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Rotlicht

TProtest gegen den Kiez-Imbiss auf dem Herbstmarkt Horneburg

Die Bürgermeister Knut Willenbockel und Matthias Riel (rechts) beim Besuch des Standes der Gleichstellungsbeauftragten Daniela Subei auf dem Herbstmarkt in Horneburg.

Die Bürgermeister Knut Willenbockel und Matthias Riel (rechts) beim Besuch des Standes der Gleichstellungsbeauftragten Daniela Subei auf dem Herbstmarkt in Horneburg. Foto: Vasel

Auf dem Herbstmarkt gab es am Freitag gleich zwei neue Stände: einen umstrittenen Hamburger Food-Truck - und einen Protest-Stand der Gleichstellungsbeauftragten.

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Von Björn Vasel
Samstag, 11.10.2025, 05:50 Uhr

Horneburg. Dass in diesem Jahr der Imbiss „Zur-Ritze-Curry“ auf dem Horneburger Herbstmarkt vor dem Autoscooter in Horneburg stand, hat nicht nur im Flecken für Gesprächsstoff gesorgt.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde, Daniela Subei war nicht erfreut, als sie im TAGEBLATT lesen musste, dass das kommunale Veranstaltungsmangement einen Top-Standplatz in der Straße „Im Großen Sande“ an eine Rotlicht-Größe aus Hamburg vergeben hatte.

Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel unterstreicht, dass der Flecken Horneburg als Veranstalter des im Jahr 1734 begründeten Herbstmarktes bei der Vergabe der Plätze auf Grundlage der Marktsatzung agieren müsse. Schließlich könnten die Schausteller, die ohne Grund abgewiesen werden, vor dem Verwaltungsgericht klagen.

Rotlicht-Hintergrund kein Ausschlusskriterium

In der Satzung steht: „Der Flecken Horneburg weist die Standplätze auf Antrag zu. Er erteilt eine schriftliche Standplatzzusage. Standplatzzuweisungen werden nur erteilt, solange ausreichender Platz vorhanden ist und das sich bewerbende Geschäft für den Markt geeignet erscheint. Bei mehr als vier Anbietern mit Ständen gleicher oder ähnlicher Art, können weitere gleichartige Geschäfte von der Teilnahme ausgeschlossen werden.“

Kurzum: Rechtssicher hätte Zur-Ritze-Curry lediglich auf einen anderen, weniger frequentierten Standplatz verwiesen werden können. Mehr nicht. Ein Imbiss ist kein Bordell. Führungszeugnisse werden nicht abgefragt.

2022 protestierte die Gruppe "Rotlicht aus!" vor dem Bordell in Ovelgönne/Ketzendorf.

2022 protestierte die Gruppe "Rotlicht aus!" vor dem Bordell in Ovelgönne/Ketzendorf. Foto: Vasel

Für die Vergabe hatte sich CDU-Ratsherr Ralf Kimmel im Rathaus eingesetzt. Die Vita von Food-Truck-Betreiber Carsten Marek war dem kommunalen Veranstaltungsmanagement bis zum TAGEBLATT-Bericht „nicht bekannt“. Rathausintern hatte Subei die Standplatz-Vergabe kritisiert. Kritisch sah die Gleichstellungsbeauftragte auch, dass das TAGEBLATT die Standplatzzusage öffentlich gemacht hatte.

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Das TAGEBLATT hatte berichtet, dass der Inhaber der Reeperbahn-Kneipe „Zur Ritze“ und Bordellbetreiber Carsten Marek im Jahr 2006 wegen Förderung der Prostitution, gewerbsmäßigem Menschenhandel sowie sexueller Ausbeutung zu 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war. Der frühere Kickbox-Weltmeister war Kopf der Marek-Bande. Bis zu 27 Millionen Euro soll diese bis 2005 mit 200 Prostituierten verdient haben. Marek eröffnete 2014 das Großbordell Babylon in der Süderstraße, 2015 übernahm er schließlich die Kietz-Kneipe Zur Ritze mit dem Boxkeller, hinzu kamen Foodtrucks - von denen einer am Freitag in Horneburg stand.

Arbeitsgruppe „Rotlicht Aus!“ protestiert in Horneburg

Auf dem Herbstmarkt setzten die Gleichstellungsbeauftragten Daniela Subei (Horneburg) und Elena Knoop (Kreis Stade) deshalb ein Zeichen gegen Gewalt, Zwang und Ausbeutung. Sie hatten sich kurzfristig einen Stand in der Nähe des Imbisses organisiert. Plakate mit Aufschriften wie „Bezahlsex zerstört Leben“ und „Dein Spaß ist mein Horror-Tripp“ fielen ins Auge.

Andrang: Blick auf den Zur-Ritze-Curry-Imbiss auf dem Herbstmarkt in Horneburg.

Andrang: Blick auf den Zur-Ritze-Curry-Imbiss auf dem Herbstmarkt in Horneburg. Foto: Vasel

Für sie ist klar: Prostitution und Menschenhandel lassen sich nicht trennen. Sexkauf bleibe Gewalt, es handele sich um einen „kommerzialisierten sexuellen Übergriff“, aber auch um einen Verstoß gegen sexuelle Selbstbestimmung und die Würde des Menschen.

Ihre Arbeitsgruppe „Rotlicht Aus!“ kämpft für das „Nordische Modell“, das Prostitution und Menschenhandel zurückdrängen soll. Mittlerweile haben es nach Schweden, Norwegen und Island auch Kanada, Nordirland, Frankreich, Irland und Israel eingeführt. In diesen Ländern gilt ein Sexkaufverbot, wobei allein die Freier bestraft werden.

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