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Geschichte

TPromifotograf: Was Romy Schneider und eine alte Dame am Grabbeltisch verbindet

Schauspiel-Star Romy Schneider mit Vadim Glowna 1976 am Set zum Film „Gruppenbild mit Dame".

Schauspiel-Star Romy Schneider mit Vadim Glowna 1976 am Set zum Film „Gruppenbild mit Dame". Foto: Archiv Robert Lebeck

Mit seinen ikonischen Fotos schaffte es Robert Lebeck ins kollektive Gedächtnis. So eindrucksvoll wie die Porträts von Prominenten ist sein Blick auf deutsche Zeitgeschichte.

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Von Fenna Weselmann
Samstag, 05.07.2025, 14:20 Uhr

Stade. In seiner neuen Ausstellung vom 5. Juli bis 21. September präsentiert das Kunsthaus Stade Arbeiten von Robert Lebeck (1929 - 2014). Mit außergewöhnlichem Gespür für den entscheidenden Moment, gehört er zu den prägenden Fotojournalisten des 20. Jahrhunderts und gilt als stilbildender Wegbereiter. Unter dem Titel „Hierzulande“ stehen seine Deutschlandbilder im Fokus. Anhand ausgewählter Reportagen von 1955 bis 1983 geben diese einen bewegenden Eindruck aus drei Jahrzehnten Zeitgeschichte.

Kunsthaus zeigt den Wandel in der Nachkriegszeit

„Robert Lebeck dokumentiert auf herausragende Weise den Wandel in der Nachkriegszeit“, sagt Museumsleiter Dr. Sebastian Möllers hocherfreut über die in Kooperation mit dem Kunstarchiv der Sparkassenstiftung Lüneburg, dem Archiv Robert Lebeck und der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim entstandene Ausstellung. Die in Deutschland entstandenen Arbeiten sind nur ein kleiner Teil seines Bilderschatzes.

In den Dünen von Kampen: In den 50er Jahren noch armes Heidedorf, hatte sich der Sylter Ort 1962 zum Promiplatz auf der Insel der Reichen und Schönen entwickelt.

In den Dünen von Kampen: In den 50er Jahren noch armes Heidedorf, hatte sich der Sylter Ort 1962 zum Promiplatz auf der Insel der Reichen und Schönen entwickelt. Foto: Archiv Robert Lebeck

„Die meiste Zeit war Robert weltweit unterwegs“, erzählt Cordula Lebeck, die den Fotografen Ende der 1980er Jahre kennenlernte und als seine Frau dessen Nachlass samt Archiv betreut. In der aufs „Hierzulande“ eingegrenzten Ausstellung fehlen folglich viele seiner berühmtesten Arbeiten. Dazu gehört etwa „Der Degenraub“. Mit diesem Symbolbild für die Befreiung vom Kolonialismus, das Lebeck selbst als seine „Visitenkarte“ sah, schrieb er Mediengeschichte. Und Cordula Lebeck freut es, dass dieses Motiv heute noch gefragt ist, etwa zur Illustration in Schulbüchern.

Aber Robert Lebeck hat selbst einmal gesagt: „Ich bin viel gereist in meinem Fotografenleben, doch um ein spannendes Foto aufzunehmen, brauchte ich eigentlich nur vor die Haustür zu treten, und das habe ich oft getan.“ Im Archiv stößt Cordula Lebeck immer wieder auf unveröffentlichtes Bildmaterial, von dem sich auch etwas in der aktuellen Retrospektive wiederfindet.

Romy Schneider vertraute dem Fotojournalisten

Für Robert Lebeck standen immer die Menschen im Mittelpunkt - nicht die großen Schlagzeilen, sondern die leisen, oft übersehenen Momente. Lebeck richtete das Augenmerk auf Situationen abseits vom organisierten Medienrummel und erkannte den unverstellten Moment. Genau deshalb gelangen ihm ikonische Porträts von Berühmtheiten wie Alfred Hitchcock, Elvis Presley oder Romy Schneider.

