Zähl Pixel
Tradition

TSchützen haben das Sagen in Stade: Feiern sie tatsächlich drei Jahre?

Legt die Macht in Schützenhände: Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (rechts) übergibt den Rathausschlüssel an König Sebastian Robohm.

Legt die Macht in Schützenhände: Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (rechts) übergibt den Rathausschlüssel an König Sebastian Robohm. Foto: Strüning

Der Stader Schützenverein hat die Macht in der Stadt übernommen - mit der Übergabe der Rathausschlüssel vom Bürgermeister an den amtierenden König. Während der Zeremonie gab es launige Reden.

author
Von Lars Strüning
Samstag, 03.08.2024, 08:30 Uhr

Stade. Wenn der Stader Schützenverein sein großes Fest feiert, gehen die Uhren etwas anders. Zum Schützenfrühstück servierte Gastronom Frank Dede am Freitag um 12.12 Uhr mit seinem Team Gulasch und Rotkohl. Und Bürgermeister Sönke Hartlef, selbst ein Schütze in entsprechender Uniform, wünschte drei schöne Jahre während des Schützenfestes. Da ging ein Raunen durchs Schützenhaus am Schwingedeich.

Versprecher sind herzlich willkommen

Zum Start des Festes am Freitagvormittag mit Schlüsselübergabe und „Frühstück“ darf es gern etwas fröhlicher zugehen. Da sind Versprecher herzlich willkommen in der Runde. Die amtierenden Majestäten sind angetreten, Abordnungen befreundeter Vereine und Verbände sowie Politiker und Chefs aus der Stader Wirtschaft.

„Böschi“ haben sie alle lieb. Das ist der Spitzname vom Präsidenten Stefan Bösch. Der führt durchs Programm und scheut sich nicht, über seine eigenen Fehler in der lockeren und entspannten Moderation zu lachen. Er betätigt sich aber auch als Souffleur, als der Schützenkönig in seiner kurzen Ansprache vergisst, allen einen „Guten Appetit“ zu wünschen, weswegen er eigentlich ans Mikrofon gegangen war.

Schütze aus Leidenschaft: Stades Präsident Stefan „Böschi“ Bösch war auch schon mal Schützenkönig - vor genau zehn Jahren.

Schütze aus Leidenschaft: Stades Präsident Stefan „Böschi“ Bösch war auch schon mal Schützenkönig - vor genau zehn Jahren. Foto: Archiv

Und „Böschi“ lobt sich selbst. Er sei der beste, also der Beste Wehrmann, führt er bei der Aufzählung der Würdenträger auf und würde, obwohl Würdenträger, trotzdem durchs Programm führen. „Böschi“ ist Regisseur. Die Presse, so der Präsident, könne ja fürs Foto den Bürgermeister dirigieren. Der kontert trocken: „So weit kommt es noch.“

Schlüssel fürs Rathaus - nicht fürs Freibad in Bützfleth

Apropos Presse: Er übergebe den Schlüssel für das wichtigste Gebäude der Stadt an den Schützenkönig. Das sei weiterhin das Rathaus und nicht das Bützflether Freibad, scherzte Sönke Hartlef. Wer das TAGEBLATT verfolge, könnte ja auf die Idee gekommen sein.

Wie eine Rede halten als Politikerin vor Schützen, fragte die Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke (CDU) mit einem Augenzwinkern. Darauf hätten sie alle bestimmt mit Spannung gewartet. KI sei auch keine Hilfe, die Reden fielen dann entweder künstlich oder zu intelligent aus. Wofür sie in Hannover kämpfe: Dass Kollegen dort verstehen, welche Rolle Schützenfeste in ländlichen Regionen spielten. Für viele seien sie der gesellschaftliche Höhepunkt des Jahres.

Ein großes Lob für die Ehrenamtlichen und eine Ermutigung an potenzielle Würdenträger, sich an den Schießwettbewerben zu beteiligen, damit die Königsfamilien keine Lücken aufweisen, hatte Petra Tiemann (SPD) als stellvertretende Landrätin im Koffer. Verlässlichkeit und Traditionspflege seien in bewegten Zeiten sehr wertvoll. Schützenkönig zu werden sei keine Bürde, sondern eine Würde. Stades Schützenkönig Sebastian Robohm stimmte zu: „Und man bekommt immer als Erster das Essen serviert.“

Sonntag werden die neuen Majestäten proklamiert

Wer ihm folgt, wird sich am Sonntag ab 17 Uhr im Schützenheim herausstellen. Dann bittet Präsident Stefan Bösch zur Proklamation der neuen Würdenträger. Zuvor versammeln sich die Schützen auf dem Platz Am Sande in Stade, um von 11 Uhr an durch die Altstadt zu ziehen. Am Rathaus werden die Politiker abgeholt. Der Umzug, so Sönke Hartlef, habe mehr Zuschauer verdient, als sich in den vergangenen Jahren gezeigt hätten.

Einen Tag zuvor, am Sonnabend, steht der Nachwuchs im Mittelpunkt. Der Stader Schützenverein lädt ein zum Kinderfest von 15 bis 17 Uhr auf dem Schießplatzgelände am Schwingedeich. Glücksrad, Ponyreiten, Vogelstechen, Laserschießen, ein Kugellabyrinth und Luftballonwettbewerb sind vorbereitet.

Um 17.30 Uhr werden die neuen Würdenträger bei den Kindern und aus der Jugend bekanntgegeben. Um 19 Uhr beginnt die Schützenolympiade mit Kommers und DJ.

Am Montag, nach drei Tagen, ist der ganze Spuk vorbei. Dann geben die neuen Würdenträger den Schlüssel zurück an die Stadt.

Weitere Artikel