TProtest nach Ratsbeschluss: Lehrer und Eltern der Grundschule Horneburg fordern Neubau

Enttäuscht von Rat und Verwaltung (von links): Meike Booken, Sabine Folster und Katrin Kruppa studieren die Pläne für den Neu- und Umbau der Grundschule Horneburg. Foto: Vasel
Die Lehrer der Horneburger Grundschule sind auf Zinne. Der Rat will die Neu- und Umbaupläne auf Eis legen. Doch das Kollegium will nicht zum Spielball der Politik werden. Es gelte, die Bildungschancen der Kinder zu sichern. Das sind ihre Argumente.
Horneburg. „Wir wollen nicht in der Schublade landen“, sagt Grundschulleiterin Sabine Folster. Der Neu - und Umbau dürfe nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden. Horneburg wachse - unter anderem durch das Neubaugebiet Blumenthal. Doch die Infrastruktur sei (bislang) nicht auf die steigenden Kinderzahlen ausgelegt - weder bei Kindergärten noch bei Schulen.
„In Horneburg wird immer erst reagiert, wenn es zu spät ist“, klagt Folster. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Meike Booken und Katrin Kruppa fordert sie Politik und Verwaltung auf, den Schulbau nicht infrage zu stellen. Bereits heute zeichne sich ab, dass die Schule in den nächsten Jahren fünfzügig wird. Doch es gehe nicht nur um mehr Platz. Letztlich müsse auch die Politik mehr Raum für moderne Pädagogik schaffen und mehr Bildungsgerechtigkeit. Die Hoffnung, dass das Land sich durch den Trotz-Beschluss des Rates beeindrucken lasse, sei naiv.
Eltern und Lehrer kritisieren Beschluss des Rates
Der Samtgemeinderat hatte den Posten „Umbau und Sanierung“ der Grundschule am Leineweberstieg im Haushalt 2024 wie berichtet mit einem Sperrvermerk versehen, weil Bund und Land die Kommunen beim Schulbau nicht ausreichend finanziell unterstützen. Die Planung soll nur „bis zur Baugenehmigungsreife“ vorangetrieben werden. Gebaut wird 2025 nur, wenn das Land einen 30-Prozent-Zuschuss zahlt. Doch bislang sollen nur 640.000 Euro für den Ganztagsanspruch ab 2026 fließen.
Zur Einordnung: Die neue Grundschule in Bliedersdorf/Nottensdorf wird 20 Millionen Euro kosten, für den Neu-/Umbau sowie die Brandschutzsanierung der 1959 eingeweihten Grundschule in Horneburg sind 15 Millionen Euro (2024 bis 2027) eingeplant - ohne Sporthalle. Zwei Großprojekte, so Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel, könne sich die Kommune aufgrund des Kreditbedarfs nicht leisten.
Schulleiterin fordert ein Ende der Provisorien
Der Streit zwischen Land und Kommunen dürfe nicht auf dem Rücken der Kinder und Lehrer ausgetragen werden. „Wir leben seit Jahren mit provisorischen Lösungen“, sagt Folster. Seit elf Jahren werde sie vertröstet. Sie verweist auf den Brandschutz und die Mensa. Mittlerweile nutzten 200 von 340 Kindern das Ganztagsangebot. Doch die „Notmensa“ im Keller habe nur 50 Plätze, die Kleinen müssen in Schichten essen. Damit nicht genug: In der alten, im Winter zu kalten Turnhalle gebe es nicht ausreichend Kapazitäten. Zwei Stunden Sport in der Woche gibt es so nicht für alle Schüler.
Doch nicht nur die Lehrer sind enttäuscht, dass Politik und Verwaltung offenbar wenig an moderner Pädagogik liege. „Wir fühlen uns veräppelt“, sagt Elternvertreterin Maike Bundt. Eltern und Lehrerinnen hätten viel Herzblut in das Konzept gesteckt. Dass der Rat jetzt den Neu- und Umbau infrage stelle, „ist eine Katastrophe“.
Räumlichkeiten an der Schule sind „desolat“
Die Kommune habe Baugebiete ausgewiesen und werbe bei Neubürgern mit Bahnanschluss und guten Einkaufsmöglichkeiten. Doch die Räumlichkeiten seien „desolat“. Notwendig sei ein Ende der Flurschule. Notwendig seien Extra-Räume für Fördern und Fordern (Differenzierung) sowie Inklusion. Wenn der Ganztag für alle ab 2026 folgend kommt, seien auch Ruheräume erforderlich. „Die Kinder können nicht den ganzen Tag im Klassenraum verbringen“, ergänzt Booken.
Eine moderne Schule sei auch ein Aushängeschild, ein Anreiz für junge Familien.
So könnte der Neubau an der Grundschule Horneburg aussehen. Foto: Architekturbüro Frenzel
Landkreis Stade will bei Brandschutz durchgreifen
Der Neubauplan sei ein annehmbarer Kompromiss, mit der Aula hätte Horneburg auch eine Veranstaltungsstätte. Sorgen bereite ihnen der mangelhafte Brandschutz, der erst im Zuge des Neubaus beseitigt werden soll. Der jüngste Gasalarm habe gezeigt, dass die Evakuierung über die Baugerüste (Nottreppen) für Kinder schwierig sei.
Blick auf einen der Fluchtwege: Der Brandschutz an der Grundschule ist ein Provisorium. Foto: Vasel