TTischler Kevin Stern schaut optimistisch in die Zukunft

Vor fünf Jahren wurde der Tischler Kevin Stern mit dem Gründerstar ausgezeichnet. Foto: Helfferich
Vor fünf Jahren übernahm Gründerstar Kevin Stern die Tischlerei Brauer in Freiburg. Aufträge führen den Chef und seine Kollegen in die Staatsoper, die Hafencity - und zur Polizei.
Freiburg. Zum 1. Januar 2019 übernahm Kevin Stern die Tischlerei in Freiburg. Damit ist er nicht wirklich ein Gründer, sondern ein Übernehmer. „Es gab uns ja schon. Die Tischlerei ist ein Betrieb, der seit Generationen gut eingeführt ist. Wir waren ja kein Start-up“, erzählt er. Er habe nach der Übergabe nahtlos weitermachen können, „manches habe ich auf den Prüfstand gestellt, einiges investiert, um up to date zu bleiben“.
So oder so: Mit 33 Jahren war die Geschäftsübernahme ein mutiger Schritt. Und solange eine solche Übernahme nicht länger als zwei Jahre zurückliegt, kann man sich für den Gründerstar auch dann noch bewerben - und das Gründungsnetzwerk Stade überzeugte die Bewerbung. „Das damit verbundene mediale Interesse an unserem Betrieb hat uns gefreut“, erinnert sich der Tischlermeister und Betriebswirt, „es folgten Anfragen aus dem Landkreis, wo wir nicht ganz so gut vertreten waren.“
Das Gros der Kunden sitzt in Hamburg
Denn das Haupteinsatzgebiet des Unternehmens ist der Großraum Hamburg; aber auch in Schleswig-Holstein und in Berlin sind seine Monteure unterwegs. 1865 wurde die Tischlerei Brauer in Freiburg gegründet. Zu den Unternehmensschwerpunkten damals gehörte der Sargbau.
Heute ist der Betrieb auf den Einbau von Bauelementen wie Fenster und Türen jeglicher Art spezialisiert. Das macht 65 Prozent der Aufträge aus, mitunter müssen auch alte Türen nachgebaut werden. Möbel und andere Tischlerarbeiten haben mit 35 Prozent den geringeren Anteil.
Mitarbeiter nach 47 Jahren im Betrieb verabschiedet
14 Mitarbeiter, davon eine Auszubildende, gehören zur Tischlerei. Die meisten Mitarbeiter haben bei Brauer gelernt und alle wohnen in Kehdingen. Das Arbeitsverhältnis zeichnet sich durch Beständigkeit aus. Kürzlich wurde ein Mitarbeiter nach 47 Jahren Betriebszugehörigkeit verabschiedet. „So etwas gibt es ja kaum noch“, so Stern.
Dennoch bekommt auch er den Arbeitskräftemangel zu spüren. Die Auftragslage ist so gut, dass er händeringend ausgebildete Gesellen sucht. Auch hofft Stern auf weitere Auszubildenden. Der Tischlermeister versucht, über Schulpraktika und Zukunftstag junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, und selbst mit potenziellen Tischler-Azubis in Kontakt zu kommen.
Mit 21 Jahren von Berlin nach Kehdingen gekommen
Kevin Stern selbst ist ein echtes Brauer-Gewächs. Wenngleich er ursprünglich aus Berlin stammt. Dort ist er aufgewachsen und studierte nach dem Abitur Wirtschaftsingenieurwesen. „Doch das war nicht das Richtige“, stellte er fest und entdeckte in Hamburg die Möglichkeit, in einer dualen Ausbildung ein BWL-Studium mit einer handwerklichen Ausbildung zu verbinden. Zu den Kooperationspartnern des Handwerks gehörte auch die Tischlerei Brauer in Freiburg. So kam der Berliner mit 21 Jahren nach Kehdingen.
Nach drei Jahren hatte Kevin Stern seinen Gesellenbrief in der Tasche, ein Jahr später seinen Bachelor und 2012 machte er seinen Meister. „Ich wollte nicht mein Leben lang als Geselle arbeiten“, sagt er zu dem zielstrebigen Werdegang. Auch reizte ihn die Betriebsnachfolge. „Burkhard Brauer suchte einen Nachfolger, das war reizvoll für mich. Zumal der Betrieb gut aufgestellt war.“ So übernahm er immer mehr Verantwortung als Teilhaber und Geschäftsführer.
Die Auftragsbücher der Tischlerei sind voll
Zurück in das Jahr 2019: Nur wenige Wochen nachdem Kevin Stern den Gründerstar gewonnen hatte, brach die Corona-Pandemie aus. Der Betrieb hatte Glück. Während andere Unternehmen schließen mussten, durfte die Tischlerei weiter arbeiten. „2020 war für uns ein gutes Jahr“, sagt der Unternehmer, „da die Menschen nicht verreisen konnten, machten sie sich jetzt ihr Zuhause schön. Davon profitierten auch wir.“ Für eine eventuelle Inanspruchnahme des Kurzarbeitergelds hatte der Betrieb zwar Vorkehrungen getroffen, aber er musste nicht darauf zurückgreifen.
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Mit Ende der Pandemie konnte die Tischlerei ohne Anlaufschwierigkeiten weitere Aufträge akquirieren und ist bis heute gut beschäftigt. So baute sie in der Hamburgischen Staatsoper Sicherheits- und Funktionstüren ein. Im kommenden Jahr hat sie den Auftrag, im Polizeikommissariat Neugraben Ausstattung und Türen zu erneuern. Neue Funktionstüren sind auch für ein Bürogebäude in der Hafencity fällig.
Kevin Stern schaut optimistisch in die Zukunft: „Mit diesen Aufträgen haben wir uns ein Grundrauschen gesichert. Das ist schön: Zu wissen, wir haben etwas zu tun.“ Und er sieht noch mehr Aufträge auf sich zukommen: Aufgrund steigender Zinsen brächen Neubauprojekte weg. Dafür rücken Sanierungen in den Vordergrund. Da können sich Tischler gut austoben.