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Fußball

T„Sauerei“: Wieder Ärger mit der Jugendfußball-Abteilung des VfL Sittensen

Der VfL Sittensen will in der Region die Nummer eins im Jugendfußball werden. Das kommt nicht überall gut an.

Der VfL Sittensen will in der Region die Nummer eins im Jugendfußball werden. Das kommt nicht überall gut an. Foto: Freese

Peter Grewe, der Vorsitzende des Rotenburger SV, wählt klare Worte, wenn er über das Vorgehen der Jugendfußball-Abteilung des VfL Sittensen urteilt. Das steckt dahinter.

Von Matthias Freese Samstag, 13.09.2025, 07:50 Uhr

Sittensen. Der Rivale aus dem Kreis hat kurzfristig drei U 16-Talente der Wümmestädter zu sich gelotst. Dort können sie nun in der Landesliga statt in der Kreisliga spielen. Aber auch nur, weil Sittensen die Ausbildungsentschädigung überwiesen hat und damit eine Sperre verhindern konnte. Ganz astrein liefen die Wechsel aus Sicht des RSV aber nicht. „Wie die agieren, nein, das ist einfach ärgerlich“, findet Grewe.

Spieler waren ohne das Wissen des RSV zum Probetraining in Sittensen

„Die Spieler sind ohne unser Wissen zum Probetraining in Sittensen gewesen. Sittensen hat das nicht angemeldet. Danach haben sich die Jungs dann entschieden, sich Sittensen anzuschließen“, sagt Stefan Friedrich, Jugendleiter des RSV, und ärgert sich massiv über das Verhalten von Sittensens Jugendkoordinator und Chefscout Noah Krämer, der die betroffenen Spieler per WhatsApp angeschrieben hatte.

Zu diesem Zeitpunkt sei der Termin der ordnungsgemäßen Abmeldung (30. Juni) längst überschritten gewesen. „Hätten sie es offiziell bis dahin gemacht, wäre es kein Thema gewesen“, betont Friedrich. „Aber so geht es absolut nicht, die Jungs wuschelig zu machen und sie abzuwerben. Das ist unter aller Sau.“

Die Rotenburger U 16-Mannschaft bestand bis dahin aus 16 Spielern. Meldetermin beim Verband war der 30. Juni. Der RSV konnte nicht mehr auf den Aderlass reagieren. „Das ist kein guter Stil, weil du damit die Jugendarbeit in anderen Vereinen kaputtmachst“, meint Friedrich.

„Der späte Zeitpunkt ist das Problem.“ Nun muss der neue Coach Yama Sakhizadah versuchen, mit dem Mini-Kader über die Runden zu kommen. U 15-Spieler sollen aushelfen, weswegen auch einige Spieltermine bereits verlegt wurden. „Sie werden weiter am Spielbetrieb teilnehmen, wir werden die Mannschaft nicht abmelden“, verspricht Friedrich.

Hat Sittensen gegen Paragraf 4 der Jugendordnung verstoßen?

Vor knapp zwei Jahren hatte Sittensen sich schon einmal beim RSV bedient und drei U 13-Spieler in der Winterpause zu sich gelockt. Neben der späten Wechsel ärgert sich der RSV nun vor allem darüber, dass Sittensen womöglich gegen den erst vor drei Jahren eingeführten Paragrafen 4 der Jugendordnung des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) verstoßen hat.

Der untersagt es, Jugendspieler aus anderen Vereinen am Training oder an Freundschaftsspielen ohne vorherige schriftliche Zustimmung teilnehmen zu lassen. Der NFV-Kreis Rotenburg ahndet solch einen Verstoß im ersten Fall mit 50 Euro Strafe.

