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TSchock für Stades City: Ulf Brokelmann schließt sein Modegeschäft

Ulf Brokelmann in seinem Modegeschäft. Das Herz ist schwer, aber der Entschluss steht.

Ulf Brokelmann in seinem Modegeschäft. Das Herz ist schwer, aber der Entschluss steht. Foto: Strüning

Das ist keine gute Nachricht für die Einkaufsstadt Stade: Ulf Brokelmann schließt im nächsten Winter sein Modegeschäft in der Hökerstraße, im Zentrum der Altstadt. Wie er seine Entscheidung begründet.

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Von Lars Strüning
Freitag, 19.07.2024, 19:20 Uhr

Stade. Ulf Brokelmann ringt mit den Worten. Die Situation geht ihm spürbar nah. „Das ist total hart für mich und sehr emotional“, sagt er. Das ist das Gefühl. Der Verstand sagt ihm, dass sich das Modegeschäft im Einzelhandel seiner Größe nicht mehr rentiert.

In der Corona-Krise sind die Umsätze weggebrochen

Auf 300 Quadratmetern verkauft Ulf Brokelmann anspruchsvolle Mode für Damen und Herren. Die Lage habe sich durch Corona extrem verändert. „Die Umsätze sind weggebrochen.“ Er habe immer gehofft, dass sich das Geschäft erhole, er war überzeugt, „wir schaffen das“. Die Hoffnung trog.

„Es lohnt sich einfach nicht mehr“, sagt er mit einem Schulterzucken und immer noch ungläubig. Die Mode habe sich verändert. Viele trügen heute casual, also sehr lässig. Gerade Männer kauften eher anlassbezogen, also wenn zum Beispiel Familienfeiern oder der Opernball ansteht. Lustvoll shoppen gehen, das war gestern. Brokelmanns Eindruck: „Die Bekleidungskultur verschwindet.“

Die Konkurrenz des digitalen Handels sei groß, die Kundenfrequenz in der Innenstadt, gerade für hochwertige Mode, nehme ab.

Modehaus Brokelmann seit 66 Jahren in Stade

Seit 66 Jahren besteht das Modehaus, seit 32 Jahren ist Ulf Brokelmann im Geschäft, das seine Eltern aufgebaut haben. Ein Jahr lang hat er sich konkrete Gedanken gemacht, wie es weitergehen, wie er das Schiff auf Kurs bringen könnte. Brokelmann schaltete einen Unternehmensberater ein. Dessen Empfehlung setzt er jetzt um. Intensive Gespräche mit seinem Vater und seiner Tochter, die ebenfalls in der Branche arbeitet, gingen dem Entschluss voraus.

Ende Januar, so der Stand heute, will er den Betrieb inklusive der eigenen Schneiderei für immer schließen. Dann endet auch sein Geschäftsjahr. Brokelmann will selbst entscheiden, wann Schluss ist, will das Heft des Handelns in der Hand behalten, will Lieferanten und sein Personal bis zum Ende zahlen können. „Ich will erhobenen Hauptes die Tür abschließen“, sagt er und betont: „Es handelt sich nicht um eine Insolvenz.“

Mitarbeiter wurden diese Woche über das Ende informiert

In dieser Woche hat er sein Personal über die Pläne informiert. Dieser Gang stand ihm besonders bevor. Zehn Angestellte sind im Modehaus Brokelmann beschäftigt. Brokelmann will sich um jede Einzelne und jeden Einzelnen persönlich kümmern. „Das bin ich ihnen schuldig“, sagt er.

In einem Schreiben, das der Geschäftsinhaber aufgesetzt hat, spricht er von einer großen Brokelmann-Familie, von außergewöhnlicher Kundennähe, von guten Kontakten zu den Lieferanten. Brokelmann sei mehr als 60 Jahre ein fester Bestandteil der Stader Innenstadt gewesen. Die Schließung des Modehauses spiegele die Herausforderungen wider, „mit denen traditionelle Geschäfte in einer sich schnell verändernden Einzelhandelsumgebung konfrontiert sind“.

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„Ich bin wahnsinnig stolz auf unser Geschäft“, schreibt Brokelmann. Aus vielen Kunden seien Freunde geworden. „Wir kennen die Kleiderschränke unserer Kundinnen und Kunden manchmal besser als diese selbst“, sagt er voller Freude. Der Anspruch sei und bleibe bis zum Ende hoch. All das aufzugeben, tue weh.

Brokelmann sucht Mieter für die Geschäftsräume

Ulf Brokelmann ist jetzt 60 Jahre alt, fühlt sich eigentlich noch zu jung, um gänzlich aufzuhören. Den Vertrieb von Cabrio-Lederjacken will er weiterführen, einst hatte er sogar in Kampen auf Sylt einen Laden dafür. Jetzt geht es darum, für die Räume in der Hökerstraße einen neuen Mieter zu finden. Mode werde es wohl kaum werden, meint Brokelmann. „Geschäfte, wie wir eins führen, das ist ein Auslaufmodell.“

„Es lohnt sich einfach nicht mehr.“

Ulf Brokelmann

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