TPilotprojekt: Mit Kameras dem Wolf auf der Spur

Der Wolf ist sehr anpassungsfähig und verbreitet sich stark. Nutztiere müssen geschützt werden, um nicht leichte Beute zu werden. Foto: Julian Stratenschulte
Mit Fotofallen unterstützt das Land Niedersachsen die Wolfsbeobachtung im Landkreis Cuxhaven. Es ist ein Monitoring-Projekt, das landesweit bislang einmalig ist.
Cuxhaven. Wenn schon wieder ein Schaf oder sogar ein Pferd oder Rind mit großer klaffender Wunde auf der Weide gefunden wird, verbreitet der Anblick Angst und Schrecken. Der Ärger ist beim Landwirt besonders groß. Schnell steht oftmals der Wolf als Täter fest. Doch ermitteln und festnehmen lässt er sich so leicht nicht. Das Raubtier genießt Schutzstatus. Eine sogenannte Entnahme ist bislang nicht leicht durchzusetzen.
Der Landkreis Cuxhaven ist zusammen mit dem Emsland bei den Rissen niedersachsenweit vorn dabei. Auffällig ist, dass längst nicht mehr nur Schafe und Ziegen beim Wolf eine beliebte Beute sind, sondern auch größere Nutztiere nicht mehr vor seinem Jagdtrieb sicher sind.

Hinter der Kooperation stehen verschiedene Akteure (von links): Dr. Ingrid Wiesel vom NLKWN-Wolfsbüro, Hans-Jörg Schrader vom niedersächsischen Umweltministerium, Helmut Blauth von der Landesjägerschaft, Erster Kreisrat Friedhelm Ottens, Peter Ebach von der Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven, Andreas Schwanke von der Jägerschaft Land Hadeln/Cuxhaven und Cuxhavens Stadtbaurat Andreas Eickmann. Foto: Dührkop
„Wir sind der rindviehreichste Landkreis Deutschlands“, sagt Nico Schäfer, Bereichsleiter für Natur und ländliche Räume beim Landkreis Cuxhaven. Der Handlungsdruck verstärkt sich. Bislang sind wolfssichere Zäune für Kühe und Pferde nicht vorgesehen. Das könnte sich ändern.
Kooperation mit Land Niedersachsen hilft bei Wolfserfassung
Die starke Nutztierhaltung, aber auch das Defizit in der Datenmenge sind für Hans-Jörg Schrader vom Niedersächsischen Umweltministerium Gründe, dass die nun unterzeichnete Kooperationsvereinbarung mit dem Landkreis Cuxhaven, dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Jägerschaft und dem Landkreis sowie der Stadt Cuxhaven gelungen ist. Am Montag wurde bei der Naturschutzstiftung im Moorinformationszentrum in Wanna ein Vertrag unterzeichnet. „Der Wolf ist eine große Herausforderung für die ländliche Region“, sagte der Erste Kreisrat Friedhelm Ottens, der für den erkrankten Landrat Thorsten Krüger eingesprungen war.
Dem Wolf auf die Schliche zu kommen, darum geht es beim Monitoring. Je mehr Beweise vorliegen, desto besser lässt sich ein Eindruck von seinem Verhalten und seiner Verbreitung bestätigen.

Eine Fotofalle, die im Landkreis Cuxhaven für das Wolfsmonitoring eingesetzt werden soll. Foto: Dührkop
Mit 30 Fotofallen unterstützt das NLWKN die Beobachtung. Denn wie Wolfsbeauftragter Raoul Reding feststellt, gehen fast 50 Prozent der Wolfsmeldungen auf Fotofallen zurück. „Wir brauchen eine vernünftige Datengrundlage“, sagt er.
Kein anderes Tier habe sich derart schnell angepasst und ausgebreitet wie der Wolf, hält er fest und dokumentiert es an einer Karte, die die Wolfssichtungen der vergangenen 15 Jahre visualisiert. Acht bis zehn Welpen können pro Jahr von einem Wolfspaar entstehen.
Mit Fotofallen soll eine systematische Grundlage gelegt werden
Um zu erfahren, ob ein Wolf in der Gegend ist, setzen Jäger immer häufiger Kameras ein. Doch wie viele bereits im Landkreis Cuxhaven zum Einsatz kommen, ist nicht erfasst. Es ist bislang eine rein private Sache der Jäger. Nun soll die Kooperation eine systematische Erfassung ermöglichen. Etwa 20.000 Euro investiert das Land in das Wolfsmonitoring, nochmal die gleiche Summe gibt der Landkreis dazu. Landesweit ist die Kooperation bislang einmalig, sagt Schrader. Es sei dem Engagement des Landkreises zu verdanken, aber auch den Bemühungen des Arbeitskreises Wolf, der seit 2017 viel geleistet habe.
Die Fotofallen senden die Bilddateien direkt auf die Smartphones. Ausgewertet und zusammengeführt werden sie von Mitarbeitern des Landkreises. Die Bilder selbst sind noch nicht allein ausschlaggebend, um eine rechtssichere Entnahme eines Wolfs zu gewährleisten. Die Jäger sollen noch extra geschult werden, um nach einer Wolfssichtung weitere Spuren zu sichern. Eine Kotprobe oder Risse liefern weitere Belege.

Der Wolf ist sehr anpassungsfähig und verbreitet sich stark. Nutztiere müssen geschützt werden, um nicht leichte Beute zu werden. Foto: Julian Stratenschulte