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Sanierungsfall

TSchimmelpilz an der Hauptschule: Lehrerin findet deutliche Worte

Ein neuer Fall auf der Liste der Sanierungsfälle der Stadt Buxtehude. In der Hauptschule Süd wurden Schimmelpilz-Sporen gefunden.

Ein neuer Fall auf der Liste der Sanierungsfälle der Stadt Buxtehude. In der Hauptschule Süd wurden Schimmelpilz-Sporen gefunden. Foto: Wisser

Vergammelnde Schulen bleiben oft im Verborgenen, weil kaum jemand redet. In Buxtehude ist das anders: Eine Lehrerin der Hauptschule Süd spricht offen über ihre Sorgen.

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Von Karsten Wisser
Freitag, 08.11.2024, 19:20 Uhr

Buxtehude. „Ich will das nicht mehr akzeptieren. Wir brauchen die Öffentlichkeit, damit sich etwas ändert“, sagt Dörthe Firchau. Sie ist Lehrerin an der Hauptschule Süd in Buxtehude. In dem Gebäude sind mehrere Räume gesperrt worden. Bei Messungen der Raumluft wurden dort Schimmelpilz-Sporen nachgewiesen.

Das ist der Eingangsbereich der Hauptschule. Hier werden derzeit rund 190 Schüler unterrichtet.

Das ist der Eingangsbereich der Hauptschule. Hier werden derzeit rund 190 Schüler unterrichtet. Foto: Wisser

„Wir leisten eine wichtige Arbeit“, sagt Dörthe Firchau. „Viele unserer Schüler haben keine guten Voraussetzungen, wenn sie zu uns kommen. Trotzdem schaffen wir es, dass viele eine Arbeitsstelle bekommen.“

„Wenn wir weiter nichts sagen, dann wird auch weiter nichts passieren.“

Dörthe Firchau, Lehrerin an der Hauptschule

Firchau klingt frustriert: „Dass wir das unter diesen Voraussetzungen tun müssen, ist bitter.“ Sie will berufliche Konsequenzen in Kauf nehmen, sollten sich die Behörden an ihrer Offenheit stören. „Wenn wir weiter nichts sagen, dann wird auch weiter nichts passieren.“

Schimmelbefall: 190 Schüler haben früher schulfrei

Am Freitag mussten alle Schüler das Gebäude am Schulzentrum Süd um 11.40 Uhr verlassen. Die 190 Kinder und Jugendlichen bekamen für die fünfte und sechste Stunde zwangsschulfrei. Grund war, dass eine Fachfirma im Auftrag der Stadt Buxtehude alle Räume der Schule auf Schimmelpilz-Befall untersucht hat. Schimmelpilz-Sporen können Hautreizungen und Schleimhautreizungen, Allergien und Asthma auslösen.

Die Warnhinweise in der Schule sind nicht zu übersehen. Diese Räume dürfen nicht betreten werden.

Die Warnhinweise in der Schule sind nicht zu übersehen. Diese Räume dürfen nicht betreten werden. Foto: Wisser

Der Verdacht, dass Räume des maroden Gebäudes gesundheitsgefährdend belastet sind, hat einen konkreten Anlass: In fünf Räumen sind Schimmelpilz-Sporen bei Untersuchungen gefunden worden, darunter ist das Lehrerzimmer.

Schimmel nach Reinigungsarbeiten nachweisbar

Der Schimmelpilz war dort auch nach zwei Reinigungsversuchen nachweisbar. An der Schule gibt es rund 26 Lehrerinnen und Lehrer. Sie sind zum Teil von anderen Schulen an die Hauptschule Süd für Unterrichtsstunden abgeordnet. Schüler der Realschule benutzen das Gebäude ebenfalls.

Die Probleme liegen aktuell auf der Südseite des Hauptschulgebäudes.

