Zähl Pixel
Mehrwertsteuer

TSchluss mit 7 Prozent: Gastronomen im Kreis Stade bitter enttäuscht

Sie haben für 7 Prozent gekämpft: Lutz Feldtmann, Verbandsgeschäftsführerin Nathalie Rübsteck, Uwe Staats und Jens Hellwege, hier mit Landrat Kai Seefried.

Sie haben für 7 Prozent gekämpft: Lutz Feldtmann, Verbandsgeschäftsführerin Nathalie Rübsteck, Uwe Staats und Jens Hellwege, hier mit Landrat Kai Seefried. Foto: Anping Richter

In der Nacht zum Freitag hat die Ampel beschlossen, die Mehrwertsteuersenkung auf 7 Prozent für Speisen in der Gastronomie aufzuheben. So reagieren die Unternehmer aus dem Kreis Stade auf die schlechte Nachricht. Schlimme Folgen werden befürchtet.

author
Von Anping Richter
Freitag, 17.11.2023, 16:20 Uhr

Landkreis. „Das ist das Ende der sozialen Wohnzimmer der Republik“, sagt Lutz Feldtmann, Dehoga-Vorsitzender im Kreis Stade. Während die Ampel-Fraktionen sich am Donnerstagabend in Berlin berieten, war die Gastro-Mehrwertsteuer bei der Verleihung des Gründerpreises in Buxtehude Thema. „Wenn Sie bei Wirtschaftsminister Robert Habeck drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich wünschen?“, fragte Moderator und TAGEBLATT-Redakteur Björn Vasel eine Preisträgerin beim Talk auf der Bühne.

Die Antwort von Merle Pape, die mit ihrem Mann Matthias für die Übernahme und Umgestaltung des Hotels Gut Schöneworth in Freiburg an der Elbe den Sonderpreis gewann: „Ich habe eigentlich nur einen Wunsch: Die 7 Prozent müssen bleiben.“

„Das ist ein absoluter Schlag ins Kontor“

Für Merle Pape und ihre Gastronomie-Kollegen dürfte die Nachricht am Freitagmorgen über die Rückkehr zu 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie eine bittere Enttäuschung gewesen sein. „Das ist ein absoluter Schlag ins Kontor“, sagt Dehoga-Geschäftsführerin Natalie Rübsteck. Wegen der Corona-Krise und der Folgen des Ukraine-Kriegs war der reduzierte Satz von 7 Prozent eingeführt worden. Die Gastronomie sowie der Dehoga im Kreis Stade und bundesweit hatten mit vielen öffentlichen Aktionen für den Erhalt der 7 Prozent gekämpft. Noch bis vor kurzem hatte es so ausgesehen, als ob ihre politischen Chancen nicht schlecht stehen.

Gastronomen wollen weiterhin für die 7 Prozent kämpfen

Die aktuelle Entscheidung sieht Rübsteck als Wortbruch der Politik: „Christian Lindner und Olaf Scholz hatten es zugesagt.“ Lutz Feldtmann vom Dehoga-Kreisverband sieht neben der sozialen Funktion der Gaststätten auch die Nachhaltigkeit in Gefahr: „Wir servieren auf Porzellan und zahlen 19 Prozent; wer Essen zum Mitnehmen anbietet oder liefert, zahlt 7 Prozent und produziert Verpackungsmüll.“ Die Dehoga-Vertreter bedanken sich bei allen Mitstreitern für ihren Einsatz und warnen davor, die 7-Prozent-T-Shirts wegzuwerfen, denn: „Der Kampf geht weiter.“

Hunderte Schließungen in Niedersachsen drohen

Die geplante Rückkehr zur höheren Steuer auf Restaurant-Essen könnte in Niedersachsen laut Branchenverband Dehoga zur Schließung von Hunderten Betrieben führen. „Wir stehen schlechter da als 2019“, warnte der Hauptgeschäftsführer des niedersächsischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Rainer Balke, am Freitag. Während der Corona-Zeit seien bereits rund 3000 Gastgewerbe im Land verloren gegangen.

Ihre Zahl sei damit auf etwas mehr als 17 000 gesunken. Nun drohe bis zu 1000 weiteren Betrieben die Schließung, sagte Balke unter Berufung auf eine Umfrage unter den Unternehmen. Tausende Menschen könnten in der Folge ihren Job verlieren. „Das alles hat, glaube ich, die Politik nicht eingepreist“, sagte Balke.

In ländlichen Gegenden seien Gastronomiebetriebe in Niedersachsen schon heute kaum noch vertreten. „Das ist für ein Tourismusland, wie Niedersachsen es sein will, ein Armutszeugnis“, sagte Balke. (mit dpa)

Weitere Artikel