Einquartierung in der Kaserne: Elvis Presley im Oktober 1958 bei seinem Antritt zur 17-monatigen Dienstzeit als wohl berühmtester G.I. im hessischen Friedberg.

Einquartierung in der Kaserne: Elvis Presley im Oktober 1958 bei seinem Antritt zur 17-monatigen Dienstzeit als wohl berühmtester G.I. im hessischen Friedberg. Foto: Archiv Robert Lebeck

Zu Letzterer hatte der in Berlin geborene Fotograf eine ganz besondere Verbindung und begleitete sie bis zum letzten Interview vor ihrem Tod. „Sie war unglaublich fotogen, wahrscheinlich der kamerafreundlichste Mensch, den ich jemals vor die Linse bekommen habe. Romy Schneider fotografieren zu dürfen, war immer ein Geschenk“, sagte Robert Lebeck über die Schauspielerin. Wie sehr Romy ihn mochte, verrät eine Nachricht, die „Lebo“, wie sie ihn nannte, einst von ihr aufs Hotelzimmer bekam. „Du machst mir Angst, und ich mach mir Angst. Vergiss mich schnell, aber bitte sag mir Gute Nacht.“ Besagter Zettel ist Teil von Lebecks Nachlass.

Robert Lebeck arbeitete für Magazine wie den Stern

Doch Lebecks Kamera richtete sich nicht nur auf prominente Persönlichkeiten. Auch das Alltägliche, das Unscheinbare fand den Weg in seine Bilder: Momente des Glücks, der Nähe, aber ebenso des Schmerzes, der Armut und des Verlusts. Mit sicherem Gespür für aktuelle Themen zeichnen seine Fotografien ein nuanciertes Bild gesellschaftlicher Wirklichkeit - getragen von Empathie, Offenheit und einem feinsinnigen Humor. Gerade diese Qualität macht seine Foto-Serien für den Stern und viele andere große Magazine bis heute so eindrucksvoll.

Alfred Hitchcock auf einer Barkasse im Hamburger Hafen, Oktober 1960.

Alfred Hitchcock auf einer Barkasse im Hamburger Hafen, Oktober 1960. Foto: Archiv Robert Lebeck

Seine Gabe zur stillen Beobachtung wird schon in der frühesten Reportage von 1955 deutlich. Sie dokumentiert die Ankunft der letzten Kriegsheimkehrer aus russischer Gefangenschaft im Lager Friedland. Lebecks Fotos zeigen Männer, Frauen und Kinder, deren Gesichter die Schrecken des Krieges noch heute spürbar machen.

Cordula Lebeck in der Ausstellung zur Arbeit ihres verstorbenen Mannes Robert Lebeck, der als Pressefotograf bewegende Zeitdokumente wie die Bilder-Serie über Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft schuf.

Cordula Lebeck in der Ausstellung zur Arbeit ihres verstorbenen Mannes Robert Lebeck, der als Pressefotograf bewegende Zeitdokumente wie die Bilder-Serie über Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft schuf. Foto: Weselmann

Das Kunsthaus Stade versammelt rund 150 Werke. Die Auswahl reicht von der Sylt-Schickeria, die nackt in den Dünen von Kampen spaziert, bis zur alten Dame, die den Schlüpfer vom Grabbeltisch prüft. Die Bonner Politprominenz ist genauso abgebildet wie das Nachtleben auf St. Pauli, der Rosenmontag in Köln oder Berliner Straßenszenen kurz vor dem Mauerbau.

Nähere Infos zum Rahmenprogramm und dem zur Ausstellung erschienenen Katalog finden sich online unter www.museen-stade.de/kunsthaus.

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Willy Brandt im Speisewagen eines Sonderzuges während einer offiziellen Reise durch Deutschland, 1973.

Willy Brandt im Speisewagen eines Sonderzuges während einer offiziellen Reise durch Deutschland, 1973. Foto: Archiv Robert Lebeck

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