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Reitsport

TOlympia 2024: Dieser Springreiter aus Ottendorf tritt für Japan an

Gemeinsam mit seinem Pferd Karamell M&M erfüllte sich Takashi Haase Shibayama den Kindheitstraum, bei Olympia teilzunehmen.

Gemeinsam mit seinem Pferd Karamell M&M erfüllte sich Takashi Haase Shibayama den Kindheitstraum, bei Olympia teilzunehmen. Foto: Stahmann

Ein Mann aus Ottendorf tritt bei den Olympischen Spielen in Paris an - für Japan. Was surreal klingt, ist für Takashi Haase Shibayama jetzt wahr geworden.

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Von Tom Stahmann
Mittwoch, 31.07.2024, 17:30 Uhr

Ottendorf. Vor sechs Wochen war es die pure Freude. Da teilte Japans Nationaltrainer Rob Ehrens dem Springreiter Takashi Haase Shibayama mit, dass er bei den Olympischen Spielen in Paris dabei ist. „Jetzt bin ich etwas angespannt“, sagt Haase Shibayama.

Gemeinsam mit seinem Pferd Karamell M&M wird er am Donnerstag um 11 Uhr erstmals bei Olympia im Springreiten antreten. Für den 44-Jährigen geht damit ein Lebenstraum in Erfüllung. Dafür hat er hart gearbeitet - und viele Rückschläge eingesteckt.

Sein jüngerer Bruder schlägt ihn in fast allen Sportarten

Takashi Haase Shibayama ist in Japan geboren. Der Vater ist deutsch, die Mutter Japanerin. „Ich habe dort auch eine Deutsche Schule besucht“, sagt Haase Shibayama. Damit er und sein jüngerer Bruder nicht auf dumme Gedanken kommen, sollten sie einen Sport ausüben. „Das war eine Anordnung meiner Mutter“, erinnert sich Takashi Haase Shibayama.

Doch egal, welche Sportart er probiert, Spaß findet er daran nicht - und sein Bruder ist in allem besser. „Er war im Gegensatz zu mir sportlich immer sehr talentiert“, sagt der Springreiter. Sein Vater hat dann die entscheidende Idee: Sein Sohn muss einen Sport finden, bei dem er sitzt.

Haase Shibayama arbeitet fleißig an seinem Traum

Mit neun Jahren fängt Takashi Haase Shibayama dann mit dem Reiten an. „Das hat mir von der ersten Stunde an gefallen.“ In Japan reitet er nur am Wochenende. Der Sport sei dort wesentlich elitärer als in Deutschland, so Haase Shibayama. Als er zwölf Jahre alt ist, kommt die Familie nach Deutschland. „Bevor wir Möbel gekauft haben, haben wir ein Pferd gekauft“, sagt der Ottendorfer.

Takashi Haase Shibayama war schon damals fleißig und ehrgeizig. Als Jugendlicher arbeitet er, um sich das Geld für das nächste Pferd zu verdienen. Einmal zu den Olympischen Spielen zu fahren, ist sein Kindheitstraum: „Dafür habe ich immer gekämpft“.

Viel Pech: Olympia-Traum bröckelte bereits mehrmals

Doch zwischenzeitlich zweifelt er daran, dass sich sein Traum erfüllt. „Ich hatte oft sehr gute Pferde, musste sie dann aber verkaufen. Es lief nicht rund, ich hatte Pech“, sagt Takashi Haase Shibayama. 2020 steht er ebenfalls kurz vor der Olympia-Teilnahme. Sein damaliges Pferd ist allerdings schon etwas älter. Aufgrund von Corona wird Olympia nach hinten verschoben, das erlebt das Pferd nicht mehr und die Teilnahme platzt.

Auch vor diesen Olympischen Spielen sieht es lange nicht so aus, als könne sich Haase Shibayama qualifizieren. Das Qualifikationsturnier im polnischen Sopot ist seine letzte Chance - und am letzten Tag des Turniers qualifiziert er sich für Paris.

Die Teilnahme ist der große Erfolg

„Ich weiß überhaupt nicht, was mich dort erwartet. Es soll eine unglaubliche Atmosphäre herrschen“, sagt Takashi Haase Shibayama. Eigentlich sei er ein nervenstarker Typ. Je näher Olympia komme, desto mehr Druck verspüre er. Dabei ginge es ihm nicht darum, eine Medaille zu gewinnen. „Die Teilnahme ist der große Erfolg. Dennoch will ich mich bestmöglich präsentieren.“

Für das deutsche Team hätte es für Haase Shibayama nicht gereicht. „Die Deutschen Spitzenreiter haben ganz andere Möglichkeiten als wir.“ Der Sport spiele sich hauptsächlich in Europa ab. Die Europäer seien diejenigen, die für Medaillen zu Olympia fahren. Takeichi Nishi ist bis heute der einzige Japaner, der eine Goldmedaille im Springreiten gewinnen konnte - der Erfolg stammt aus dem Jahr 1932.

Pferde müssen gut mit Reisestress umgehen können

Das Tierwohl stehe für ihn an erster Stelle. Auch die Anreise nach Paris soll für Karamell M&M möglichst angenehm gestaltet werden. „Den Aufwand, den wir betreiben, sehen viele Leute, die unseren Sport kritisieren, nicht“, sagt Haase Shibayama. Ein Gütekriterium bei Pferden sei heutzutage auch, wie gut sie das Reisen vertragen. Das sei von Tier zu Tier unterschiedlich. „Da ist Karamell M&M zum Glück sehr entspannt.“

Die Arbeit mit Pferden bestimmt auch das Leben von Takashi Haase Shibayama. 2017 zog er für seine Partnerin Lena Berwe in den Landkreis Stade, seit drei Jahren führen die beiden gemeinsam ihren Hof in Ottendorf. Sie bilden Pferde aus, haben Reitschüler und betreiben den Sport selbst.

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„Am meisten begeistert mich das Gefühl, das Vertrauen der Pferde zu gewinnen und zu merken, dass sie Spaß an der Arbeit haben“, sagt Takashi Haase Shibayama. Dreimal am Tag wird trainiert. Man arbeite mit seinem Pferd auf ein Highlight hin. Die Arbeit auf dem Hof sei zeitintensiv. „Wer für die Arbeit nicht bereit ist, ist in dem Beruf falsch.“

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