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Einweihung

TSchusssichere Fenster und Videoüberwachung: Die neue Stader Polizeifestung ist fertig

Der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes der Polizeiinspektion Stade, Ralf Michaelis, studiert vor der neuen Wache in der Teichstraße die Pläne für die Außenanlagen.

Der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes der Polizeiinspektion Stade, Ralf Michaelis, studiert vor der neuen Wache in der Teichstraße die Pläne für die Außenanlagen. Foto: Vasel

Bei der Polizei in Stade beginnt ein neues Zeitalter: Die neue Wache an der Teichstraße ist fertig. Hochmodern, mit Sicherheitsschleuse und Hintereingang zur Zelle. Möglich wurde das auch wegen eines Treffens auf einem Kirchturm.

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Von Björn Vasel
Samstag, 06.04.2024, 11:55 Uhr

Stade. Mehr als fünf Millionen Euro hat das Land Niedersachsen in das neue Wach- und Gewahrsamsgebäude in der Teichstraße investiert. Bei der Grundsteinlegung im Mai 2022 hatte der Leiter des Staatlichen Baumanagements Elbe-Weser, Stefan Müller, versprochen: „Anfang 2024 kann die Polizei einziehen.“ Er hielt Wort, im Februar war es soweit.

Der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes der Polizeiinspektion Stade, Ralf Michaelis, ist zufrieden mit dem Neubau - insbesondere mit Blick auf die Sicherheit seiner Kollegen. Denn die Wache gleicht einer kleinen Festung, mit schusssicheren Fenstern, Videoüberwachung, Sicherheitsschleuse und moderner Waffenkammer. Außerdem gibt es endlich getrennte Umkleiden und Sanitärräume für Männer und Frauen.

Durch den Hintereingang direkt in die Zelle

Die Fahrzeuge stehen in Zukunft hinter einem Sicherheits-Zaun. Jugendbanden hatten wiederholt den Lack von Einsatzfahrzeugen zerkratzt. Kriminelle können durch einen Hintereingang direkt in eine der vier Zellen gesteckt werden. Bis zu 47 Stunden werden vorläufig festgenommene Tatverdächtige hier untergebracht. Danach müsste ein Richter die Untersuchungshaft anordnen - inklusive Verlegung in eine Justizvollzugsanstalt.

Blick in eine Gewahrsamszelle der neue Polizeiwache in der Teichstraße in Stade.

Blick in eine Gewahrsamszelle der neue Polizeiwache in der Teichstraße in Stade. Foto: Vasel

Die Zellen sind bis zur Decke gefliest. Eine Schaumstoffmatratze ist der einzige Komfort. Zum Toilettengang geht es in einen Extra-Raum. Es gibt eine Videoüberwachung. Diese ist allerdings lediglich zulässig, wenn sich die Insassen selbst gefährden könnten. Im Zellentrakt gibt es auch einen Raum für die Blutentnahme.

Blick in das Herz der neuen Polizeiwache in Stade - mit Videoüberwachung, Sicherheitsschleuse und schusssicheren Fenstern. Holger Hochhaus hält Kontakt mit einer Streife, Pressesprecher Rainer Bohmbach schaut ihm über die Schulter.

Blick in das Herz der neuen Polizeiwache in Stade - mit Videoüberwachung, Sicherheitsschleuse und schusssicheren Fenstern. Holger Hochhaus hält Kontakt mit einer Streife, Pressesprecher Rainer Bohmbach schaut ihm über die Schulter. Foto: Vasel

In der neuen Wache ist der Einsatz- und Streifendienst untergebracht, inklusive Erkennungsdienst und Tatortgruppe. Rund 70 Polizisten arbeiten im Schichtdienst im Neubau. Holger Hochhaus ist einer von ihnen. Er nimmt unter anderem Anzeigen entgegen. In der Wache haben die Kollegen das Umfeld rund um die Uhr im Blick, von hier aus halten sie unter anderem Kontakt mit der Leitstelle der Polizei in Lüneburg, der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Stade-Wiepenkathen und den Kollegen im Einsatz. „Der Umzug lief sechs Wochen lang, im laufenden Betrieb“, sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Im Altbau sind im Zuge des Umzugs einige Räume renoviert worden.

