TPolitiker stellen die Weichen für einen Kulturbahnhof in Horneburg

Blick auf den Güterschuppen am Bahnhof in Horneburg. Foto: Vasel
Der Rat des Flecken Horneburg hat den Haushalt 2024 beschlossen - inklusive eines Notopfers für die Samtgemeinde. Trotzdem kann sich der Ort im nächsten Jahr einiges leisten. Nicht nur der Bahnhofsschuppen soll saniert werden. Das alles ist geplant.
Horneburg. Knapp fünf Millionen Euro will der Flecken Horneburg im kommenden Jahr investieren - insbesondere in die Sanierung seiner Schlagloch-Straßen. Das Investitionsprogramm sieht vor, die Kelternbornstraße und die Hermannstraße an der Sporthalle sowie den Hornborstelweg im Wohngebiet zwischen der B73 und der Stader Straße wieder schick zu machen. Dafür hat Kämmerer Mirko Sturm fast 1,56 Millionen in den Etat eingestellt. Weitere Vorhaben: der Radweg an der L123 nach Issendorf (550.000 Euro) und die Erschließung des Baugebiets Nördlich Otto-Balzer Straße (1,4 Millionen Euro). Des Weiteren ist der Bau eines Trinkwasserbrunnens (25.000 Euro) auf dem Platz am Sande vorgesehen. Damit konnte sich Tim Friederichs (Grüne) durchsetzen. Eine Hürde gibt es noch: Fördermittel und Sponsorengelder sollen eingeworben werden.
Bahnhofsschuppen wird zum Kulturbahnhof
Dank Fördermittel können die Horneburger auch die beiden großen Abschlussprojekte der Städtebauförderung und Ortskernsanierung anpacken. Im nächsten Jahr will der Flecken den leer stehenden Bahnhofsschuppen sanieren (Stichwort Kulturschuppen). Dieser bildet gemeinsam mit dem historischen Bahnhofsgebäude von 1880/1881 (Elektro Schliecker) und des gegenüberliegenden Gebäudes der Nordik Edelbrennerei ein Ensemble. Laut Bauamtsleiter Roger Courtault ist eine „Kaltsanierung“ geplant - sprich eine Sanierung der Hülle des Güterbahnhofschuppens. Des Weiteren sollen unter anderem Toiletten, aber keine Veranstaltungstechnik wie eine Bühne eingebaut werden. Gunda Kiefaber - im Rathaus in Horneburg für die Städtebauförderung zuständig - hat 455.000 Euro an Investitionskostenzuschuss eingeworben. Insgesamt wird das Projekt „Güterschuppen“ voraussichtlich mit 470.000 Euro zu Buche schlagen.
Das Gebäude steht mittlerweile leer, einige Fenster sind kaputt. Das Dach ist undicht. Der letzte Mieter (Elektro Schliecker) musste das Lager räumen; zeitweise nutzten auch der Verein für die Förderung Horneburgs, der Spielmannszug und die Familieninitiative Kunterbunt das Gebäude. Seit 2009 wurde, unter anderem im Zuge des Leader-Programms, die Umnutzung unter anderem zu einem „Kulturschuppen“ diskutiert. Bürgermeister Jörk Philippsen (FWG Aue) freut sich, dass es 2024 losgeht. Eine Heizung ist nicht geplant. Das Mauerwerk, die alten Tore und die Hallenstruktur des mehr als 100 Jahre alten „Frachtzentrums“ sollen für die Besucher - im Veranstaltungsbereich - sichtbar bleiben. Im eingeschossigen Anbau ist Platz für die Toiletten und einen Abstellraum, so Philippsen. Das Architekturbüro Frenzel aus Buxtehude hatte erste Pläne für die Mitteleinwerbung erarbeitet. Ohne Tische und Stühle könnten laut Architekt Christoph Frenzel circa 80 Personen im Schuppen feiern, bei Bestuhlung und/oder Tischen wären es bis zu 50. Frieren muss trotz alledem niemand. Im Winter könnte eine mobile Miet-Heizung bei öffentlichen Veranstaltungen laufen. Das spart viel Geld.
