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Dorfentwicklung

TPaar gerät bei der Reetdachhaus-Sanierung in Barnkrug in Zeitnot

Antje Forner und Matthias Schlüter wollen mit Geldern der Dorfregion Pro Elbstromdörfer das Reetdach und die Fenster des großelterlichen Gasthauses erneuern.

Antje Forner und Matthias Schlüter wollen mit Geldern der Dorfregion Pro Elbstromdörfer das Reetdach und die Fenster des großelterlichen Gasthauses erneuern. Foto: Helfferich

Das Haus von Antje Forner und Matthias Schlüter ist ein Schmuckstück - doch es ist in die Jahre gekommen. Für die Renovierung stehen Fördergelder bereit. Es gibt aber ein Problem.

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Von Susanne Helfferich
Mittwoch, 25.06.2025, 17:50 Uhr

Barnkrug. Etwas zurückgesetzt an der Barnkruger Straße, auf Höhe der früheren Haltestelle der Kehdinger Kreisbahn, steht ein imposantes Reetdachhaus, errichtet Ende des 19. Jahrhunderts. Seit 1985 leben und arbeiten dort Antje Forner und Matthias Schlüter, stecken Jahr für Jahr viel Mühe und Geld in das Gebäude. Jetzt haben sie einen Förderbescheid erhalten, mit dem sie endlich das Reetdach und die Kunststofffenster austauschen können.

Ursprünglich war das Gebäude eine Gastwirtschaft und gehörte der Familie von der Reith, die neben der Schankwirtschaft auch eine Schlachterei betrieb. Julius von der Reith übergab im November 1929 das gesamte Anwesen an seinen Neffen Georg Schlüter, dem Großvater von Matthias Schlüter. Bis 1979 führten die Großeltern Martha und Georg Schlüter den Betrieb, ihr Enkel kann sich noch gut erinnern.

Opa Schlüter gab Barnkröger Speeldeel eine Bühne

„Mein Großvater hat mich immer Bruderherz genannt, was ich als Kind nicht verstand. Heute weiß ich: wir sind Brüder im Herzen.“ Denn sein Großvater hatte wie Matthias Schlüter heute eine künstlerische Ader. Neben der Wirtschaft hatte Georg Schlüter eine Malerwerkstatt. Doch er habe nicht nur tapeziert und Türen gestrichen, sondern sei auch als Kunstmaler aktiv gewesen.

Auch soll er ein großes schauspielerisches Talent gehabt haben. Bis 1962 gehörte ein nachträglich angebauter Saal zum Anwesen, den die Barnkröger Speeldeel eifrig nutzte. In diesem Punkt fühlt sich Matthias Schlüter, der mit dem Stader Improvisationstheater Improvokanz unterwegs ist, seinem Großvater sehr verbunden.

Seit Antje Forner und Matthias Schlüter 1985 das alte Gasthaus übernommen haben, arbeiten sie ständig am Haus. Das hat auch Nachbar und Ratsherr Rolf Brandt mitbekommen. Er machte das Paar auf die Dorfentwicklungsgelder des Amtes für regionale Landesentwicklung (ArL) aufmerksam. Beide sahen sofort die Chance, das 350 Quadratmeter große Reetdach endlich erneuern und 14 Kunststofffenster aus den 70er Jahren gegen zweiflügelige Holzfenster austauschen zu können. Denn gefördert wurde die Baumaßnahme nur in Kombination.

Für die Umsetzung bleiben nur fünf Monate Zeit

Sportlich ist allerdings der Zeitplan: Im August vergangenen Jahres beantragten die beiden die Förderung. Zehn Monate dauerte es, bis sie im Mai die Förderzusage erhielten. Fast 40 Prozent der Kosten, maximal 50.000 Euro, wurden den beiden zugesagt.

„Wir hatten sofort den Tischler angerufen. Der sagte uns, wenn wir sofort bestellen, kriegen wir das hin“, erzählt Matthias Schlüter, „doch der Reetdachdecker hat gleich abgewunken.“ Ein weiterer Dachdecker mochte nur zusagen, wenn die Dachsanierung in zwei Etappen, eine in diesem Jahr und die nächste 2026, erfolgen könnte.

Das Problem: Die Baumaßnahme muss bis 15. Oktober abgewickelt sein, die Rechnung schon Ende September vorliegen. Wer das nicht schafft, bekomme zwar das Geld, es werde aber mit sieben Prozent verzinst, musste Schlüter feststellen. Auf der anderen Seite dürfen die Bauherren nicht vor der Förderzusage mit der Umsetzung beginnen.

Wenig Interesse an Speed-Dating für Privatleute

Rolf Brandt, der auch dem Arbeitskreis Dorfentwicklung angehört, sprach das Problem kürzlich bei einer Info-Veranstaltung der Dorfregion Pro Elbstranddörfer an, bei dem auch Privatleute zu einem Speed-Dating über ihr Projekt eingeladen waren. Gekommen war nur ein Interessierter. Das wundere ihn nicht, so Brandt, und verwies auf die eng gesetzten Zeitfenster.
Die Umsetzungsbegleiterinnen Kyra Boxberger und Erika Bernau vom Bremer Ingenieurbüro Sweco machten mit Verweis auf die Dorfentwicklung in Nordkehdingen Mut. Dort seien zahlreiche Reetdachhäuser neu gedeckt worden. „Wie wir das lösen können, ist auch Teil unserer Beratung“, so Bernau.

In der Zwischenzeit hat sich ein dritter Dachdecker Antje Forners und Matthias Schlüters Reetdach angeschaut. Er will den beiden ein Angebot machen - innerhalb der Frist.

Ansprechpartner sind bei der Gemeinde Drochtersen Mareike Abbenseth, unter 04143/919122; beim Ingenieurbüro Sweco Kyra Boxberger, 0421/2032791 oder Erika Bernau, 0421/2032724.

Wilhelm von der Reith gehörte ursprünglich das Haus von Antje Forner und Matthias Schlüter.

Wilhelm von der Reith gehörte ursprünglich das Haus von Antje Forner und Matthias Schlüter. Foto: privat

Das Reetdach muss erneuert, die Fenster ausgetauscht werden. Dafür hat das ArL 50.000 Euro bereit gestellt.

Das Reetdach muss erneuert, die Fenster ausgetauscht werden. Dafür hat das ArL 50.000 Euro bereit gestellt. Foto: Helfferich

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