TSchock für Eltern: Jugendbande terrorisiert Schüler in Harsefeld

Wegweiser zu den Schulen in der Jahnstraße. Beide Schulleitungen haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an die Eltern gewandt. Foto: Wisser
Erpressung, Diebstahl und Drogen: An zwei Harsefelder Schulen attackiert eine organisierte Jugendgang Schüler. Nun gehen die beiden Schulleiter an die Öffentlichkeit.
Harsefeld. „In Harsefeld hat sich eine organisierte Jugendgang etabliert, die im Nachmittagsbereich unter anderem Drogen und Vapes verkauft sowie Schuld- und Wegegeld erpresst, dies leider unter Nutzung massiver Gewalt und Drohungen“, heißt es in einem alarmierenden Info-Schreiben der Schulleitungen des Aue-Geest-Gymnasiums und der Selma-Lagerlöf-Oberschule in Harsefeld. Das Schreiben kam am Montag per E-Mail bei den Eltern an. Vapes sind elektrische Zigaretten.
Gewaltverherrlichung in den sozialen Medien
Derzeit werden offenbar unter anderem im Bereich des Harsefelder Bahnhofs, des Freibads und der Eissporthalle gehäuft Aktivitäten der Gang beobachtet. Das sind Orte, an denen sich Schüler auch in den Ferien verstärkt aufhalten. Weitere Tatorte sind laut Schulleitungen zudem nicht ausgeschlossen.

Das Aue-Geest-Gymnasium befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Harsefelder Oberschule. Foto: Wisser
„Zusätzlich werben die Gangmitglieder in den sozialen Medien - Snapchat, Instagram und Tiktok - neue Käufer an und verherrlichen ihre Gewalttaten“, so die Schulleitungen Nicole Fieger-Metag (Oberschule) und Christian Sondern (Gymnasium) in dem Schreiben, das sie gemeinsam mit Frauke Schulte vom Jugendamt des Landkreises Stade unterzeichnet haben.
Harsefelder Schulen wohl kein Einzelfall
Die Übergriffe gibt es nach TAGEBLATT-Informationen schon länger. Seit mehreren Wochen ist das Jugendamt des Landkreises an der Aufarbeitung beteiligt. Laut verlässlichen Quellen sind wohl auch andere Schulen außerhalb Harsefelds von den Raubzügen der Bandenmitglieder betroffen. An die Öffentlichkeit sind bisher aber nur die beiden Harsefelder Schulen gegangen.

An der Selma-Lagerlöf-Schule gehen die Schüler wie in ganz Niedersachsen am Mittwoch in die Ferien. Foto: Wisser
Die Jugendbande soll sich Consti-Gang nennen. Die Herkunft des Namens ist unklar. Nach TAGEBLATT-Informationen haben die meisten Mitglieder der kriminellen Gruppe keinen Migrationshintergrund.
So gehen die kriminellen Jugendlichen vor
Eines der Tatmuster der Jugendbande: Die mutmaßlichen Täter bieten die Vapes zu überteuerten Preisen an. Danach werden die Schüler von ihnen wieder gezielt unter Druck gesetzt und erpresst, diese E-Zigaretten zu kaufen. Dabei wird auch Gewalt eingesetzt. Die Verdächtigen verfolgen die Schüler bis ins private Umfeld. Auch deshalb haben sich die Schulleitungen zu diesem Schritt kurz vor den Ferien entschlossen.
Aufgrund der Aktivitäten der mutmaßlichen Bande in den sozialen Netzwerken gibt es eine ziemlich gute Vorstellung über den Täterkreis. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage die kriminellen Vorgänge.
Ermittlungen gegen strafmündige Jugendliche
„Wir führen Ermittlungen gegen eine Handvoll strafmündiger Jugendlicher durch“, sagte Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Mehr könne die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Auch die Staatsanwaltschaft ist beteiligt. Die Polizei soll aber bereits Schüler, die Opfer der Bande wurden, nach Hause begleitet und Eltern direkt informiert haben.
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Die Schulen selbst haben ihre Aufmerksamkeit in den Eingangsbereichen erhöht. Vereinzelt sind Polizeiwagen vor der Tür zu sehen. Gegen schulfremde Verdächtige, die sich zunächst als angebliche Schüler Zutritt in der Selma-Lagerlöf-Schule verschafft hatten, wurde Hausverbot verhängt.
Geschützter Raum der Schule endet in den Ferien
Mit der Zeugnisvergabe am Mittwoch, 2. Juli, beginnen die Sommerferien. „Sollten Sie als Eltern Dinge beobachten, beziehungsweise davon Kenntnis erhalten, gehen Sie bitte direkt zur Polizei und bringen dies zur Anzeige“, so die Bitte der Schulleitungen in dem Schreiben.
In der Info wird auch auf die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt in Stade verwiesen. Unter asd-sued@landkreis-stade.de können Hinweise gegeben werden. „Bitte achten Sie auf Ihre Kinder und haben ein offenes Ohr“, bitten die Schulleitungen die Eltern in Harsefeld.
Fake News rund um die Selma-Lagerlöf-Schule
Diese alarmierende Situation trifft zusammen mit einigen als Fehlinformationen entlarvten Gerüchten rund um die Selma-Lagerlöf-Schule. In den vergangenen Wochen waren Behauptungen über einen angeblichen tätlichen Angriff auf eine Lehrerin sowie über einen angeblichen bewaffneten Schüler im Umlauf. Die Schulleitung und die Polizei haben dies nachdrücklich dementiert. Auch dazu gab es einen Infobrief an die Eltern.
Das sagt das Jugendamt zur Jugendbande
„Das Amt Jugend und Familie ist an den betreffenden und bekannten Falllagen mit Hochdruck dran und arbeitet intensiv mit den Familien“, sagt Kreissprecher Daniel Beneke für das Kreis-Jugendamt. Darüber hinaus tausche sich die Behörde regelmäßig eng mit den beiden weiterführenden Schulen sowie dem Jugendzentrum, der Gemeinde aber auch der Polizei und Staatsanwaltschaft zu der aktuellen Sachlage aus.
So werde das Team Jugendschutz sich mit den Schulen in Verbindung setzen, um ein konkretes Angebot zu schaffen, um Kinder und Jugendliche Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um sich gegen diese Strömungen zu behaupten und nicht vereinnahmen zu lassen, so der Landkreis.
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