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TSchlangestehen und Landkreis-Promis bei der Buchmesse-Premiere in Himmelpforten

Bloggerin Nicky Schnoor hat es sich während der Buchmesse bequem gemacht.

Bloggerin Nicky Schnoor hat es sich während der Buchmesse bequem gemacht. Foto: Dammer

Laut und literarisch geht es in Himmelpforten zu. Mit der Buchmesse hat die Aktion „...fair geht vor!“ den Nerv der Zeit getroffen. Auch am Sonntag haben Leseratten und Booktoker noch Gelegenheit zum Stöbern und Schmökern. Eindrücke vom ersten Tag.

Von Silvia Dammer Sonntag, 28.04.2024, 09:50 Uhr

Himmelpforten. Schlangestehen vor Beginn einer Buchmesse - das kennt man aus Leipzig und Frankfurt. Jetzt also auch in Himmelpforten.

Es ist noch keine 10 Uhr am Samstag, da warten schon zahlreiche Besucher vor der Eingangstür der Eulsetehalle. Es sind überwiegend junge Leute - und davon wiederum überwiegend junge Frauen. Im Saal ist das Phänomen dann schnell erklärt.

Fantasy-Genre ist stark vertreten

Von den Verlagen und Autoren, die sich auf der Messe präsentiern, haben sich die meisten dem Fantasy-Genre verschrieben. Das liegt derzeit im Trend.

Gleichwohl präsentieren Schreiber und Verleger von Lyrik über Frauenromane, Thriller, Krimis bis hin zu Kinderbüchern nahezu alles, was Bücherwürmer gerne lesen. Der Initiator der Aktion „...fair geht vor!“, Uwe Kowald, taucht zum Beispiel gerne in die Welt von Karl May ein.

Sie eröffnen die Buchmesse: Corinna Lange, Uwe Kowald, Luisa Weber, Bürgermeister Bernd Reimers und Landrat Kai Seefried (von links).

Sie eröffnen die Buchmesse: Corinna Lange, Uwe Kowald, Luisa Weber, Bürgermeister Bernd Reimers und Landrat Kai Seefried (von links). Foto: Dammer

Leseratte Corinna Lange und Krimi-Fan Kai Seefried

Corinna Lange (SPD), Landtagsabgeordnete und Schirmherrin der Buchmesse, outet sich in ihrer Begrüßungsrede ebenfalls als Leseratte, auch wenn ihr wegen der umfangreichen dienstlichen Lektüre oft die Zeit für schöngeistige Literatur fehle - so wie ihren politischen Kollegen Landrat Kai Seefried (CDU) und Himmelpfortens Bürgermeister Bernd Reimers (SPD).

Für die drei Politiker ist die Himmelpfortener Buchmesse eine gelungene Gelegenheit, ihre Leselust unter Beweis zu stellen und sich gleichzeitig in die Tradition des Vorlesens einzureihen.

Kai Seefried hat das Lieblingsbuch seiner Tochter „Die Schule der magischen Tiere“ mitgebracht und verrät, dass er es schon fast mitsprechen könne, so oft habe er es gelesen. Ansonsten lasse er sich gern mit Regionalkrimis vom Arbeitsalltag ablenken.

„Das Schönste am Lesen ist das Träumen“

Corinna Lange hat mit drei Büchern eine Auswahl für Leser unterschiedlichen Alters im Gepäck und ist damit auf alle Eventualitäten vorbereitet: „Mal sehen, wer zur Lesung kommt.“ Für Lesemuffel hat sie gleich einen guten Tipp: Comics. Auch damit könne man sich in eine andere Welt träumen. Frei nach Uwe Kowald: „Das Schönste am Lesen ist das Träumen.“

Bernd Reimers steht nicht auf der Liste der Vorleser. Sein Engagement für das Lesen hatte er bereits dadurch unter Beweis gestellt, dass er als Vertreter der Gemeinde den Messeveranstaltern die Eulsetehalle kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Da die Aktion „...fair geht vor!“ keinen Vereinsstatus hat, waren sich die Kommunalpolitiker im Vorfeld uneins, ob sie von „...fair geht vor!“ eine Nutzungsgebühr für die Halle verlangen sollten.

Stöbern ist während der Buchmesse in der Eulsetehalle ausdrücklich erwünscht.

Stöbern ist während der Buchmesse in der Eulsetehalle ausdrücklich erwünscht. Foto: Dammer

Erlös der Messe geht an Kindergärten

Die Initiative, so Reimers, sei dafür bekannt, dass sie sich für soziale Zwecke, Vernetzung und Inklusion einsetze und nicht gewinnorientiert agiere. Daher könne er sie guten Gewissens mit einem gemeinnützigen Verein gleichsetzen. Der Erlös der Messe, die keinen Eintritt kostet, kommt den Kindergärten der Region zugute.

Die Messe hat übrigens eine eigene, spannende Geschichte. Ideengeberin war die Literaturbloggerin Luisa Weber, ebenfalls Mitglied von „...fair geht vor!“. Sie wollte eine Bresche für das Lesen schlagen. Und für Inklusion: Die junge Frau ist blind.

Eine gute Gelegenheit für kleinere Verlage

„Es gibt hier in der Region so viele verschiedene Autoren und kleine Verlage, für die eine Teilnahme an den großen Buchmessen unerschwinglich ist. Auf unserer Buchmesse können sie sich und ihre Werke präsentieren, miteinander ins Gespräch kommen und sich vernetzen“, so ihr Ansatz.

Für Besucher wie die Buchbloggerin Nicky Schnoor (20) ist die Messe ein Gewinn für die Region: „Man kommt miteinander ins Gespräch, lernt Autoren und Verlage aus der Region kennen und muss nicht den weiten Weg nach Leipzig auf sich nehmen.“ Am Stand des Hamburger Fantasy-Autors Johannes Freitag hat sie sich mit zwei ziemlich dicken Wälzern eingedeckt. Sie macht es sich auf einer der Leseliegen bequem - und schon ist sie in eine andere Welt entschwunden.

Auch zukünftig soll aus den tollsten neuen Werken gelesen werden. Die nächste Buchmesse für Mai kommenden Jahres ist schon in Planung.

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