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Supermarkt

Rekordpreis für dieses Lebensmittel ist erreicht

ARCHIV - Der Klimawandel nimmt Einfluss darauf, was beim Wocheneinkauf im Einkaufswagen landet. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

ARCHIV - Der Klimawandel nimmt Einfluss darauf, was beim Wocheneinkauf im Einkaufswagen landet. Foto: Julian Stratenschulte/dpa Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Es steht bei jedem Kühlschrank: Bei dem Grundnahrungsmittel im Supermarkt ist der Preis explodiert. Branchenverbände können sich vorstellen, dass es noch teurer wird.

Von dpa Donnerstag, 03.10.2024, 20:26 Uhr

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Der vor mehr als zwei Jahren aufgestellte Rekordpreis für Butter ist eingestellt worden. Für ein 250-Gramm-Päckchen Deutscher Markenbutter der Eigenmarken zahlen Kunden bei Supermärkten und Discountern seit dieser Woche 2,39 Euro. „Das ist der höchste Preis, den es in Deutschland jemals gegeben hat“, sagte die Bereichsleiterin Milchwirtschaft der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn, Kerstin Keunecke.

Butter kostet damit 10 Cent mehr als im Sommer 2022, als der bisherige Höchstwert erreicht worden war. Die Regalpreise für Markenprodukte liegen aktuell ebenfalls höher als damals, wie Daten des Preisvergleichsportals Smhaggle zeigen.

Der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Hans Foldenauer, hält es sogar für möglich, dass die Butterpreise weiter steigen. Ein schwaches Angebot treffe auf eine aufgrund des Weihnachtsgeschäfts rege Nachfrage. Wann die Preise wieder sinken, sei nicht vorhersehbar. Dies hänge von der Entwicklung der angelieferten Milchmengen, den Inhaltsstoffen sowie der Nachfrage in den nächsten Monaten ab, so Foldenauer.

Zu wenig Milch, zu wenig Fett

Dass Butter teurer wird, zeichnete sich zuletzt bereits ab. Branchenverbände hatten sich Ende August entsprechend geäußert. Die Gründe für den Preisanstieg sind demnach kleinere Milchmengen, die von den Landwirten geliefert werden, und ein geringerer Fettgehalt in der Rohmilch. Durch eine hohe Nachfrage nach anderen Milchprodukten wie Käse habe weniger Fett für die Herstellung von Butter zur Verfügung gestanden, wie der Milchindustrie-Verband erklärte. Außerdem sei deutlich weniger Butter importiert worden. Die „Lebensmittel Zeitung“ hatte zuerst darüber berichtet.

Bedingt durch Ukrainekrieg und Energiekrise war Butter bereits im Laufe des Jahres 2022 immer teurer geworden. Der Preis für ein Päckchen der Eigenmarken stieg auf das Allzeithoch von 2,29 Euro, im Sommer 2023 fiel er auf 1,39 Euro. Anschließend ging er erneut in die Höhe. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zahlten Verbraucher im August 2024 für Butter 41 Prozent mehr als 2020.

Die Zahl der Milchkühe und Milchviehbetriebe in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. 2023 gab es noch 3,7 Millionen Tiere sowie knapp 50.600 Betriebe.

Auch für diese Lebensmittel müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen

Eine Übersicht der weiteren Lebensmittel, bei denen die Testkäufer seit Juli 2020 die größten Preissteigerungen registrierten:

Olivenöl (+112,6 Prozent)

Für eine Flasche Olivenöl mussten Verbraucher im Juli mehr als doppelt so viel zahlen wie vor vier Jahren. „Wichtigster Grund ist der Einbruch der Produktion im wichtigsten Erzeugerland Spanien im Wirtschaftsjahr 2022/23“, sagt der Bereichsleiter Verbraucherforschung der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), Thomas Els. In der aktuellen Erntesaison habe es nur eine geringe Erholung gegeben. Ursache seien schlechte Ernten aufgrund von Dürren.

