Kevin Stern ist der „Gründerstar 2019“
Kevin Stern, Tischlermeister und Betriebswirt, ist am Donnerstagabend mit dem Gründerstar 2019 ausgezeichnet worden. Anfang des Jahres hat der 33-Jährige die Tischlerei Brauer in Freiburg übernommen – und er hat eigene Ideen, um den Traditionsbetrieb für die Zukunft zu stärken.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Landrat Michael Roesberg hieß die Gäste der „Gründerstar 2019“-Verleihung in der Seminarturnhalle in Stade willkommen – für ihn „der Kreißsaal der Neugründungen“. Denn vor dem Event konnten sich potenzielle Unternehmer beim Gründungsforum informieren. Für Roesberg sind die Gründerstars die „Mutmacher und die Vorbilder, die wir im Landkreis Stade brauchen, damit andere den Sprung in die Selbstständigkeit wagen“. Roesberg hatte sich zuvor durch das Internet geklickt und mit Stolz festgestellt, dass das Land Baden-Württemberg mit „Start-up BW“ im Großen das anbietet, was im Kleinen erfolgreich beim Stader Gründungsnetzwerk läuft.
Roesberg dankte „den Treibern“ des Gründerstar-Wettbewerbs – Daniel Topp, Torsten Kramer, Doreen Mosert, Christof Starke, Frank Graalheer, Kirsten Böhling von der IHK Stade sowie der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade und den Wirtschaftsförderungen im Landkreis Stade (Stade, Buxtehude und Landkreis) – für ihr Engagement und die Idee, in diesem Jahr erstmals auch soziale Entrepreneurs und Schülerfirmen zur Teilnahme aufzurufen. Im 15. Jahr des Wettbewerbs hatten sich 25 Gründer beworben.
{picture1}
Gründerstar 2019: Tischlermeister und Betriebswirt Kevin Stern (33) durfte den Preis aus den Händen des Landrats entgegennehmen. Stern hat die Tischlerei Brauer in Freiburg zum 1. Januar 2019 übernommen und beschäftigt 16 Mitarbeiter. Mit seinem Unternehmen bietet Stern unter anderem Innen- und Möbelbau, aber auch gewerkübergreifende Komplettleistungen bis zur Haussanierung an. Seinen Azubis bietet Stern sogar eine Wohngemeinschaft in Freiburg an, denn der ÖPNV ist auf dem Land schlecht. Damit nicht genug, die Mitarbeiter können unter der Woche in einer Wohnung in Hamburg übernachten, die Großstadt ist neben dem Stader und dem Kehdinger Raum der Hauptmarkt. Die Wohnung spart Zeit und bindet Fachkräfte. Denn auch Stern leidet als der neue Star unter den Gründern unter dem Fachkräftemangel, dabei sind die Auftragsbücher bis ins Frühjahr 2020 gut gefüllt. Sein Potenzial seien seine kreativen Mitarbeiter. Service, Qualität, ein guter, treuer Kundenstamm, Tradition – die Tischlerei wurde bereits 1865 gegründet – und der Mut zu Neuem, das mache Erfolg aus. Der 33-Jährige ist seit 2007 im Unternehmen, aus dem Gesellen wurde ein Geschäftsführer und über die Übernahme ein Existenzgründer.
Das Beispiel zeige, dass die Chancen für eine Selbstständigkeit im Handwerk gut seien. Laut Angaben des Zentralverbands des deutschen Handwerks wollen sich die Inhaber von 200 000 Betrieben in den nächsten Jahren zur Ruhe setzen.
Sonderpreise: Das Stader Gründungsnetzwerk vergab in diesem Jahr drei Sonderpreise. Der Sonderpreis (dotiert mit 500 Euro) in der Kategorie „Mobilität“ ging an den Verein Dorfstromer. Dieser hat im Alten Land und in Horneburg ein E-Carsharing-Angebot aufgebaut, mittlerweile besteht die Flotte aus drei Renault Zoe, die in Horneburg und Jork sowie Steinkirchen stehen. Der gemeinnützige Verein will die Mobilität auf dem Lande verbessern und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. 80 Mitglieder zählt der Verein. Gebucht wird der Pkw über eine Smartphone-App oder den Webbrowser. Der Vereinsbeitrag liegt bei 96 Euro im Jahr (Familie) beziehungsweise bei 60 Euro im Jahr für Einzelmitglieder und 240 Euro im Jahr für Firmen – plus ein Nutzungsentgelt in Höhe von vier Euro pro Stunde. Edgar Schmidt und Margaret Schindler betonten, dass es ihnen auch um sozialen Zusammenhalt auf dem Lande geht, die E-Autos werden von vielen für das Einkaufen, Arztbesuche oder zu Besuchen von Kultur- und Sportveranstaltungen genutzt. Der Verein expandiert – nach Drochtersen.
