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Verkehr

TS5-Störungen: Werden zwei Bahnübergänge in Buxtehude beseitigt?

Ein S-Bahnzug fährt am Bahnübergang „Landscheide“ auf Buxtehuder Gebiet vorbei. Diskutiert wird über die Beseitigung der am Großen Moorweg gelegenen Wegeverbindung über die Gleise.

Ein S-Bahnzug fährt am Bahnübergang „Landscheide“ auf Buxtehuder Gebiet vorbei. Diskutiert wird über die Beseitigung der am Großen Moorweg gelegenen Wegeverbindung über die Gleise. Foto: Wisser

276 Stör- und Ausfallmeldungen reichten Pendler in nur vier Wochen: Weniger Bahnübergänge könnten den Betrieb weniger anfällig machen. Doch die Stadt will das nicht. Warum?

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Von Thomas Sulzyc
Donnerstag, 23.01.2025, 16:15 Uhr

Buxtehude. Störungen im Bahnverkehr zwischen Stade und Neugraben machen Pendler und andere Fahrgäste wütend. Als eine Störungsquelle gelten die außergewöhnlich vielen Bahnübergänge auf diesem Streckenabschnitt. Ist die Technik defekt, verspäten sich die Züge.

Nirgendwo im Hamburger S-Bahnnetz ist die Zahl der Bahnübergänge größer als auf dem niedersächsischen Gebiet. 20 Bahnübergänge zwischen Neugraben und Stade machen den S-Bahnbetrieb auf der Strecke anfälliger für Störungen.

Die für die Infrastruktur zuständige Bahntochter DB Infra Go spricht sich seit Jahren für die Beseitigung (im Fachjargon: „Auflassung“) von zwei Bahnübergängen auf Buxtehuder Gebiet aus - bisher ohne Erfolg. Deutsche Bahn, Bund und der Straßenbaulastträger, das ist die Hansestadt Buxtehude, müssten sich dazu einigen.

Diese Bahnübergänge stehen zur Diskussion

Betroffen wären zwei Bahnübergänge, die im Bahnjargon „Landscheide“ und „Adamczak“ genannt werden. Damit gemeint sind die Bahnübergänge am Ovelgönner Heuweg (Adamczak) und am Großen Moorweg (Landscheide). Beides sind Feldwege, die von Landwirten, Joggern und Radfahrern genutzt werden.

Mit einem Antrag im Buxtehuder Rat will die CDU-Fraktion erreichen, dass die Stadt die Beseitigung der Bahnübergänge Adamczak und Landscheide vorbereitet. Betroffenen Landwirten sollen „praktikable Alternativen“ aufgezeigt werden.

Das Foto zeigt Birgit Butter (CDU) entlang der Bahngleise zwischen Neukloster und Horneburg. Die Parlamentsabgeordnete ruft Fahrgäste auf, ihr Störungen im Betrieb der S5 zu melden.

Das Foto zeigt Birgit Butter (CDU) entlang der Bahngleise zwischen Neukloster und Horneburg. Die Parlamentsabgeordnete ruft Fahrgäste auf, ihr Störungen im Betrieb der S5 zu melden. Foto: Butter

Initiatorin des Antrags ist das Stadtratsmitglied Birgit Butter. Als Landtagsabgeordnete setzt sich die CDU-Politikerin für einen reibungsloseren Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Stade und Hamburg ein. Die Schließung der Bahnübergänge sei das Einzige, worauf die Stadt Buxtehude dabei Einfluss nehmen könne, sagt Butter.

Diese Bedenken hat die Stadtverwaltung

Die Stadtverwaltung spricht sich aber gegen die Schließung der genannten Bahnübergänge aus. Das geht aus einem Schreiben der Hansestadt Buxtehude an die DB Infra Go hervor, das dem TAGEBLATT vorliegt.

Die Argumente der Stadtverwaltung: Die Nord-Süd-Wegeverbindungen über diese Bahnübergänge erfüllen wichtige Verbindungsfunktionen zwischen der Ortschaft Rübke, dem Airbus-Werk Finkenwerder sowie den Buxtehuder Ortsteilen Immenbeck, Ketzendorf und Ovelgönne.

Außerdem würden in Zukunft die Nord-Süd-Wegeverbindungen ein wesentlicher Zubringer zu der geplanten sogenannten Fahrradautobahn zwischen Stade und Hamburg sein.

Klimaschutzziele wären beeinträchtigt

Laut Einschätzung der Stadtverwaltung stünde die Beseitigung der beiden Bahnübergänge dem Klimaschutzziel der Hansestadt Buxtehude entgegen: Die Attraktivität des Fahrrades als Verkehrsmittel würde „signifikant“ beeinträchtigt werden, heißt es in dem Schreiben. Betroffen könnte die Landwirtschaft im Naturschutzgebiet Moore bei Buxtehude sein.

Eine politische Mehrheit im Rat der Stadt Buxtehude könnte die Stadtverwaltung damit beauftragen, sich dennoch für die Beseitigung der beiden Bahnübergänge auszusprechen. Nach TAGEBLATT-Informationen soll der Ausschuss für Sicherheit und Ordnung am 12. Februar den CDU-Antrag erstmals öffentlich diskutieren.

Beseitigen? Das sagt die Deutsche Bahn

Zu dem Ziel, zwei Bahnübergänge auf Buxtehuder Gebiet zu schließen, antwortete eine Bahnsprecherin auf Nachfrage dem TAGEBLATT: „Mit Gemeinden und Straßeneigentümern arbeiten wir daran, die Anzahl der Bahnübergänge weiter zu reduzieren. Die kontinuierliche Beseitigung von Bahnübergängen, Aufklärung, aber auch die zunehmende technische Sicherung zahlen sich positiv auf das Konto ‚weniger Unfälle‘ aus.“

Indes hat Birgit Butter am vergangenen Montag den Chef der S-Bahn Hamburg, Jan Schröder, zu einem Gespräch in Hamburg getroffen. Dabei ging es auch um verspätete und ausgefallene Züge der Linie S5 zwischen Stade und Neugraben.

Innerhalb eines Monats hätten Fahrgäste ihr 276 Störungen im S-Bahnverkehr gemeldet, sagt Birgit Butter dem TAGEBLATT. Davon waren 217 Verspätungen und 59 Zugausfälle. Diese Zahlen habe sie Jan Schröder berichtet.

Wie bewertet die Deutsche Bahn die Zahl von 276 Beschwerden innerhalb eines Monats? „Uns liegen keine Inhalte der Beschwerden vor, daher können wir diese nicht bewerten“, antwortete eine Bahnsprecherin dem TAGEBLATT.

Verspätete Züge per E-Mail melden

Birgit Butter ruft Fahrgäste auf, ihr Störungen auf der Linie S5 zu melden. Dazu hat sie eine E-Mail-Adresse eingerichtet: S-Bahn-Beschwerden@birgit-butter.de.

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