TOrdnungsdienst? Warum das keine gute Idee ist

Der Pferdemarkt gilt als Angstraum in Stade. Kann ein Ordnungsdienst in der Innenstadt das ändern? Ein Kommentar von Lars Strüning. Foto: Strüning
Teile der Politik wollen in Stade einen kostspieligen Ordnungsdienst auf Stadtkosten einrichten, um die gefühlte Sicherheit zu erhöhen. Das ist nicht der richtige Weg.
Stade. Ja, ist denn heut‘ schon Wahlkampf? Mehr subjektive Sicherheit ist den Fraktionen von CDU/WG sowie FDP/UBLS im Rat der Stadt Stade jährlich 400.000 Euro wert - abgesehen von den einmaligen Einrichtungskosten in gleicher Höhe. Das ist viel Geld angesichts leerer Kassen.
Für die Sicherheit in der Stadt ist die Polizei da
Ist die Lage wirklich so kriminell? Nein, sagt die Polizei. Und wenn sie es wäre, wären eben die wahren Ordnungshüter gefragt. Es ist ihre Aufgabe, für Sicherheit zu sorgen. Wenn am Bahnhof mit Drogen gedealt oder geprügelt wird, dann muss die Polizei ran. Da gibt es keine Kompromisse.
Nicht zu vergessen: Die Stadt hat bereits zwei Einrichtungen, die sich um die gefühlte Sicherheit kümmert: die Bürger im Dienst und den Kriminalpräventionsrat. Vielleicht sollten erst mal diese Varianten intensiver ins Spiel gebracht werden. Die ehrenamtlich agierenden Bürger im Dienst dümpeln vor sich hin, der Präventionsrat hat noch nicht getagt, weil die Stadtverwaltung bis vor kurzem dazu noch nicht eingeladen hatte. Ein Manko.
Offenbar wurde das Thema bisher nicht ernst genommen. Deshalb ist es immerhin gut, dass sich neue Dynamik entwickelt. Zuletzt wurde Erster Stadtrat Lars Kolk vom Ausschuss beauftragt, einen speziellen Arbeitskreis ins Leben zu rufen. Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) wäre gut beraten, Farbe zu bekennen und die Sicherheit in der Stadt zur Chefsache zu machen.
Vor der Wahl: Wer kann das Thema Sicherheit besser?
Interessant auch: Die Diskussion hatte eigentlich die SPD unter Führung von ihrem Vorsitzenden Kai Koeser unter dem Titel „Angstraum Pferdemarkt?“ für sich entdeckt. Ideen wurden entwickelt. Konkret passiert ist seitdem nichts. Im Ausschuss eiert sie rum, proklamiert kurzfristig Beratungsbedarf, obwohl die Forderung lange auf dem Tisch liegt. Die Genossen wollen wohl auch taktisch nichts falsch machen, knapp zwei Jahre vor der Kommunalwahl bei diesem wichtigen Thema. Schließlich werden Koeser Bürgermeister-Träume nachgesagt.
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Deutlich griffiger dagegen die CDU. Arne Kramer hat bereits seinen Kandidaturwunsch zur Bürgermeisterwahl angemeldet. Den konkreten Vorschlag zum Ordnungsdienst nimmt er für sich in Anspruch. Und den soll die SPD unter Führung von Koeser unterstützen? Das fällt ihnen naturgemäß schwer. Kramer weiß: Sicherheit ist ein starkes Thema und die AfD wartet nur darauf, es zu besetzen. Dennoch ist der Ansatz kritisch zu hinterfragen.
Ordnungsdienst: Kostet viel Geld und bringt nicht viel?
Keiner weiß, was der Ordnungsdienst wirklich bringt. Die Ursachen von herumlungernden, womöglich pöbelnden Jugendlichen auf dem Pferdemarkt wird er nicht bekämpfen. Zusätzlich Uniformierte könnten sogar zur Verunsicherung beitragen, sagt eine Theorie. Nach dem Motto: Was ist hier denn los? Wenn schon Geld ausgegeben werden soll, dann lieber für Sozialarbeiter wie Streetworker oder für sinnvolle Beschäftigungen der sich offenbar langweilenden jungen Männer und Frauen.
Nur dann muss die Politik auch sagen, wo an anderer Stelle gespart werden muss. Kultur, Sport, Tourismus? Auch diese Einrichtungen sind wichtig, damit sich die Menschen in Stade wohlfühlen. Am Donnerstag tagt der Finanzausschuss. Angesichts der Kassenlage und vager Erfolgsaussichten müsste er aber beim Ordnungsdienst die Reißleine ziehen.

Der Pferdemarkt gilt als Angstraum in Stade. Kann ein Ordnungsdienst in der Innenstadt das ändern? Ein Kommentar von Lars Strüning. Foto: Strüning