Einweihung und Tag der offenen Tür

Der Neubau wird am kommenden Freitag, 12. April, durch die Niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) und den örtlichen Inspektionsleiter Jan Kurzer eingeweiht. Auch Landespolizeipräsident Axel Brockmann und der Lüneburger Polizeipräsident Thomas Ring haben ihr Kommen zugesagt.

In diesem Raum der Wache in Stade werden Tatverdächtige fotografiert, links werden Fingerabdrücke genommen.

In diesem Raum der Wache in Stade werden Tatverdächtige fotografiert, links werden Fingerabdrücke genommen. Foto: Vasel

Nachmittags dürfen Bürger bei einem Tag der offenen Tür von 13 bis 17 Uhr den Neubau besichtigen, im Außenbereich kann ein Blick in Streifenwagen geworfen werden. Die Polizei informiert über ihre Arbeit, der Verkehrssicherheitsberater Thomas Mehnen und die Kriminalpräventionsbeauftragte Farina Stinski stehen Rede und Antwort. Besucher können sich in einer Zelle einschließen lassen, für Kinder gibt es eine Krimilesung im Zellentrakt. Und auch ein Tatort wird inszeniert.

Dieser Raum der neuen Polizeiwache in Stade dient unter anderem der Blutentnahme - unter anderem nach Autounfällen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.

Dieser Raum der neuen Polizeiwache in Stade dient unter anderem der Blutentnahme - unter anderem nach Autounfällen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Foto: Vasel

Seit 1996 war ein Neubau für die Polizei im Gespräch, doch in der Landeskasse herrschte gähnende Leere. Aktuell wird der Sanierungsstau bei der Polizei laut Innenministerium mit 225 Millionen Euro beziffert.1998 schrieb der Einsatz- und Streifendienst einen Brandbrief – und beklagte Sicherheitsmängel sowie Sanierungs- und Modernisierungsstau in dem 1929/1931 als Krankenhaus errichteten Gebäudekomplex. Nach Inbetriebnahme der neuen Klinik auf dem Schwarzen Berg (das heutige Elbe Klinikum) zog die Polizei in den 1960er Jahren hier ein.

Kirchturm-Besteigung ebnet Neubau den Weg

Fünf Millionen Euro hatte die SPD/CDU-Koalition für den Neubau lockergemacht. Jahrzehnte wurde für den Bau gekämpft. Die drei ehemaligen Landtagsabgeordneten Petra Tiemann (SPD), Helmut Dammann-Tamke (CDU) und Kai Seefried (CDU), heute Landrat in Stade, sowie der Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann (CDU) machten immer wieder parteiübergreifend Druck.

Im Sommer 2019 ebnete Seefried bei einem Treffen mit dem damaligen Niedersächsischem Finanzminister Reinhold Hilbers auf dem Turm der Stader St. Cosmae Kirche den Weg. Er richtete den Blick des Ministers auf Polizei und Hancken-Klinik. Natürlich rein zufällig war auch Klinikdirektor Dr. Christoph Hancken vor Ort, so Seefried gegenüber dem TAGEBLATT.

Zwei Tage später waren sich Hilbers und Hancken im Grundsatz einig: Die Hancken-Klinik erwirbt das Ex-Schwesternwohnheim auf dem rückwärtigen Teil des Geländes der Polizeiinspektion Stade im Bleicherweg, das lange Zeit von der Verfügungseinheit und den Hundeführern genutzt wurde und aus Brandschutzgründen lediglich eingeschränkt nutzbar war. Der Verkaufserlös half dem Land, den Neubau zu finanzieren. „Eine Win-win-Situation“, sagt der Landrat heute. Im Februar 2024 übernahm die Privatklinik das einstige Schwesternwohnheim. Der Abriss ermöglicht eine Klinik-Erweiterung.

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