TPapa ist schuld: HSV-Training platzt nach K.o. im Keller
Für D/A II erzielte Maurits Nagel in der Landesliga bereits 13 Tore. Jetzt fiebert er seinem ersten Regionalligatreffer entgegen. Foto: Struwe
Manchmal bereut Maurits Nagel die verpasste Chance, als Kind in einer großen Talentschmiede gewesen zu sein. Der 20-Jährige kämpft sich bei D/A trotzdem nach oben.
Drochtersen. Maurits Nagel (20) ist überpünktlich zum Termin. 15 Minuten vor der Zeit stellt er auf dem Kundenparkplatz des D/A-Sponsors seinen Wagen auf dem Parkplatz ab, geht durch den Nebeneingang in den Bürotrakt, steigt die Treppe ins Obergeschoss hoch und knabbert in der Lounge ein paar Gurkenstreifen mit Dip. Der D/A-Fußballer ist gleich Gast beim Podcast „D/A sind wir zuhaus“.
Pünktlich ist Nagel nur, wenn es um Fußball geht. Das sagt er selbst. „Eigentlich bin ich eher unstrukturiert. Chaotisch“, sagt Nagel. Seine Freundin habe damit zu kämpfen. Er sei der „Mal-Eben-Typ“. Der Spontane. „Spontanereignisse sind immer die besten.“
Eine Minute beim Regionalliga-Debüt
Beim Fußball ist das anders. Da kämpfte sich Maurits Nagel mit viel Ehrgeiz in die erste Mannschaft. Einen Monat vor seinem 19. Geburtstag feierte Nagel sein Debüt in der Regionalliga. Beim 2:0-Sieg der SV Drochtersen/Assel gegen Teutonia 05 am 16. Februar 2024 spielte Nagel eine Minute. Dabei begann seine Laufbahn im Herrenfußball eher weniger vielversprechend.
In der zweiten Mannschaft sollte sich Nagel in der Landesliga an die Härte und die Geschwindigkeit der Männer gewöhnen. Der damalige Trainer und heutige Teamchef, Benjamin Zielke, hatte am Ende der Saison 2022/23 Personalnot auf der Rechtsverteidiger-Position.
Nagel nennt seine ersten Spiele „eine Katastrophe“. Als Rechtsverteidiger verursachte er in seinem ersten Spiel gleich einen Strafstoß. Erst danach begann die Erfolgsgeschichte.
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TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin (links) spricht mit D/A-Spieler Maurits Nagel im Podcast „D/A sind wir zuhaus“ über Fußball, Haare und gute Düfte. Foto: Rambow (nomo)
Mittlerweile stehen 32 Einsätze in der Regionalliga Nord in der Vita des 20-Jährigen. Nagel fühlt sich im Mittelfeld wohl. Dort gilt er als vielseitig einsetzbar. Erst in den vergangenen Wochen sammelte Nagel weniger Spielminuten, weil andere noch um einiges besser sind und weil Nagel aufgrund einer Verletzung ein wenig angeschlagen ist.
Die Konkurrenz im Mittelfeld ist groß
Nagel wird aber nicht panisch, wenn die Kollegen den Vorzug bekommen. Er fährt nach dem Abschlusstraining zwar enttäuscht, aber auch motiviert nach Hause, wenn er erfährt, dass er nicht in der Startelf steht. „Es ist die Entscheidung des Trainers. Und die Jungs spielen zu Recht. Die machen einen guten Job“, sagt Nagel.

Maurits Nagel verschafft sich Platz im Zweikampf. Aber seit dem Spiel gegen A/O ist er angeschlagen. Foto: Struwe
Maximilian Geißen, Jorik Wulff, Dennis Rosin, Matti Steinmann. Das sind derzeit Nagels Konkurrenten um die Startelf-Plätze. D/A schaffte es mit diesem Personal im Mittelfeld bis auf Tabellenplatz zwei. „Ich bin in der Herausforderer-Position“, sagt Nagel. Er sagt, er müsse mehr machen, als die anderen, mehr Gas geben im Training, er müsse sich zeigen. Daraus zieht er Motivation.
Fußball-Regionalliga
T 3:1-Sieg gegen Jeddeloh: D/A erobert die Tabellenspitze
Ein Junge aus Stade schafft es in die Regionalliga. Ohne Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), ohne Talentschmiede der Bundesligisten, ohne Internat. So häufig ist das nicht. Nagel weiß, dass er für die D/A-Philosophie steht, mit guten Jungs aus der Region, eine größere Identifikation mit dem Verein zu schaffen.
Aber um ein Haar hätte er eben jenen heutzutage fast schon normalen Weg eines talentierten Kindes eingeschlagen. Eine Mitschuld dafür, dass es nicht klappte, trägt sein fußballverrückter Vater.
Deshalb verpasst Nagel HSV-Probetraining
Maurits Nagel spielte als Kind und Jugendlicher beim VfL Güldenstern Stade. Werder Bremen lud ihn regelmäßig in sein Talentteam ein. „Ich war eher introvertiert. Ich habe mich da nicht richtig wohl gefühlt“, sagt Nagel heute.
Neben Bremen fragte auch der HSV an. Nagels absoluter Lieblingsclub. Er ist mit Leib und Seele HSV-Fan. Nagel feierte den Aufstieg seines Herzensvereins in der vergangenen Saison von Glückshormonen geflutet auf dem Rasen des Volksparkstadions. Über den Grund, warum er als Kind das Probetraining in Hamburg verpasste, kann er heute lachen.
Maurits Nagel und sein Vater, ein alter Güldensterner, lieferten sich eines ihrer packenden fußballerischen Privatduelle im Bolzkeller ihres Hauses. Dieses eine Duell direkt vor einem Termin zum Probetraining beim HSV endete für Maurits Nagel schmerzhaft. Nach einem väterlichen Rempler zog sich der Junior eine Eckgelenkssprengung in der Schulter zu. Er musste das Probetraining absagen. Heute ist sein Vater sein größter Fan und verpasst kaum ein Spiel.
Er fiebert seinem ersten Regionalligator entgegen
Wie jeder kleine Junge wollte Maurits Nagel Fußballprofi werden. Dass er nicht am NLZ war, bereut er ein bisschen. Er hätte noch mehr lernen können. Jetzt ist Nagel 20 und „Fußballprofi“ für ihn ein großes Wort. Er fragt sich lieber, ob er nicht auch mit D/A noch höherklassig spielen könnte.
„Wir haben als Mannschaft ein großes Ziel dieses Jahr. Das gilt es zu erreichen“, sagt Nagel und meint damit die 3. Liga. Seine persönlichen Ziele sind eher kurzfristiger Natur. Fit werden, mehr Spielanteile, eine größere Rolle spielen.
„Ich will endlich mein erstes Regionalligator machen“, sagt Nagel. Es wurmt ihn jeden Tag, dass es noch nicht gefallen ist. Dafür kommt er jeden Tag pünktlich zum Training.
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