TPolizisten auf Streifendienst im Rentenalter? Das will Bremerhaven möglich machen

Mit 62 Jahren ist für Polizeibeamte Schluss. Aber einige wollen noch gar nicht pensioniert werden. Bislang scheiterte die Verlängerung allerdings am Geld. Foto: Marijan Murat/dpa
Dass Polizisten als Pensionäre nach Hause geschickt werden, obwohl sie gern weiterarbeiten wollen, hatte im vergangenen Jahr für Verwunderung gesorgt. Schließlich fehlen Polizisten, und die Kriminellen schlafen nicht. Und wie sieht das heute aus?
Bremerhaven. Die Bremerhavener Polizei ist meilenweit davon entfernt, mit jener personellen Stärke das Verbrechen zu bekämpfen, die die Politik regelmäßig vor den Wahlen verspricht. Es wird noch lange dauern, bis hier einmal die in Aussicht gestellten 580 Beamte unter Vertrag stehen. 498 werden es in diesem Jahr sein, und die müssen immer mehr Aufgaben bewältigen. Der Personalmangel würde weniger drastisch ausfallen, wenn diejenigen weiter zum Dienst erscheinen könnten, die in den Ruhestand geschickt werden, obwohl sie noch nicht als Pensionäre zu Hause bleiben wollen.
Der Dienstherr muss zustimmen
Diese Beamten gibt es wirklich. Trotz etlicher Dienstjahre haben sie immer noch Freude an der Arbeit. 62 Jahre beträgt derzeit die Altersgrenze, aber nicht alle wollen dann in den Ruhestand. Noch drei Jahre dranhängen, das wollten vor zwei Jahren einige Beamte der Ortspolizeibehörde. Das ist nur möglich, wenn der Dienstherr zustimmt. Das ist Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD), und der verweigerte damals die Zustimmung. Denn es fehlte schlichtweg das Geld für die Gehälter und die Zulagen.
Inzwischen sieht das wieder anders aus. In der Polizeibehörde werden gerade die Polizisten befragt, bei denen die Pensionierung ansteht: Haben Sie Interesse an einer Dienstzeitverlängerung? „Nach dem jetzigen Stand der Haushaltsverhandlungen für 2024 und mit Blick auf die Entwicklung der Beschäftigtenzahl in der Ortspolizeibehörde könnte sich die Option ergeben, dass die Verlängerung der Lebensarbeitszeit wieder möglich ist“, erklärte Polizeisprecherin Nadine Laue.
Mit der Befragung soll ausgelotet werden, wie viel Geld tatsächlich benötigt wird, um alle Wünsche zu erfüllen. Wie viele Beamte von der Möglichkeit Gebrauch machen wollen, ist unklar. Noch laufen die Befragungen. Und auch bei der Finanzierung gibt es noch Fragezeichen. Denn der Doppelhaushalt 2024/25 des Landes und ist noch in Arbeit. Mithin ist auch nicht klar, wie viel Geld Innensenator Ulrich Mäurer zur Verfügung stehen wird.
Gewerkschaft lehnt Verlängerung ab
„Eine abschließende Entscheidung darüber, ob und in welchem Rahmen diese gewährt werden, kann erst mit dem Vorliegen eines Haushaltes 2024 getroffen werden“, sagt Laue. Rose Gerdts-Schiffler vom Innenressort bestätigt, dass die abschließende Abstimmung mit der Polizei noch aussteht. Man warte auf die Bedarfsabfrage.
Obwohl mit den Polizisten, die künftig weiter arbeiten wollen, einige Lücken geschlossen werden können, stößt die Möglichkeit auf eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit nicht überall auf Zustimmung. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) lehnt sie grundsätzlich ab. „Die Belastungen des Berufes, insbesondere die Wechselschicht und die belastende Arbeit an sich, wirken sich eben auch auf die Gesundheit meiner Kolleginnen und Kollegen aus“, sagt GdP-Kreisgruppenvorsitzender Benjamin Kieck. Deshalb gebe es die Altersgrenze von 62 Jahren, die sogar früher bei 60 Jahren gelegen habe.
Trotz des Personalmangels und der Schwierigkeiten bei der Nachwuchsgewinnung befürwortet er eine Verlängerung der Dienstzeit nur in Ausnahmen. „Etwa wenn ein Kollege als spezieller Ermittler an einem großen Projekt dran ist und er noch gebraucht wird“, erläutert Kieck. Er geht davon aus, dass nicht sehr viele Kollegen Interesse an einer Weiterbeschäftigung haben werden. „So lassen sich die Probleme nicht lösen“, betont er.