Sittensens Jugendleiter Adrian Timmermann räumt ein, dass er nicht genau wisse, ob die drei Rotenburger am Probetraining teilgenommen oder nur zugeschaut hätten und es noch am 10. Juli ein Sichtungstraining für die Jahrgänge 2009 und 2010 gegeben habe: „Ich gehe davon aus, dass sie nur zugeguckt haben, denn es gibt von mir die Anweisung, dass Spieler ohne schriftliche Genehmigung des Stammvereins nicht mittrainieren dürfen.“

Friedrich widerspricht und nennt den „25.7., 6.8 und eine Woche später“ als die Trainingstermine, an denen Rotenburger Spieler vor Ort gewesen seien. „Wir haben die schriftlichen Aussagen, dass sie mittrainiert haben. Das haben die Jungs uns direkt bestätigt.“

Konzept des VfL wird von den Vereinen argwöhnisch beobachtet

Timmermann hat zum 1. März das Amt des Jugendleiters in Sittensen übernommen. Er ist damit Nachfolger von Yul Wiegand, dem Initiator des von den Nachbarvereinen argwöhnisch beobachteten Konzepts, das auch auf viele Talente der umliegenden Clubs baut und diese im großen Stil zu sich geholt hat. Timmermann bestätigt die aktuellen Bemühungen um Spieler, „weil wir Verstärkung brauchten“.

Die U 17 spielt inzwischen in der Niedersachsenliga, die U 16 als Unterbau in der Landesliga. Allerdings seien einige Spieler im Sommer zum JFV A/O/B/H/H oder zum Buchholzer FC gewechselt, weshalb wiederum der VfL Sittensen in Personalnot geraten sei. Zum ersten Punktspiel gegen den JFV A/O/B/H/H trat die U 16 nicht an und kassierte eine Wertung.

Dabei ist das Ziel klar, das geht aus der WhatsApp, die Krämer an die Spieler geschickt hat und die der Rotenburger Kreiszeitung vorliegt, hervor: „Unsere 2010er-Truppe spielt in der Landesliga – mit dem klaren Ziel, ab der nächsten Saison in der Niedersachsenliga anzugreifen.“

Einem der Jungs verspricht er sogar einen Stammplatz und Auslandsfahrten („Wir denken nicht nur an den Kreis, sondern europaweit“). Weiter heißt es in dem Schreiben: „Wir suchen keine Mitläufer – sondern Jungs, die Lust haben, sich zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und in einem echten Leistungsumfeld mit starkem Miteinander zu wachsen.“

Vom Verband geregelte Entschädigung löst am Ende den Streit

Wegen der nicht eingehaltenen Fristen verweigerte der RSV zunächst die Zustimmung zur Freigabe. Die Spieler hätten frühestens Mitte Dezember eingesetzt werden dürfen. Sittensen erklärte sich bereit, die vom Verband geregelte Ausbildungsentschädigung zu zahlen und überwies kurz vor Ende der Wechselperiode (31. August) insgesamt 800 Euro.

Der RSV erteilte daraufhin rückwirkend die Freigabe. Trotzdem findet Friedrich: „Das ist kein gutes Miteinander!“ Timmermann gesteht auf Anfrage der Mediengruppe Kreiszeitung: „Der Zeitpunkt ist blöd, das gebe ich zu. Dass da Unmut gegenüber uns da ist, kann ich verstehen – aufgrund der Kurzfristigkeit und der Planbarkeit des eigenen Teams.“

Er wirbt aber mit der Ausbildung, die die Spieler in Sittensen erhalten und betont: „Mir ist klar, dass wir die Spieler früher oder später wieder abgeben werden und verstehen uns als Ausbildungsverein.“ Neben dem RSV sind auch andere Vereine betroffen, etwa der TuS Zeven.

Dass es auch komplikationsfreier geht, darauf weist Friedrich hin und nennt den Wechsel von Mamadou Diallo, der dem Ex-U 18-Coach Jesse Ortiz in die U 19 des JFV A/O/B/H/H II gefolgt ist. „Da gab es keinen Stress. Er konnte dort mit Zustimmung hingehen und wir konnten eine Wechselvereinbarung erzielen“, erzählt Rotenburgs Jugendleiter. Der RSV-Vorsitzende Grewe ergänzt erbost: „Sittensen ist die große Ausnahme.“

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