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Schützengilde

TOldendorfer Spielmannszug feiert Comeback mit Fehlstart

Wiedervereinigung des Spielmannszuges der Oldendorfer Schützengilde. Energisch hebt Tambourmajorin Susanne Tiedemann den Taktstock.

Wiedervereinigung des Spielmannszuges der Oldendorfer Schützengilde. Energisch hebt Tambourmajorin Susanne Tiedemann den Taktstock. Foto: Knappe

Beim Sternmarsch der Oldendorfer Schützen waren viele Augen auf den einmalig wiedervereinigten Spielmannszug gerichtet. Und der sorgte nicht nur für Gänsehaut-Momente.

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Von Katja Knappe
Sonntag, 08.09.2024, 17:50 Uhr

Oldendorf. Bei den wiedervereinigten Musikern der Oldendorfer Schützengilde herrscht Hochspannung. Alster, Wasser und Bier rinnen bei gut 27 Grad durch durstige Kehlen. Es ist kurz vor 14 Uhr und der erste Auftritt seit 15 Jahren rückt näher, 2009 hatte der Zug sich aufgelöst. Spielmannszüge aus Ahlerstedt, Wolfsbruch und der Oldendorfer Spielmannszug sowie 17 Gast-Schützenvereine haben sich bei Kaiserwetter in Oldendorf an drei Startpunkten zum Sternmarsch anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Gilde versammelt.

Der Oldendorfer Spielmannszug und die Jungschützen der Gilde starten Am Steinacker. „Jetzt sag nochmal, wie fängt der ,Kronprinz‘ an?“ überlegt Astrid Jungbluth laut. Die 58-jährige Krankenschwester lebt in Hamburg und war jahrelang nicht mehr in Oldendorf. „Ich hab damals mit etwa acht Jahren beim Spielmannszug angefangen, mit der kleinen Querflöte.“ Sie musiziert in ihrer Freizeit noch heute gerne und spielt die große Querflöte, aber eher in Kirchen.

Extra angereist aus Griechenland

Als sie über eine Freundin erfährt, dass der Spielmannszug zum Gilde-Jubiläum einen einmaligen Auftritt plant, ist sie Feuer und Flamme. Ihre Schwester Andrea Braun (60), die seit sechs Jahren in Griechenland lebt, reist aus Igoumenitsa an, um dieses Spektakel mitzuerleben.

32 Spielleute haben sich zusammengefunden, die meisten sind Ehemalige, aber es gibt auch einige Neulinge, die sonst in der Oldendorfer Gugge-Gruppe spielen. Sie alle tragen neue weiße Polohemden mit dem blauen Spielmannszuglogo und dem Schriftzug „einmalig“. Sechs Lieder haben sie eingeübt.

Thomas Schwarzbach paukt sich durch. Der Mitbegründer der Kreismusikervereinigung trat 1986 in den Oldendorfer Spielmannszug ein und freute sich über das Revival.

Thomas Schwarzbach paukt sich durch. Der Mitbegründer der Kreismusikervereinigung trat 1986 in den Oldendorfer Spielmannszug ein und freute sich über das Revival. Foto: Knappe

Uwe Uhlendorf ist Initiator der Wiedervereinigung. Er hat sich eine der drei Pauken umgehängt und schwitzt. Fast 20 Jahre war er im Spielmannszug dabei, als Elfjähriger hat er angefangen mit der Trommel. Thomas Schwarzbach spielt die alte 5,5-Kilo-Pauke, die noch den Schriftzug des Spielmannszuges trägt.

14 Uhr: Oldendorfs Jungschützen und der Spielmannszug sammeln sich, vorneweg die Spielleute mit Tambourmajorin Susanne Tiedemann an der Spitze. Sie gibt den Takt vor, wie schon vor Jahren. Jetzt reckt sie den Stock in die Höhe - das Zeichen zum Start. Der Tross setzt sich unter den Klängen des „Coburgers“ in Bewegung - und kommt gerade mal 70 Meter weit.

