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Koken op Platt

T„Smuttkortuffeln“ und „Hochtietssupp“: De Plattdüütschen geben Rezepttipps

Die Videografin Cheyenne Skrzekowski (links) und Johanna Brunswig fütterten Instagram und Youtube.

Die Videografin Cheyenne Skrzekowski (links) und Johanna Brunswig fütterten Instagram und Youtube. Foto: Helfferich

Plattdeutsch lernen mit einem Klick: Videografin Cheyenne hat Kochvideos für de jung Lüüd aufgenommen. Hier gibt es erste Kostproben aus dem gesamten Landkreis Stade.

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Von Susanne Helfferich
Dienstag, 25.11.2025, 10:50 Uhr

Düdenbüttel. Gut 50 geladene Gäste drängten sich in dem kleinen Kötnerhuus in Düdenbüttel. De Plattdüütschen stellten ihr neues Kochbuch in hoch- und plattdeutscher Straße vor. Binnen 18 Monaten ist es entstanden.

Plattdeutsch ist für Heinz Mügge eine Herzensangelegenheit. Seit vier Jahrzehnten trägt er die Sprache in Kindergärten und Grundschulen. 2002 gründeten er und sechs weitere Plattsnacker den Verein De Plattdüütschen. Heute zählt er 430 Mitglieder.

Klaus Mahler kochte mit seinen Enkeln Julius und Charlotte Kehdinger Hochtietssupp.

Klaus Mahler kochte mit seinen Enkeln Julius und Charlotte Kehdinger Hochtietssupp. Foto: Helfferich

Die Idee: Übers Kochen Plattdeutsch lernen

Trotz aller Mühe fehlen die jungen Plattsnacker. „Wenn wir die plattdeutsche Sprache retten wollen, dann geht das nur über die Jugend“, ist sich Heinz Mügge sicher. Grundsätzlich ist Kochen bei de jung Lüüd angesagt.

Entsprechende Videos werden von der Zielgruppe geklickt. Die Herausforderung ist, sie über ein Kochbuch zum Kochen und zum Plattdeutschen zu führen.

Auch bei Koken op Platt kann geklickt werden. Die Idee war, Jung und Alt gemeinsam kochen zu lassen, davon Videos zu drehen, die per QR-Code geöffnet werden können.

Während des Kochens sprechen die Protagonisten Platt, erklären die Rezepte und weisen immer auf regionale Zutaten und nachhaltige Zubereitung hin. Um die sieben Minuten dauert jeder Videoclip. 20 Videos mit 19 Mitwirkenden sind so entstanden.

Klaus Mahler aus Balje kocht mit seinen Enkeln

Was leider nicht so gut gelang: Junge Menschen für die Videos zu gewinnen. Die Jüngsten waren Charlotte und Julius, die mit ihrem Baljer Opa Klaus Mahler kochten - das mit wachsender Begeisterung.

So bereiteten sie einen Seefohrersolot zu, ein Rundstück mit Fisch, eine Kehdinger Hochtietssupp und eine Welfenspies.

Zwei Tage wurde gedreht. Wenn man Mahlers Enkel nach ihrem Lieblingsessen fragt, steht für Charlotte Pizza an erster Stelle und für Julius Gemüsesuppe.

Ingrid Jochim präsentiert ihr Rosinenbrot.

Ingrid Jochim präsentiert ihr Rosinenbrot. Foto: Helfferich

Die Altländer Gästeführerin Ingrid Jochim hatte den Theologiestudenten Finn Witt aus Ahlerstedt an ihrer Seite. Sie buken zusammen Ollanner Botterkoken und Rosienenbroot und kochten Ollanner Hochtietssupp und Beern, Bohnen un Speck. Zum Schluss gab‘s Joghurtcrem mit Eerdbeern.

„Das hat alles wunderbar geklappt“, erzählt die Horneburgerin, die 30 Jahre beim Bildungswerk niedersächsischer Volkshochschulen in der Hauswirtschaft ausgebildet hat.

Sie alle waren an der Enstehung des zweisprachigen Kochbuchs beteiligt.

Sie alle waren an der Enstehung des zweisprachigen Kochbuchs beteiligt. Foto: Helfferich

Preisträgerin steht hinter der Kamera

Hinter der Kamera stand die junge Videografin Cheyenne Skrzekowski. Im vergangenen Jahr erhielt sie von der IHK den Gründungspreis für junge Unternehmer als Sonderpreis für den digitalen Nachwuchs. Sie produziert Imagefilme und Social-Media-Content für Unternehmen.

Und jetzt die Videoclips vom Kochen. „Für viele war es das erste Mal, so vor der Kamera zu stehen“, sagt sie. Das sei eine Herausforderung gewesen, „aber alle haben es gut gemacht, und die Videos sind sehr authentisch.“

Cheyennes Lieblingsrezept aus dem Kochbuch sind die Smuttkortuffeln, „weil es so einfach ist“, sagt sie. Das gilt auch für Heinz Mügges Enkelin Johanna Brunswig: „Ich habe mir das von Oma gewünscht, weil bei ihr die Kartoffelscheiben viel dünner und knuspriger sind als woanders.“

Auch sie bedauert, dass nicht mehr junge Leute sich auf das Projekt eingelassen haben. „Die Kombination aus Plattdeutsch zu sprechen und sich vor die Kamera zu stellen, hat viele abgeschreckt“, sagt sie.

Joghurtcreme mit Erdbeeren.

Joghurtcreme mit Erdbeeren. Foto: Helfferich

Aber sie und Cheyenne haben eine neue Idee: Sie wollen mit jungen Leuten aus der Plattdeutschen Theatergruppe kurze Sprüche op Platt aufnehmen und per Instagram teilen.

Buchprojekt wurde mit fast 23.000 Euro gefördert

Das zweisprachige Kochbuch ist ein sehr farbiges Buch geworden und macht Lust aufs Ausprobieren. Es ist ein Kooperationsprojekt des Vereins De Plattdüütschen, der Landfrauen der Kreise Stade und Cuxhaven und der vier Leaderregionen Altes Land und Geestrand, Moorexpress-Stader Geest, Hadeler Region und Kehdingen-Oste.

Schmuttkartoffeln.

Schmuttkartoffeln. Foto: Helfferich

Das Projekt wurde über das Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg mit 18.279,48 Euro gefördert. Außerdem haben die den vier Leaderregionen zugehörigen Kommunen insgesamt 4600 Euro beigesteuert.

Das Buch Koken op Platt kostet 13 Euro und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich, unter ISBN-978-3-00-084572-7.

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