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Tierwohl

Schockvideo: Tiere in Elsflether Schlachthof brutal misshandelt

Aninova liegt aus dem Schlachthof Videomaterial vor.

Aninova liegt aus dem Schlachthof Videomaterial vor. Foto: Aninova e.V.

Fehlbetäubungen, Schläge und Elektroschocks an Schafen und Rindern: Die Tierrechtsorganisation Aninova hat in einem Schlachthof bei Oldenburg Furchtbares entdeckt.

Von Redaktion Dienstag, 29.10.2024, 17:35 Uhr

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Wesermarsch. Die Tierrechtsorganisation Aninova hat im Schlachthof in Elsfleth, Landkreis Wesermarsch bei Oldenburg, schwere Misshandlungen von Tieren aufgedeckt. Verdeckte Aufnahmen dokumentieren, wie Rinder und Schafe beim Zutrieb brutal geschlagen und mit Elektrotreibern gequält werden. Besonders alarmierend sind die zahlreichen Fehlbetäubungen, bei denen Tiere trotz Anzeichen von Bewusstsein weiter verarbeitet werden. „Ein Massaker an den Tieren“, kommentiert Jan Peifer, der Vorstandsvorsitzende von Aninova.

Der Schlachthof ist geschlossen worden. Die vorläufige Schließung wurde am Montag durch das Veterinäramt angeordnet, wie das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mitteilte. Das Ministerium habe Ende vergangener Woche und am Wochenende Hinweise erhalten und daraufhin die Veterinärbehörde informiert.

Elektroschocks und massive Fehlbetäubungen

In den Aufnahmen, die zwischen August und September entstanden, wurden die Tiere teilweise bis zu 160-mal mit Elektroschocks malträtiert. Häufig wird der Elektroschocker sogar verbotenerweise im Gesicht der Tiere eingesetzt. Auch bei der Betäubung kommt es zu erheblichen Verstößen: Schafe zeigen nach der Betäubung deutliche Anzeichen von Bewusstsein, heben ihre Köpfe und bewegen die Augen. Dennoch erfolgt der Kehlschnitt ohne weitere Maßnahmen.

Laut Peifer offenbart das Videomaterial massive Tierschutzmängel und ein Versagen der Kontrollmechanismen.

Die Tierrechtsorganisation hat die verdeckten Aufnahmen öffentlich auf der Videoplattform vimeo hochgeladen. Warnhinweis der Redaktion: Die Videoaufnahme zeigt schockierende Aufnahmen mit Gewalt und Tötung an Tieren sowie Blut. Zum Video von Aninova.

Verantwortliche und Behörden unter Druck

Aninova hat das Veterinäramt Brake und das Ministerium in Hannover informiert sowie Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg erstattet. Der Fall sorgt für politischen Druck, da erneut ein Schlachthof in Niedersachsen wegen Misshandlungen in die Kritik gerät. Auch der amtliche Tierarzt, der für die Kontrolle zuständig ist, wird in Frage gestellt. Auf den Aufnahmen ist er entweder abwesend oder schreitet nicht ein.

Transparenz und Tierwohl nur Fassade?

Der betroffene Schlachthof wirbt öffentlich mit Tierwohl und Transparenz und hat bereits TV-Teams Zutritt gewährt. Doch die versteckten Aufnahmen werfen ein düsteres Bild auf die Zustände. Der Schlachthof beliefert mehrere kleine Supermärkte sowie die Burgerkette Simpleburger in Bremen. „Die Verbraucher wurden hier bewusst getäuscht“, erklärt Peifer und fordert sofortige Konsequenzen.

Der Schlachthof war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Webseite des Unternehmens ist abgestellt. Gegenüber dem „NDR“ räumte der Schlachthofbetreiber teilweise ein Fehlverhalten von Mitarbeitern ein, wie der Sender berichtet.

Mehr Videoüberwachung geplant

Die Aufdeckung in Elsfleth reiht sich in eine Serie ähnlicher Skandale in Niedersachsen ein. Aninova und andere Tierschutzorganisationen fordern politische Maßnahmen, um Tierschutzverstöße zu verhindern.

Um den Tierschutz zu stärken, habe Niedersachsen sich bereits im Bundesrat für Videoüberwachung in Schlachthöfen eingesetzt, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Derzeit werde auf Bundesebene eine Gesetzesänderung vorbereitet, nach der so eine Regelung für größere Betriebe Pflicht werden würde. Darüber hinaus sollte bei kleineren Schlachthöfen nach Meinung der niedersächsischen Regierung eine Kameraüberwachung angeordnet werden dürfen, wenn es einen Verdacht auf Tierrechtsverstöße gibt.

Vorgesehen ist die Pflicht demnach für Unternehmen, die in einem Jahr mehr als 1.000 sogenannter Großvieheinheiten schlachte. Das entspricht laut dem Ministerium der Schlachtung von mehr als vier Rindern pro Werktag. Der nun betroffene Betrieb würde demnach unter diese Regelung fallen. (mit dpa)

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