Den Sonderpreis in der Kategorie „Bildung“ erhielten Sebastian Witte und Andreas Ott für die Gründung der Bildungsakademie sotecs akademie GmbH für die Transport- und Logistikbranche. Die Stader setzen mit Weiterbildungsangeboten für Führungskräfte und Mitarbeiter in den Speditionen auf innovative Lernmethoden: 2018 startete das erste kopiergeschützte Unterweisungsvideo für Lkw-Fahrer. So etwas gebe es noch nicht. Denn wenn Fahrer die digitalen Tachographen nicht richtig bedienen, drohen Bußgelder. Sie haben bereits drei Mitarbeiter eingestellt. Nach dem ersten Video in Deutsch – gedreht mit TAGEBLATT TV – sollen noch im Herbst weitere in Englisch, Russisch und Polnisch folgen. Potenzielle Kunden sitzen in der ganzen EU. In Zukunft sind auch Webinare geplant.
Der Sonderpreis „Mutmacher“ wurde erstmals an zwei Unternehmen verliehen – an Daniela Marquardt (Glücksmomente) aus Harsefeld und Nina Offenborn (Stader Spielbox) aus Stade. Sie hatten sich bereits 2018 beworben. Eltern und Kinder haben seit Anfang 2018 mit der Spielbox ein Angebot im Herzen Stades. Eltern können ihre Kinder (drei bis zwölf Jahre) stundenweise, spontan für fünf Euro in der Stunde betreuen lassen – etwa, um zum Arzt oder zum Einkaufen gehen zu können. Die Sozialpädagogin beschäftigt bereits zwei Mitarbeiterinnen und darf bis zu 20 Kinder betreuen.
Daniela Marquardt bietet in Harsefeld Glücksmomente für Schwangere und frisch gebackene Eltern mit ihren Kindern an. Mit dem Angebot können sie vor und in der ersten Zeit nach der Geburt Kontakte knüpfen, Beratung in Anspruch nehmen und körperlich aktiv sein. Dazu gehören Trageberatung, Kurse für Kinder und Eltern, Babymassage, Krabbeltreffen und Baby-Yoga.
www.stader-gruendungsnetzwerk.de
TAGEBLATT-Chefredakteur Wolfgang Stephan interviewte die alten und die neuen Preisträger. Diese lobten die Existenzgründerberatung des Netzwerks, auch beim weiteren Wachstum setzen sie auf Tipps der Wirtschaftsförderer. Bei einem unterhaltsamen, informativen Austausch erklärten die Preisträger von 2018 – Andy Damnig von der Smart Marina Berth Logistic, Tim Kappelmann (Das Eysten) und die Brüder Matthias und Thomas Bassen (Beer Ambassadors UG) – unisono, dass der Gründerpreis ihnen nicht nur Aufmerksamkeit, sondern zum Teil auch neue Kunden gebracht habe.
Damnig hatte 2018 den Gründerstar für sein durch Sensoren gesteuertes Überwachungsnetzwerk mit einer digitalen (Buchungs-)Plattform für Sportboothäfen und Skipper bekommen. Er kann von seiner Idee leben, sucht europaweit weitere Kunden und hofft, vom Ausbau des Wassertourismus in Deutschland profitieren zu können. Für weiteres Wachstum sucht er Finanzinvestoren. Bei Tim Kappelmann (Das Eysten) läuft es, der Preis habe ihm Kunden für sein Restaurant mit 70 Sitzplätzen im Golfclub in Deinste gebracht. Thomas und Matthias Bassen aus Stade hatten mit Beer Ambassadors beim Gründerstar den Sonderpreis „Gründung im Nebenerwerb“ erhalten. Ihre Kraft stecken sie zurzeit nicht in ihre Craft-Beer-Club-Idee für Genießer mit handverlesenen, saisonalen internationalen Bieren im Abo, sondern in Online-Shop, Gastronomie und Events mit Verkostung. Ihre Spezialitäten sind bislang nur in Hamburger Craft-Beer-Bars zu finden. Bassen: „Der Gründerstar ist ein starker Support.“