Burginsel wird zum Kulturpark
Des Weiteren wollen die Horneburger - nach dem Abriss der Schuppen und dem Freischneiden der Sichtachsen - in kommenden Jahr die Burginsel zu einem Kulturpark umgestalten. Die Grünflächen sollen so gestaltet werden, dass die Burginsel mit Blick auf das 1886 errichtete Herrenhaus (Vorburg) auch kulturell genutzt werden kann - inklusive Elektro-Anschluss. Sitzmöbel sollen zum Verweilen einladen, Info-Tafeln an die Geschichte der 1255 erbauten und 1645 zerstörten Burg erinnern. Mit QR-Code und Mobiltelefon wird eine Zeitreise möglich sein, nicht nur virtuell wird die archäologisch gesicherte Bebauung vor 500 Jahren wieder sichtbar werden. Der Auftrag für die Garten- und Landschaftsbauer ist erteilt worden, teilt die Verwaltung in der Ratssitzung mit. Der Flecken lässt sich das Projekt knapp 541.000 Euro kosten. Doch die Horneburger haben sich auch bei diesem Projekt mit 470.000 Euro viel Geld aus Fördermitteln sichern können.
Flecken muss Steuern erhöhen
Finanziell steht der Flecken gut da. Lediglich im kommenden Jahr muss der Flecken sich 1,7 Millionen Euro bei Banken und Sparkassen pumpen, für die Jahre 2025 bis 2027 ist „keine Kreditaufnahme vorgesehen“, sagte Kämmerer Mirko Sturm.
Trotzdem musste der Rat am Dienstagabend die Steuern erhöhen. Der Grund: Um die Millionen-Investitionen in Schule und Kindergarten finanzieren zu können, müssen die fünf Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Horneburg finanziell unter die Arme greifen. Bund und Land lassen diese hängen. Die Samtgemeinde-Umlage musste um 7,5 Punkte auf 65 Prozent erhöht werden. 4,1 Millionen Euro überweist der Flecken im nächsten Jahr an die Samtgemeinde. Das muss finanziert werden. Die Grundsteuer A wird um 90 Punkte auf 550 von Hundert, die Grundsteuer B um 85 auf 550 von Hundert erhöht. Das heißt: Der Einfamilienhaus-Eigentümer wird im nächsten Jahr um die 41 Euro mehr zahlen müssen, rechnete Knut Willenbockel, Samtgemeinde-Bürgermeister und Gemeindedirektor in Personalunion, dem Rat vor. Die Gewerbesteuer steigt um 30 Punkte auf 450 von Hundert. Als Notopfer überweisen die Horneburger der Samtgemeinde 404.300 Euro. Hintergrund: Die Mitgliedsgemeinden haben sich zu einer Zahlung von insgesamt einer Million Euro im Jahr bis 2027 verpflichtet. Die Samtgemeinde muss die Infrastruktur schaffen. Durch die neuen Baugebiete (hoher Zuzug) muss kräftig investiert werden - insbesondere in Bildung.

Quartiersmanagerin Jana Stüven und Eventmanagerin Myriam Kappelhoff stellten sich im Rat vor (von links). Foto: Vasel
Zwei neue Gesichter im Rathaus
Gegen die Stimme von Wilfried Peters (FWG Aue) beschlossen CDU, FDP, Grüne und die Mehrheit der FWG Aue den Haushalt 2024 (Volumen: 9.6 Millionen Euro) und die Steuererhöhungen. Peters wurde vom Städte- und Gemeindebund von Sonja Zinke für sein 20-jähriges Engagement insbesondere im Bereich Bauen und Feuerschutz geehrt. Des Weiteren stellten sich Quartiersmanagerin Jana Stüven und Eventmanagerin Myriam Kappelhoff dem Rat vor. Kappelhoff (49) ist die Nachfolgerin von Vanessa Heider, die nach dem Herbstmarkt nach Harsefeld wechselte. Die Journalistin absolvierte ein Volontariat bei National Geographic, danach war sie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Gruner + Jahr, der Hansestadt Stade und beim Stadeum tätig. Stüven (31) ist mit ihrem Master in Umweltwissenschaften die Expertin für die Bürger, die ihre Häuser sanieren wollen. Sie betreut über die interkommunale Zusammenarbeit der Klimaschutzregion Altes Land und Horneburg, die Quartiere Horneburg-West und Jork-Mitte (und möglicherweise Steinkirchen). Sie plant einen Thermografie-Rundgang. Mit einer Spezial-Kamera können Wärmeverluste und Dämmbedarf sichtbar gemacht werden. Des Weiteren stehen auf ihrem Zettel: ein Wettbewerb zu umweltfreundlichen Gärten und eine barrierefreie Bahnhofsbrücke. Bei der Fußgängerbrücke stehen 10.000 Euro für die Planung zur Verfügung, Fördermittel sollen eingeworben werden.