Zucker (+83,3)

Zucker ist ebenfalls deutlich teurer als noch 2020. Die Preisentwicklung sei von Angebotssorgen auf dem globalen Zuckermarkt geprägt und habe auch die Preise in Deutschland erfasst, sagt Els. „Bereits 2022 erreichten die Preise ein Rekordniveau, 2023 setzte sich der Aufwärtstrend fort. Ein weiterer Grund sei der geringere Zuckeranteil in Zuckerrüben durch das nasse Wetter, sagt Lebensmittel-Expertin Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg.

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Kekse (+77,4)

Schwierige Zeiten für Naschkatzen: Wegen steigender Preise bei Rohstoffen wie Zucker, Mehl und Fetten sind Kekse erheblich teurer geworden. „Die Weizenernte war wegen nasser Witterung in Deutschland sowohl letztes als auch in diesem Jahr geringer“, sagt Fischer. Der Preis für Weizenmehl war im Juli 2024 deshalb deutlich höher (+61,5) als vier Jahre vorher. Ein weiterer Grund für den Anstieg war demnach der Krieg in der Ukraine. Russland und die Ukraine zählen zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt. Die Entwicklungen wirkten sich ebenfalls auf die Preise für Knäckebrot und Zwieback aus (+66,4).

Quark (+72,6)

Deutlich gestiegen sind die Preise für Milchprodukte wie Quark. Kleinere Milchmengen als in den Vorjahren und ein geringer Fettgehalt in der Rohmilch haben 2021/2022 zu steigenden Erzeugerpreisen geführt, anschließend gingen sie wieder zurück. Seit Anfang 2024 ist erneut ein Anstieg zu beobachten.

Quark war im Juli 2024 mehr als 70 Prozent teurer als vier Jahre zuvor. Preissprünge gab es auch bei kondensierter Milch (+61,5), Sahne (+48,7), Schnittkäse (+45,8) und Butter (+39,4). Warum Quark am stärksten zugelegt hat? Die Herstellung sei am aufwendigsten, sagt der Sprecher des Bundesverbandes deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer.

Tomatenketchup oder Gewürzketchup (+64,9)

Für Tomaten- und Gewürzketchup müssen Verbraucher ebenfalls deutlich mehr zahlen. Nach Angaben des Lebensmittelverbandes Kulinaria ist dies vor allem auf stark gestiegene Kosten für wichtige Inhaltsstoffe wie Tomatenmark, Essig und Stärke, aber auch bei Energie und Verpackungen zurückzuführen.

Stangenspargel- oder andere Gemüsekonserven (+64,5)

Von Preiserhöhungen betroffen waren auch Konserven mit Spargel oder gemischtem Gemüse (+64,5), Erbsen (+62,5) und Sauerkraut (60,9). „2022 war europaweit ein besonders schlechtes Erntejahr für Gemüse“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie, Christoph Freitag.

2023 sei die Ernte nicht wesentlich besser ausgefallen. Auch das Material hatte dabei Anteil an den Preiserhöhungen. Die große Nachfrage nach Konserven während der Pandemie hat die Preise für Weißblech in die Höhe getrieben. Ein weiterer Faktor seien gestiegen Kosten für Personal, Energie und Logistik, so Freitag.

Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches (+63,4)

Auch Öle sind in der Liste der größten Preiserhöhungen ganz vorn dabei. Ausgehend von einem niedrigen Niveau 2020 hätten die Großhandelspreise für Raps- und Sonnenblumenöl-Raffinat bereits 2021 kräftig angezogen, sagt Experte Els. Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine seien die Preise dann explodiert. Vor dem Krieg war die Ukraine der weltgrößte Exporteur gewesen, von dem die EU einen großen Teil ihrer Einfuhren bezog. Dementsprechend war im Frühjahr 2022 Sonnenblumenöl in den Supermärkten über Wochen kaum noch erhältlich, die Regale waren leer geräumt. Zuletzt waren die Verbraucherpreise für Öl wieder rückläufig.

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