Der Marsch beginnt mit einem Fehlstart

„Haaalt!“ Björn Pankau, Kommandant der Oldendorfer Jungschützen, sprintet vor zur Tambourmajorin: Er hatte den Marschbefehl noch gar nicht gegeben. In der Leichtathletik nennt man das Fehlstart. Hier sind es die eifrigen Spielleute, die unter lautstarkem Gejohle und Gelächter zurück an den Start müssen. Björn Pankau staunt: „Das hab ich noch nie erlebt.“ Die energische Susanne Tiedemann nimmt es locker: „Ich dachte, es geht los“.

Doch erst nach dem Marschbefehl geht es wirklich los, die freiwilligen Feuerwehren aus Hagenah und Estorf sichern den Umzug. An der Rathaus-Kreuzung warten bereits die Wolfsbrucher Spielleute mit Abordnungen etlicher Schützenvereine hintendran. Wenige Minuten später trifft auch der Spielmannszug Ahlerstedt mit den Oldendorfer Altschützen und Gastvereinen ein. Die drei Züge vereinigen sich und legen eine kurze Umtrunkpause ein.

Astrid Jungbluth (vorne) kam für die Veranstaltung aus Hamburg zurück nach Oldendorf.

Astrid Jungbluth (vorne) kam für die Veranstaltung aus Hamburg zurück nach Oldendorf. Foto: Knappe

Astrid Jungbluth aus Hamburg strahlt. „Es ist toll hier zu spielen, ich bin richtig beglückt.“ Ihr Mann hat sich für das Spektakel gerne einspannen lassen: Der Arzt, der hier auch für eventuelle medizinische Notfälle zur Verfügung steht, zieht einen großen Bollerwagen mit Getränken hinter sich her.

„Jetzt spielt doch mal, wir wollen euch hören“, skandieren Bürger am Straßenrand. Dieter Pankau an der Trommel, winkt und zeigt mit dem Trommelstock zum Straßenrand: Da steht Hinrich Hesse, der in der Schützenstraße wohnt. „Der hat uns unterrichtet und das Trommeln beigebracht.“

Der Weg zum Festplatz in Kaken führt entlang der Seen, die Alleebäume spenden Schatten. Jeder, der in Oldendorf Schützenkönig geworden ist, pflanzt hier einen Baum, inzwischen sind es mehr als 50.

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Gänsehaut-Momente für die Ehemaligen

Während des Einmarsches zum Festplatz spielt der Oldendorfer Spielmannszug den Marsch-Klassiker „Preußens Gloria“. „Das war so schön. Ich hatte Gänsehaut“, sagt Flötistin Anja Helmke.

Das Festzelt füllt sich, auch der Bezirks-Schützenpräsident Jan Steffens und Landesverbandspräsident Frank Pingel sind gekommen. Die Festreden zum 100-Jährigen beginnen. „Wir sind hier überwältigt, was an Gästen und Bürgern da ist“, sagt Gilde-Präsident Marco Brümmer.

6000 Schritte mit dem Bollerwagen

Markus Jungbluth schnauft durch: 6000 Schritte hat er den schweren Bollerwagen gezogen. Er freut sich auf das abendliche Oktoberfest im Festzelt. Sogar eine Lederhose hat er dafür mitgebracht.

Anja Helmke zeigte das neue Kluft mit der Aufschrift "Einmalig" auch im Bingo-Fernsehstudio bei Michael Thürnau.

Anja Helmke zeigte das neue Kluft mit der Aufschrift "Einmalig" auch im Bingo-Fernsehstudio bei Michael Thürnau. Foto: Spielmannszug

Wiedervereinigungs-Initiator Uwe Uhlendorf tippt auf den Schriftzug „einmalig“ auf seinem Shirt: Das „einmalig“ werde man wohl angesichts der begeisterten Reaktionen der ehemaligen Oldendorfer Spielleute neu deuten müssen, sagt er: „Einmalig heißt dann wohl eher einmal im Jahr ein Treffen.“

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