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Stärkung der Verteidigung

Beschlossen: Neuer Wehrdienst soll am 1. Januar starten

Rekruten bei der Gefechtsausbildung im Rahmen eines Medientages zur Basisausbildung bei der Bundeswehr im Aufklärungsbataillon 7.

Rekruten bei der Gefechtsausbildung im Rahmen eines Medientages zur Basisausbildung bei der Bundeswehr im Aufklärungsbataillon 7. Foto: Federico Gambarini/dpa

Vom 1. Januar an soll der neue Wehrdienst kommen. Für junge Männer gilt dann die Pflicht zur Auskunft und Musterung, weiter aber Freiwilligkeit im Dienst. Es gibt auch Kritik und Proteste.

Von dpa Freitag, 05.12.2025, 12:00 Uhr

Berlin. Der Bundestag hat grünes Licht für den neuen Wehrdienst gegeben. Eine Mehrheit der Abgeordneten votierte für einen Gesetzentwurf der Bundesregierung, der eine verpflichtende Musterung junger Männer sowie die Wiedereinführung der Wehrerfassung vorsieht. Weiter gilt aber Freiwilligkeit.

Für das Gesetz stimmten in namentlicher Abstimmung 323 Abgeordnete. Dagegen votierten 272 Parlamentarier. Es gab eine Enthaltung.

Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte vorher im Bundestag erneut um Zustimmung geworben. Meinungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit, Religionsfreiheit und der Staat „schützen sich nicht von alleine“, sagte der SPD-Politiker.

Bundestag billigt Wehrdienstgesetz

Bundestag billigt Wehrdienstgesetz Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

„Das müssen Menschen tun, die bereit sind, für ihn einzutreten, und nicht die, die hinter dem Gartenzaun stehen und darauf warten, dass andere das machen.“

Nach einem Streit zwischen Union und SPD sehen die Pläne nun vor, dass der Bundestag über eine sogenannte Bedarfswehrpflicht entscheiden soll, wenn Zielmarken für die Vergrößerung der Bundeswehr verfehlt werden sollten.

Neuer Wehrdienst startet im Januar

Der Wehrdienst soll mindestens sechs Monate dauern und mit mindestens 2600 Euro brutto im Monat bezahlt werden. Zusätzliche Anreize gibt es für längere Verpflichtungen ab zwölf Monaten.

Alle jungen Männer und Frauen ab Geburtsjahrgang 2008 werden vom nächsten Jahr an einen Fragebogen zur Person erhalten, der auch die Motivation zum Wehrdienst abfragt. Männer müssen, Frauen können diesen beantworten, denn für Frauen sieht das Grundgesetz keine Wehrpflicht vor.

Für alle Männer, die ab dem 1. Januar 2008 geboren wurden, soll dann die Musterung wieder zur Pflicht werden. Praktisch wird sie aber erst später greifen.

Der Bundesrat soll sich noch vor Weihnachten mit dem Gesetz befassen.

Zahl der Soldaten zuletzt erstmals leicht gestiegen

Ende Oktober hatte die Bundeswehr nach offiziellen Angaben 184.242 aktive Soldaten, darunter 12.062 freiwillig Wehrdienstleistende. Die Zahlen sind damit in diesem Jahr erstmals wieder gestiegen.

Allerdings braucht Deutschland nach den neuen Nato-Zielen im Ernstfall 460.000 Soldaten, darunter 260.000 Männer und Frauen in der aktiven Truppe.

Die Wehrpflicht war 2011 in Deutschland unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Zugleich wurden Strukturen für eine Wehrpflicht aufgelöst.

Im daneben bereits bestehenden Wehrpflichtgesetz ist weiter festgelegt, dass die Wehrpflicht für Männer auflebt, wenn der Bundestag den Spannungs- und Verteidigungsfall feststellt. Allerdings wurden für diesen Fall bisher kaum konkrete Vorkehrungen getroffen.

Bundestag billigt Wehrdienstgesetz, junge Menschen protestieren dagegen

Bundestag billigt Wehrdienstgesetz, junge Menschen protestieren dagegen Foto: Christophe Gateau/dpa

CDU-Politiker: Freiwilligkeit bis Sommer 2027 überprüfen

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Thomas Röwekamp (CDU), pocht auf eine Entscheidung über die Reaktivierung der Wehrpflicht bis Sommer 2027, sollten sich nicht genügend Freiwillige für die Bundeswehr finden.

Das Gesetz über einen neuen Wehrdienst bezeichnete Röwekamp beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) als einen „politischen Kompromiss zweier sehr unterschiedlicher politischer Ansichten“. Er hoffe, dass der personelle Aufwuchs auf freiwilliger Basis gelinge.

Bundestag billigt Wehrdienstgesetz, junge Menschen protestieren dagegen

Bundestag billigt Wehrdienstgesetz, junge Menschen protestieren dagegen Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Bürger gehen auf die Straßen

Proteste gegen die Wehrdienst-Pläne gab es unter anderem vor dem Bundestag.

Aus Protest gegen die Wehrdienst-Pläne gingen zudem junge Menschen in mehreren deutschen Städten auf die Straße - und nicht in die Schule.

Proteste waren unter anderem in Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Dresden und München angekündigt, wie aus einer Übersicht der Initiative „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ hervorgeht.

„Wir wollen nicht als Kanonenfutter enden“, heißt es auf Instagram in einem Aufruf.

Junge Handballer aus dem Kreis Stade wollen nicht in den Krieg

Der Meinung sind auch junge Sportler der Spielgemeinschaft JSG Fredenbeck/Stade/Harsefeld. „Wenn ich mich freiwillig melde und es ernst wird, würde ich nicht in den Krieg ziehen wollen“, sagt Pepe Wolf. Sie sehen aber auch Chancen.

Und die jungen Menschen im Landkreis Stade finden: „Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine finde ich es gut, wenn wir uns wehren können“, so Joel Möhrke, der sich nicht freiwillig melden würde, aber direkt von der Neuerung betroffen ist.

Besondere Kritik erhielt das angedachte Losverfahren. „Freiwilligkeit, die in einem Losverfahren gipfelt, ist eine Ohrfeige für die Gesellschaft, die mehrheitlich bereit wäre, die Wehrpflicht wieder aufzunehmen“, findet Jürgen-Joachim von Sandrart ist Generalleutnant im Ruhestand. (dpa/lw)

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