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Mieter-Frust

TSchimmel und Kälte: Vermieter ersetzt kaputte Heizung nicht

Petra Troppa, Tim Lindner, Anne Oeltjen, Lutz Kappmeier und Britta Stolze (v. li.) sind wütend und verzweifelt: Ihr Vermieter repariert seit einem halben Jahr ihre Heizung nicht.

Petra Troppa, Tim Lindner, Anne Oeltjen, Lutz Kappmeier und Britta Stolze (v. li.) sind wütend und verzweifelt: Ihr Vermieter repariert seit einem halben Jahr ihre Heizung nicht. Foto: Scheschonka

Die Bewohner in einem Haus im Stader Nachbarkreis sitzen im Kalten. Ihre Heizung ist defekt, auch das Warmwasser ist abgeschaltet. Seit Monaten. Der Vermieter unternehme nichts, sagen sie. Nur noch ein Ausweg bleibt ihnen.

Von Leandra Hanke Montag, 23.10.2023, 15:59 Uhr

Ein Heizlüfter steht im Wohnzimmer von Anne Oeltjen, ein zweiter in ihrem Esszimmer. Sie ist in einem dicken Wollpulli eingepackt und seit Wochen erkältet. Schon seit Mai funktionieren Heizung und das Warmwasser in ihrer Wohnung nicht mehr. Auch die sechs weiteren Parteien im Haus in der Lindenstraße in Nesse sind betroffen. „Wir könnten nur noch heulen“, sagt Britta Stolze, ebenfalls Bewohnerin des Hauses.

Auszug kommt für Bewohner nicht infrage

Die Ölheizung sei jahrelang nicht gewartet worden und nun defekt. Wasser lief in ihre Keller, daraufhin wurde die Anlage abgestellt. Der Vermieter, Hans Leineweber, unternehme nichts. „Er hat zu uns gesagt: ‚Wenn es euch nicht passt, dann zieht doch aus‘“, berichtet Petra Troppa, Mieterin im Haus.

Einer ihrer Nachbarn sei der Aufforderung bereits gefolgt und habe fristlos gekündigt. Für die anderen Bewohner kommt die Option nicht infrage. „Wir können uns einen Umzug und eine andere Wohnung, bei Mietpreisen über 900 Euro, nicht leisten“, sagt Stolze. Ihre Nachbarn, die sich in der Wohnung von Oeltjen versammelt haben, nicken zustimmend. „Wir haben uns hier etwas aufgebaut und wollen das nicht aufgeben.“
Ihre Wohnung kann Anne Oeltjen zurzeit nur mit Heizlüftern warm bekommen.

Ihre Wohnung kann Anne Oeltjen zurzeit nur mit Heizlüftern warm bekommen. Foto: Scheschonka

Der inzwischen 90-jährige Vermieter, Hans Leineweber, stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung. Laut seiner Tochter, Nicole Müller-Lüitjen, sei er dazu körperlich und psychisch nicht mehr in der Lage. Müller-Lüitjen versichert, dass die Situation ihrem Vater sehr leid tue und auch für ihn zum Weinen wäre.

„Die Reparatur soll 30.000 Euro kosten. Das Geld hat mein Vater nicht“, erklärt sie. Die rechtmäßige Eigentümerin des Hauses sei ihre Schwester. Mit dieser befinde sich ihr Vater bereits seit zwei Jahren vor Gericht im Rechtsstreit. Die Verantwortung liege bei ihr, sich um die Heizung zu kümmern.

Keiner übernimmt Verantwortung für Reparatur

Die Mieter sehen das anders. „Herr Leineweber bekommt weiterhin unsere Mieten, wir haben einen Vertrag mit ihm“, erklärt Petra Troppa. Die angebliche Eigentümerin des Hauses vertröste sie damit, dass sie ohne die Mieten auch keine Heizung repariere. Die Verantwortung werde von einer zur anderen Seite geschoben. „Wir leiden unter einem Familienstreit“, bringt es Britta Stolze auf den Punkt. „Das ist Schikane.“
An einigen Stellen kommt in der Wohnung von Anne Oeltjen schon durch die Feuchtigkeit der Putz von den Wänden.

An einigen Stellen kommt in der Wohnung von Anne Oeltjen schon durch die Feuchtigkeit der Putz von den Wänden. Foto: Scheschonka

Britta Stolze und ihr Partner, Lutz Kappmeier, müssen seit einem halben Jahr alle zwei Tage zum Duschen zu ihren Verwandten in Bokel fahren. Um sich zwischendurch zu waschen, benutzen sie Wasserkocher und Eimer. Die fehlende Wärme hat in allen Wohnungen bereits dazu geführt, dass sich Schimmel an einigen Ecken gebildet hat. Bei Anne Oeltjen kommt an manchen Stellen bereits der Putz von der Decke.

Seit Mai haben alle Bewohner des Hauses ihre Miete gemindert. In den kommenden Wintermonaten werden sie ihre Miete noch einmal kürzen. Sie sind im Austausch mit dem Mieterverein Bremerhaven.

„Briefe des Mietervereins an Leineweber werden ungeöffnet wieder zurückgeschickt“, berichtet Troppa. Sogar an die Gemeinde Loxstedt haben sich die Bewohner gewandt, die für so einen Fall aber nicht zuständig ist.

Mieter können nur noch vor Gericht ziehen

„Uns bleibt nur noch die Möglichkeit, zu klagen“, sagt Stolze. Aber davor schrecken sie noch zurück, angesichts der Kosten und der Dauer eines solchen Prozesses. Es bleibe ihnen aber bald keine andere Wahl mehr.

Die Temperaturen sinken und die Situation sei bald nicht mehr auszuhalten. Die Enttäuschung darüber, dass keine gemeinsame Lösung mit dem Vermieter in Sicht ist, ist groß.
Not macht erfinderisch: Petra Troppa hat sich einen Durchlauferhitzer für ihr Badezimmer gekauft, um warmes Wasser in der Dusche zu haben.

Not macht erfinderisch: Petra Troppa hat sich einen Durchlauferhitzer für ihr Badezimmer gekauft, um warmes Wasser in der Dusche zu haben. Foto: Scheschonka

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