TSanierung von Buxtehudes maroden Schulen: Jetzt gibt es eine neue Idee

Das neue Gebäude der Halepaghen-Schule wird erst mit über zwei Jahren Verzögerung im ersten Quartal 2025 fertig werden. Die Sanierung der anderen Gebäude startet wohl erst 2026. Foto: Wisser
Viele Buxtehuder Schulen sind baulich in einem schlechten Zustand. Jetzt sollen private Unternehmen helfen. Aber der Plan ist umstritten.
Buxtehude. Der Zustand vieler Schulen in Buxtehude ist alarmierend schlecht. Schüler und Lehrer müssen ihren Schulalltag in maroden Gebäuden meistern, die städtische Schul- und Sportinfrastruktur ist am Limit. An allen Schulen gibt es teilweise massive Schäden.
Zum Teil dauert es Jahre, bis dauerhafte Reparaturen gestartet werden. Das kaputte Dach der Integrierten Gesamtschule (IGS) steht exemplarisch dafür: Hier regnete es jahrelang durch, bevor eine grundlegende Sanierung begann.
Schimmel: Drei Räume an der Hauptschule gesperrt
Es gibt seit Freitag auch ein neues Beispiel für die marode Schulinfrastruktur in Buxtehude. In der Hauptschule am Schulzentrum Süd bleiben drei mit Schimmel belastete Räume weiterhin gesperrt. Die Verwaltung hat die Politik informiert, dass zwei Versuche gescheitert sind, die drei Räume nach Reinigungen freizumessen.

An der IGS Buxtehude gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Wasserschäden. Foto: Karsten Wisser
Laut Stadt gab es die erste Untersuchung aufgrund sichtbarer Stockflecken in drei Nebenräumen der Hauptschule am 25. September. Die Schimmelflecken sollen zwei Tage zuvor entdeckt worden sein. Weitere Maßnahmen seien erforderlich und würden umgesetzt, heißt es in einem Schreiben der Stadt. Die Schulleitung ist umfassend eingebunden.
Buxtehuder Bauverwaltung: Drei Führungskräfte fehlen
Buxtehudes Problem: Neben den finanziellen Mitteln für die Schulsanierung fehlt in der Stadtverwaltung auch das Personal. Drei von vier Fachgruppenleitungen in der Bauverwaltung sind nicht besetzt.
Deshalb will die FDP-Ratsfraktion mit Unterstützung der CDU prüfen, ob private Firmen für die Stadt bauen können. Das nennt sich Öffentlich-Private Partnerschaften (ÖPP) und ist umstritten. Es handelt sich um eine Kooperation der öffentlichen Hand mit der Privatwirtschaft.
ÖPP sind eine Alternative zu traditionell allein staatlich verantworteten und erbrachten öffentlichen Leistungen. Die Stadt schreibt dabei den Bau einer Schule als Paket einschließlich Planungsarbeiten aus. Der Investor baut schlüsselfertig für einen Festpreis und übergibt das fertige Gebäude. Solche Modelle gibt es auch mit anschließendem Betreibermodell durch den Investor.
Sanierungsprojekte nicht weiter verzögern
„Die Hansestadt Buxtehude steht vor der Herausforderung, den Sanierungsstau an Schulen zu bewältigen und gleichzeitig ihre Pflichten als Schulträger in vollem Umfang zu erfüllen“, begründet die FDP ihren Vorstoß. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten in den Fachabteilungen der Verwaltung könne die Umsetzung von Sanierungsprojekten derzeit nur verzögert erfolgen.

Die Dachflächen der IGS Buxtehude sind seit Jahren baufällig. Die gute Nachricht ist, dass die frisch sanierten Flächen dicht bleiben. Foto: Wisser
„Wie lange wollen wir die Bürger noch warten lassen?“, fragt der FDP-Abgeordnete und BSV-Ehrenpräsident Wolfgang Watzulik. „Wir müssen aufpassen, dass uns die Zukunft nicht wegbröckelt.“ Inwiefern könnten ÖPP-Modelle als Entlastung der Fachgruppen fungieren, um die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen schneller und effizienter umzusetzen? Das will die FDP von der Verwaltung wissen.
Neubau einer sechsten Grundschule steht an
Einen aktuellen Anlass für die Überlegungen gibt es demnächst: Ende November macht die Stadt die mit Spannung erwartete Machbarkeitsstudie für die Grundschulen öffentlich. In der Studie wird neben dem Neubau einer sechsten Grundschule auch Sanierungsbedarf für die anderen fünf Grundschulen festgestellt. Es wird dabei um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gehen.

Das neue Gebäude der Halepaghen-Schule wird erst mit über zwei Jahren Verzögerung im ersten Quartal 2025 fertig werden. Die Sanierung der anderen Gebäude startet wohl erst 2026. Foto: Wisser
Die Reaktionen auf den FDP-Vorstoß sind unterschiedlich. Bei der CDU kommt die Idee gut an. Sie hatte ein solches Modell für den in rund zwei Jahren anstehenden Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Altkloster ins Gespräch gebracht. Bei der Investoren-Kita am Westmoor hat Buxtehude zudem ein ÖPP-Verfahren gerade selbst erfolgreich abgeschlossen.
Gute Erfahrungen mit ÖPP in Stade und Harsefeld
Und es gibt weitere positive Beispiele für ÖPP-Modelle in der Region: Stade hat seinen 72,5 Millionen Euro teuren Bildungscampus Riensförde so gebaut. Der Landkreis Stade hat alle seine Neu- und Erweiterungsbauten in den vergangenen 15 Jahren so realisiert. Auch Harsefeld hat die Rosenborn-Grundschule im ÖPP-Verfahren gebaut. Die Verfahren sind aus Sicht der Kommunen gut gelaufen. Zuletzt haben sich Stader Politik und Verwaltung sehr positiv dazu geäußert.

Die Sanierung der Turnhalle der Grundschule am Rotkäppchenweg wird seit 20 Jahren immer wieder verschoben. Zuletzt musste dabei sogar auf Fördergelder von über einer Million Euro verzichtet werden. Foto: Wisser
Allerdings gibt es an diesen Modellen auch im wieder Kritik: Stadtbaurätin Michaela Springhorn meldete zum Beispiel Bedenken an. Sie hat in leitender Funktion in der Bauabteilung der Stadt Braunschweig miterlebt, wie die Sanierung von gleich zehn Schulen in einem ÖPP-Verfahren die Erwartungen nicht erfüllt habe.
Thema ÖPP kommt wieder auf die Tagesordnung
„Wir haben das damals Sparsanierungen oder Pinselsanierungen genannt“, sagt sie gegenüber dem TAGEBLATT. Das sei nicht nachhaltig gewesen. Sie bemängelt, dass die öffentliche Hand zum Beispiel nur begrenzten Einfluss auf die Baumaterialien habe. Außerdem melden SPD-Ratsfraktion und die Gruppe Die Linke/Die Partei im Bauausschuss Bedenken an.
„Das wird auf die Strecke für die Stadt immer teurer“, sagt der Linken-Abgeordnete Benjamin Koch-Böhnke. Gegner und Befürworter wollen das Thema ÖPP noch einmal besprechen, wenn klar ist, welche Grundschulprojekte umgesetzt werden.