TP-3 Orion: Hier verlässt der Marineflieger den Stützpunkt für immer
Der schwere Militär-Lkw zieht die ausgemusterte "P-3 Orion" in Richtung des Geländes der Sportfluggruppe. Soldaten des Marinefliegergeschwaders begleiten jeden Meter der heiklen Überführung zum Aeronauticum. Foto: Potschka
In der Morgensonne beginnt der letzte Weg eines legendären Flugzeugs. Die P-3 Orion rollt, ein Symbol der Luftfahrtgeschichte, begleitet von Soldaten über den Acker.
Nordholz . Der Morgen ist klar. Die Sonne hebt sich über den Horizont und taucht die Wiesen nahe des dahinterliegenden Militärflughafens in honigfarbenes Licht. Es ist kalt, aber trocken.
Kurz nach acht Uhr hat das Marinefliegergeschwader Nordholz bereits drei Stunden Arbeit hinter sich. Eine P-3 Orion soll den Marinestützpunkt verlassen.
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Seit dem Wochenende steht die ausgemusterte Maschine bereit, nahe am Sicherheitszaun. Soldaten haben in der Morgendämmerung den Zaun auf einer Länge von knapp 40 Metern geöffnet.

etzte Handgriffe vor dem Start: Soldaten sichern die behelfsmäßige Brücke mit Sandsäcken, bevor die 61 Tonnen schwere Maschine darüber rollen kann. Foto: Potschka
61 Tonnen schweres Flugzeug
Sie haben große Metallplatten über eine Senke gelegt und Sandsäcke gestapelt. Eine Brücke entsteht, die das 61 Tonnen schwere Flugzeug tragen soll. Ein schwerer Militär-Lkw wartet auf seinen Einsatz.
Die Luft riecht nach Herbst, nach feuchter Erde. Das viermotorige Turboprop-Flugzeug wirkt gewaltig, auch ohne laufende Triebwerke.
Die Spannweite beträgt mehr als 30 Meter. Kein Wunder, dass die Planer einige Zeit brauchten, um eine geeignete Route zu finden.
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Vom Militärgelände auf den Acker
Das Grundstück der Sportfluggruppe Cuxhaven-Nordholz ist seit sechs Uhr morgens militärischer Sicherheitsbereich. Zwei junge Soldaten bewachen den Zugang an der Ringstraße.
Absperrband markiert die Grenzen. Dahinter stehen einige „Plane-Spotter“, Kameras im Anschlag. Sie wollen sehen, wie das legendäre Aufklärungsflugzeug seinen letzten Weg antritt.

Die P-3 Orion verlässt das Militärgelände in Nordholz und beginnt ihre letzte Reise ins Aeronauticum. Foto: Potschka
Einer von ihnen ist seit 6 Uhr hier. „So etwas erlebt man nicht alle Tage“, sagt er und justiert sein Teleobjektiv. Die Männer kennen jedes Detail des Flugzeuges, kennen ihre technischen Daten, ihre Einsatzgeschichte.
Für sie ist dieser Morgen ein Abschied. Ein Stück Luftfahrtgeschichte wird ins Museum überführt.
Strecke kurz, aber tückisch
Die Route führt über einen Acker zum nahe gelegenen Aeronauticum, dem Marinefliegermuseum. Warum dieser Umweg? Die Marine nennt mehrere Kriterien: Hindernisfreiheit, Spannweite, Logistik.
Die Planung war komplex, die Herausforderungen beträchtlich. Drei bis vier Tage, schätzt Fregattenkapitän Janine Pirrwitz vom Presse- und Informationszentrum, wird die Überführung dauern.
Die Strecke ist kurz, aber tückisch. Jede Bodenwelle muss berücksichtigt werden, jeder Baum. Das Flugzeug darf nicht kippen, nicht hängen bleiben. Die Verantwortung ist enorm. Deshalb sind Spezialisten am Werk: Soldaten mit Erfahrung in Logistik und Schwertransport.
Fast 20 Jahre hat die Deutsche Marine die P-3C geflogen. Bei der Operation „Enduring Freedom“ war sie im Einsatz, bei der EU-Mission „Atalanta“ gegen Piraten am Horn von Afrika.
Das Flugzeug hat sich bewährt, es hat Geschichte geschrieben. Jetzt soll es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, als Zeugnis einer Ära.
Nur ein Kameramann darf ganz nah heran. Er dreht für den NDR, eine Dokumentation ist geplant. Sonst bleibt das Areal gesperrt. Auch Journalisten müssen warten.
Gegen zehn Uhr treffen weitere Kollegen ein. Die Geschichte ist zu wichtig, um sie zu verpassen.
Endgültige Freigabe wird zeitnah erwartet
Das Schleppmanöver erweist sich als schwierig. Zentimeter um Zentimeter wird das Flugzeug bewegt. Die Männer arbeiten konzentriert, sprechen wenig.
Jeder weiß, was er zu tun hat. Der Boden ist extrem weich. Zwei Lkw und das Flugzeug haben sich festgefahren. Jetzt muss Volker Appiarius mit seinem Hanomag ans Werk. Er macht den Weg frei.
Die Überführung geht weiter. Bereits vor 15 Uhr ist die P-3C etwa 50 Meter von ihrem angepeilten Ziel im Aeronauticum angekommen. „Der Adler ist im Nest“, schmunzelt ein Beteiligter. Das Flugzeug verbleibt jetzt noch bis zur offiziellen Freigabe auf militärischem Gelände.
Danach wird es endgültig ans Aeronauticum übergeben. Dort wird es künftig zwischen anderen Exponaten stehen. Besucher werden das Cockpit sehen, die Sensorstationen. Das Museum wird die Geschichte lebendig halten.
Für die Soldaten, die heute im Einsatz sind, ist es ein besonderer Tag. Einige von ihnen sind mit der P-3C geflogen, haben sie gewartet, haben sie geliebt. Jetzt begleiten sie sie auf ihrem letzten Weg.
Es ist ein Abschied, aber auch ein Neuanfang. Die Maschine wird weiterleben, als Lehrmeister, als Erinnerung, als Zeugnis einer stolzen Tradition.