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TSchlachthof-Skandal in Elsfleth: Videoüberwachung in Betrieben gefordert

Das Foto zeigt laut Aninova, wie in dem Schlachthof ein Rind beim Zutrieb mit einem Elektroschocker traktiert wird.

Das Foto zeigt laut Aninova, wie in dem Schlachthof ein Rind beim Zutrieb mit einem Elektroschocker traktiert wird. Foto: Aninova

Das Veterinäramt JadeWeser hat einen Schlachtbetrieb in Elsfleth geschlossen. Videos zeigen, wie Tiere misshandelt werden. Nun zieht der Fall politische Kreise.

Von Detlef Glückselig Freitag, 01.11.2024, 09:36 Uhr

Elsfleth. In einem Schlachthof in Elsfleth sollen Rinder und Schafe massiv gequält und misshandelt worden sein. Das will die Tierrechtsorganisation Aninova aufgedeckt haben. Sie hat mit versteckter Kamera gefilmtes Videomaterial als Beweis vorgelegt. Dieses Material hat das Veterinäramt JadeWeser mit Sitz in Schortens dazu veranlasst, den Betrieb vorläufig zu schließen und ihm die Schlachtung zu untersagen.

Der Fall, der am Dienstag bekannt wurde, hat große Kreise gezogen. Unter anderem hat sich Christian Schroeder, tierschutzpolitischer Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im niedersächsischen Landtag, zu Wort gemeldet. Die Aufnahmen aus dem Schlachthof in der Wesermarsch seien „verstörend und durch nichts zu entschuldigen“, sagt er. Die sofortige Schließung des Betriebes sei konsequent und folgerichtig.

Grüne: Mitarbeiter wussten, dass sie Tieren unnötiges Leid zufügen

Die Vorwürfe der Tierquälerei seien besonders schwerwiegend, weil Mitarbeiter in Schlachthöfen geschult sein müssten, um den Tieren Qualen und Stress zu ersparen.

Es sei davon auszugehen, dass die Beschäftigten in Elsfleth wussten, „dass sie den Tieren unnötiges Leid zufügen und gegen geltendes Recht verstoßen“, so Christian Schroeder. Nach seiner Auskunft hat nach dem Veterinäramt und Aninova inzwischen auch die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) Strafanzeige gegen den Betrieb gestellt.

Die Grünen fordern dringend eine Gesetzesänderung im Tierschutz, „um Quälereien wie im Schlachthof in der Wesermarsch wirksam zu verhindern“. Sensible Bereiche in großen Schlachthöfen müssten künftig verpflichtend durch Kameras überwacht werden.

In kleineren Betrieben müsse eine Videoüberwachung angeordnet werden können, wenn der Verdacht besteht, dass gegen Tierschutzbestimmungen verstoßen wird, sagt Christian Schroeder.

Logemann: Warum sind die Verstöße nicht aufgefallen?

Auch Karin Logemann aus Berne, landwirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, hält eine Videoüberwachung von Schlachtbetrieben für dringend notwendig. Die Bilder in dem von Aninova veröffentlichten Videomaterial seien „verstörend, die Handlungen grausam“, sagt sie.

Die Abgeordnete wirft Fragen auf: Wie wurde in dem Betrieb kontrolliert? Warum sind die Verstöße und Missstände nicht aufgefallen und gemeldet worden? Wer war daran beteiligt beziehungsweise hat sie tolerierend in Kauf genommen?

Veterinäramt verweist auf laufendes Verfahren

Aninova erhebt in diesem Zusammenhang auch gegen das Veterinäramt Vorwürfe. „Immer wieder ist auch der amtliche Tierarzt auf den Aufnahmen zu sehen, doch bei Tierquälerei schreitet er nicht ein oder er ist nicht dabei“, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation.

Die Kreiszeitung hat das Veterinäramt mit diesem Vorwurf konfrontiert. Die Behörde verweist jedoch darauf, dass sie „zu Handlungen von Einzelpersonen aufgrund des laufenden strafrechtlichen Verfahrens keine Angaben machen“ dürfe.

Unterdessen berichtet Jan Pfeifer, Vorstandsvorsitzender von Aninova, dass er mehrere Anrufe von Landwirten erhalten habe, die schockiert über die Vorfälle in dem Elsflether Schlachthof seien. Sie hätten dem Betrieb, der für sich mit Transparenz und Tierwohl werbe, vertraut und seien nun entsetzt, dass dieses Vertrauen offenbar nicht gerechtfertigt sei.

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