenkrankheit, daher sollte auch bei diesen Verdachtsfällen eine gründliche Abklärung vorgenommen werden.
Seuchen-Alarm: Keine Gefahr für Menschen bei Fleischverzehr
Wer Lebensmittel von an Maul- und Klauenseuche (MKS) erkrankten Tieren verzehrt, muss keine Erkrankung befürchten. Darauf weist das Bundesinstitut für Risikobewertung hin. Infektionen des Menschen mit dem MKS-Virus seien grundsätzlich selten - und Folge eines unmittelbaren intensiven Kontakts mit erkrankten Tieren. Es sei nicht bekannt, dass eine Infektion und eine Erkrankung nach dem Verzehr von Lebensmitteln möglich sei. Auch die Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch sei nicht bekannt.
Das LAVES hat nach eigenen Angaben seit Sommer vergangenen Jahres rund 9.000 Proben auf Maul- und Klauenseuche mit negativem Ergebnis untersucht. Im Krisenfall sei es möglich, bis zu 5.000 Proben täglich auf die Tierseuche zu testen. Ministerin Staudte habe vorsorglich die Task-Force Veterinärwesen aktiviert und in ihrem Ministerium das Tierseuchenkrisenzentrum in Bereitschaft versetzt. (sal/dpa)