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Kommunalpolitik

TNils Rademacher: Was den Ex-Fraktionsvorsitzenden der Grünen in Buxtehude stört

Nils Rademacher von Bündnis 90/Die Grünen steigt aus der Kommunalpolitik aus.

Nils Rademacher von Bündnis 90/Die Grünen steigt aus der Kommunalpolitik aus. Foto: Wisser

Er ist meinungsstark und unbequem. Darauf wird der Rat der Stadt Buxtehude in Zukunft verzichten müssen. Nils Rademacher sagt im TAGEBLATT-Gespräch, was er sich für die Zukunft wünscht.

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Von Karsten Wisser
Freitag, 12.07.2024, 08:50 Uhr

Buxtehude. Nach zweieinhalb Jahren ist Schluss. Nils Rademacher (58) verzichtet auf sein Ratsmandat und den geteilten Fraktionsvorsitz bei Bündnis 90/Die Grünen. Damit steigt der Buxtehuder Immobilienmakler nach gut sechs Jahren aus der Kommunalpolitik aus.

Als Zugewählter für die Grünen gehörte er vor der Kommunalwahl 2021 Ratsausschüssen an. „Wir brauchen mehr Leute, die in der Kommunalpolitik mitmachen“, sagt Nils Rademacher in einem TAGEBLATT-Gespräch.

Größte Gefahr ist das Desinteresse

Nils Rademacher war in der Zeit als Co-Fraktionssprecher der Grünen nie bequem und kritisierte auch die Stadtverwaltung immer wieder. Dabei nahm er auch keine Rücksicht auf Projekte, die urgrün klingen. Für seinen Abschied aus dem Rat nennt er private Gründe.

„Es war eine spannende Zeit“, sagt Rademacher. Er wolle das Gespräch mit dem TAGEBLATT nutzen, um für die Kommunalpolitik zu werben. „Das politische System muss gestärkt werden“, sagt er. Das größte Risiko für die Demokratie sei das Desinteresse.

In der Verwaltung dürfte sich der Abschiedsschmerz in Grenzen halten. „Die Politik gibt die Richtung vor, die Verwaltung führt aus“, beschreibt Rademacher sein Verständnis von Kommunalpolitik. In der Realität sehe das oft anders aus, so Rademacher. Die Politik folge den Vorlagen und damit den Vorgaben der Verwaltung. Das ist aus Rademachers Sicht der falsche Weg.

Jurten-Kita ist eine große Fehlentscheidung

Nach der größten Fehlentscheidung in der bisherigen Ratsperiode gefragt, nennt Rademacher den Bau der Jurten-Kita in Hedendorf auf dem ehemaligen Waldsportplatz. Die naturnahe Kita ist eines der Beispiele, wo Nils Rademacher eher auf Effizienz gesetzt hätte als auf die Verwirklichung eines ökologischen Vorzeigeprojekts.

„Der Standort ist richtig und auch die Betreuungsplätze für die Kinder. Die Jurten-Kita ist aber zu teuer und nicht komplett barrierefrei“, erneuert Rademacher seine Kritik am Projekt.

Buxtehude soll bis 2035 klimaneutral werden. Das ist für die Stadt als Verwaltungseinheit verbindlich, für Buxtehude als Ganzes ein Ziel. Das haben SPD, Grüne und die Gruppe Die Linke/Die Partei gleich nach der Kommunalwahl 2021 beschlossen und damit auch neue Mehrheitsverhältnisse im Rat etabliert.

Rademacher hätte sich mehr Mut gewünscht

In vielen Fragen gab diese sogenannte progressive Mehrheit im Rat dann auch die Richtung vor. Aber: Schnell wurde klar, dass zwischen dem ehrgeizigen Ziel und konkreten Maßnahmen viel Zeit vergeht. Hier hätte sich Rademacher von der SPD etwas mehr Mut und eigene Ideen gewünscht.

Kritisch sieht Rademacher auch Prozesse wie die Strategie Buxtehude 2035. Das Leitbild und die strategischen Ziele der Strategie Buxtehude 2035 bilden einen Rahmen für die Handlungen und Aktivitäten der Stadt.

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Geld und Zeit in konkrete Projekte stecken

Dieses Strategiepapier kann den politischen Gremien zwar keine Entscheidungen vorgeben, aber soll aufzeigen, wie Beschlüsse zu den Zielen von Buxtehude 2035 passen. Nils Rademacher hätte das Geld und die Mitarbeiterstunden lieber in konkrete Projekte gesteckt.

Sorgen um die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen macht sich Rademacher trotz des Erfahrungsverlusts durch seinen Rückzug nicht. In der neunköpfigen Fraktion gibt es jetzt mit Ulrich Felgentreu nur noch einen Ratsherren, dessen Erfahrung über die laufende Wahlperiode hinaus geht. Felgentreu ist neben Bente Rosebrock zum neuen Co-Sprecher aufgerückt.

Großes Lob für Ulrich Felgentreu

Ulrich Felgentreu ist jemand, der sich sehr für die Allgemeinheit engagiert“, sagt Rademacher. Gerade seine Arbeit als Schulausschuss-Vorsitzender zeige das immer wieder. Deshalb stört es Nils Rademacher, wenn Felgentreu in seiner Rolle als Sprecher der Bürgerinitiative Rübker Straße oft sehr persönlich angegriffen werde.

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