Die Probleme liegen aktuell auf der Südseite des Hauptschulgebäudes. Foto: Wisser

Aus dem Bereich der Lehrerschaft gibt es schon länger die Befürchtung, dass weitere Räume betroffen sein könnten. „Ich und andere haben diese Sorge schon lange“, sagt Dörthe Firchau. Bei den gesperrten Räumen handelt es sich um einen Lagerraum, ein barrierefreies WC, einen Büroraum, das Lehrerzimmer und einen Computerarbeitsraum. Alle Räume liegen zusammen.

Keine Klassenräume von Schimmel-Sperrung betroffen

Klassenzimmer sind in der Hauptschule bisher nicht betroffen. Eines ist allerdings wegen Feuchtigkeit gesperrt. Die Stadt hatte die Politik am Freitag der vergangenen Woche über die Probleme informiert (das TAGEBLATT berichtete).

„Wir gehen auf Nummer sicher und lassen deshalb alle Räume untersuchen“, sagt Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn. Die Stadt ist als Trägerin der Schule für den Zustand verantwortlich. Und das hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum Problem entwickelt: Es gibt an den meisten zehn städtischen Schulen einen Sanierungsstau.

Mit diesem ziemlich unscheinbaren Gerät wird in der Hauptschule nach Schimmelpilz-Sporen gesucht.

Mit diesem ziemlich unscheinbaren Gerät wird in der Hauptschule nach Schimmelpilz-Sporen gesucht. Foto: Wisser

„Wir sind auf der Suche nach den Quellen“, so Springhorn. Der erste Schimmel sei in der barrierefreien Toilette gefunden worden. „Es ist möglich, dass es sich von dort ausgebreitet hat“, sagt die Stadtbaurätin. Grundsätzlich versuche man, mit höheren Heizungstemperaturen im Wechsel mit Stoßlüftung den Schimmel zu bekämpfen.

Gab es den Schimmelpilz schon länger?

Aus Sicht von Lehrkräften gibt es schon länger beunruhigende Feuchtigkeitsflecken im Lehrerzimmer. „Ich versuche, mich dort möglichst wenig aufzuhalten“, sagt Firchau. Die Stadtverwaltung sagt, dass sie erst am 23. September Hinweise auf den Schimmelpilz-Verdacht bekomme habe.

Auch Teile der Politik sind in Sorge um den Zustand der Schule. Erste Hinweise erreichten sie vor zwei Wochen durch Katharina Mewes. Die Ratsfrau der BBG/FWG ist auch stellvertretende Vorsitzende der Stadtelternrats in Buxtehude. Das Gremium hat das Problem, dass keine Eltern aus der Hauptschule an den Sitzungen teilnehmen. „Es ist schlimm, dass ausgerechnet diese Kinder keine Lobby haben“, sagt Mewes.

Versäumnisse der letzten 50 bis 60 Jahre

„Der Zustand unserer Schulen ist mehr als besorgniserregend. Allerdings ist das ein Versäumnis der letzten 50 bis 60 Jahre, in denen der Sanierung von Schulen kaum oder nur wenig Bedeutung zukam“, sagt André Grote, FDP-Fraktionsvorsitzender.

Dass die Verwaltung derzeit bemüht ist, den Zustand in den Griff zu bekommen, sei unumstritten, so Grote. Zu hinterfragen sei aber die Methodik. Eine „Eilanalytik“ gebe nur Aufschluss über eine schnelle Auswertung. Essenziell sei, die Sporen auf Nährböden mindestens zehn Tage im Brutschrank unter Laborbedingungen anzuziehen. Die Ergebnis der Untersuchung vom Freitag soll bereits in der kommenden Woche vorliegen.

Auch Ulrich Felgentreu ist sauer. Der Grünen-Co-Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des Schulausschusses fühlt sich von der Stadt schlecht informiert. „Es ist wirklich ein blödes Gefühl, wenn wir von den Bürgern auf solche Probleme angesprochen werden und überhaupt keine Ahnung haben.“

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