TSchiffe schweben an riesigem Kran in den Stader Hansehafen

An beiden Seiten des Wassers wird das Einsetzen der Schute gebannt verfolgt. Foto: Weselmann
Es ist geschafft: Die Alsterschute hat am Stader Schwedenspeicher festgemacht. In einem groß angelegten Manöver wurde nicht nur dieses bunt gestaltete Schiff in den Hansehafen eingeflogen, auch ein anderes bekanntes Boot schwebte durch die Luft.
Stade. Es war ein Spektakel, das etliche Stader schon am frühen Sonntagmorgen in die Altstadt lockte: der Umzug der bunt bemalten Alsterschute vom Stadthafen in den Hansehafen. Für das Einheben war ein riesiger Kran erforderlich. Und weil der im alten Hafen am Fischmarkt liegende Giek-Ewer nächstes Jahr ohnehin zur Überholung in die Werft muss und der Kran schon mal da war, ging es gleich für ein zweites Schiff in luftige Höhe.
Um kurz nach 8 Uhr ist die angerückte Crew vom Verein zur Pflege alter Seemannschaft „Wilhelmine von Stade“, die auch den als „grünen Willi“ bekannten Ewer hegt und pflegt, startklar. Der Mast ist gelegt. Sechs Leute stehen an Deck des 1926 erbauten Frachtseglers und weitere am Kai, um das 20 Tonnen schwere Schiff an mehreren Leinen gekonnt durch das Hafenbecken zu treideln.
Vor Ort sind außerdem Mitarbeiter der Stadt und der Stade Marketing und Tourismus GmbH, die das Projekt Alsterschute ins Laufen gebracht haben. Geschäftsführer Dr. Andreas Schäfer hatte die Schute im Harburger Binnenhafen entdeckt. Die Idee ist Teil des Projekts „Perspektive Innenstadt“ und wird von der EU finanziert.
Begleitet wird die Aktion von einem zehnköpfigen Team der DLRG-Ortsgruppe, die auf kurzfristigen Ruf der Stadt selbstverständlich mit zwei Booten angerückt ist. Zur Sicherheit haben alle am Manöver auf dem Wasser Beteiligten Schwimmwesten von ihnen bekommen. Retten müssen sie bei der Aktion zum Glück niemanden, und auch das typische Mucken eines Bootsmotors haben die Kameraden mit ein paar Handgriffen schnell gelöst.
Im Hellerwerden des Tages sirren gleich mehrere Drohnen mit Kamera über der Szenerie. Eine davon steuert Markus Möller. Er ist Mitarbeiter der Firma Hüffermann, die hier einen 450-Tonnen-Kran mit einem Ballast von 134 Tonnen aufgestellt hat, um die Schiffe sicher aus dem Wasser heben zu können. Für den riesigen Kran ist die Hansestraße auf voller Breite gesperrt. Zu beiden Seiten des Wassers steht Publikum.
Viel Publikum für zwei schwebende Schiffe
Hans-Jürgen Weidlich wohnt unmittelbar am alten Hansehafen und lässt es sich natürlich nicht nehmen, das Schiffspektakel an der Kaimauer stehend zu verfolgen und von dem groß angelegten Manöver jede Menge Fotos zu schießen. „Das ist einfach faszinierend, den Willi so schweben zu sehen“, sagt er begeistert, während der historische Giek-Ewer am Kran über die Hansestraße schwebt. Vom Treideln durchs Hafenbecken über das Heben bis zum Vertäuen des fast 100 Jahre alten Schiffes im Stadthafen dauert es kaum eine Stunde.
Als danach die bunt bemalte Alsterschute mit Unterstützung eines DLRG-Bootes und des an Deck sitzenden Jens Driessen vom städtischen Fachbereich Städtebau und Umwelt Richtung Kran bugsiert wird, zeigt Weidlich sich erst einmal skeptisch. Der Stader Hafensänger hat Bedenken, ob sich die umgestaltete Schute mit ihrer modernen Optik wohl in die historische Kulisse der Altstadt einfügt.
Alsterschute hat am Schwedenspeicher festgemacht
Gespannt verfolgt er, wie das Schiff mit dem Kran von einem Hafenbecken ins andere gehoben wird. Mit dem Einschweben der 22 Tonnen schweren Schute am Schwedenspeicher lösen sich seine anfänglichen Vorbehalte in Luft auf. Am Ende kann er sich wunderbar vorstellen, wie es wäre, für einen Auftritt mit den Stader Hafensängern an Deck der Schute zu stehen - auch wenn er deren Farbgestaltung und Liegeplatz gewöhnungsbedürftig findet.
Knud Schöneberg gehört mit seiner elfjährigen Tochter Emma ebenfalls zum Publikum. „Ich fand das sehr beeindruckend“, sagt Emma, und ihr Vater ist erstaunt, „wie fix das Ganze über die Bühne gegangen ist“. Tatsächlich hat die gesamte Aktion am Sonntagmorgen gerade einmal zwei Stunden in Anspruch genommen. Wie anberaumt ist die Show mit dem Glockenschlag um 10 Uhr vorbei.
Kritik über die neue Alsterschute bleibt nicht aus
Die Reaktionen von Schaulustigen und Passanten fallen aber auch anders aus. Schon im Vorfeld wurde das Projekt zur Belebung des Hansehafens unter den Stadern heiß diskutiert. Und wie erwartet bleibt die Kritik von Vorbeigehenden nicht aus.
Die vom Künstlerduo 44flavours aufgepeppte Schute wird zum Heimatort des neu aufgelegten Kunststipendiums Stader Uul. Künstler können hier für jeweils drei Monate im Jahr leben und schaffen. Außerdem kann das mit Bett, Küche, Dusche und WC ausgestattete Schiff als Veranstaltungslocation und Übernachtungsmöglichkeit gemietet werden. Der Stader Tausendsassa Amir Afschartabbar übernimmt die Event-Gastronomie an Bord und hat noch am Sonntag an Deck geschmückt. So haucht Stade der ältesten noch erhaltenen Hamburger Alsterschute und seinem Hafen neues Leben ein.