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Naturphänomen

TSchwalbenschwanz: Ein auffälliger Falter kämpft ums Überleben

Der Schwalbenschwanz ist ein grandioser Schmetterling.

Der Schwalbenschwanz ist ein grandioser Schmetterling. Foto: Wolfgang Kurtze

Majestätisch schwebt dieser große Schmetterling über bunte Blumenwiesen. Maisfelder sind dem Schwalbenschwanz dagegen ein Graus. Warum?

Von Wolfgang Kurtze Dienstag, 08.07.2025, 14:50 Uhr

Landkreis. Der Schwalbenschwanz ist bedroht. Seine Bestände nehmen von Jahr zu Jahr ab und im Norden war er fast ausgestorben. Nur in Südniedersachsen gab es sichere Bestände.

Nun arbeitet sich der Schwalbenschwanz über die wenigen blütenreichen Wiesen allmählich in Richtung Norden voran. Bisher war er eher im etwas wärmeren Ostholstein oder in der Lüneburger Heide zu entdecken.

Auch in Harsefeld oder in der Nähe von Bremervörde und Hamburg wurde er in den vergangenen Jahren vereinzelt gesichtet. Er könnte in den nächsten Jahren bei uns im Norden wieder heimisch werden. Dafür könnten wir etwas tun und für ihn bessere Bedingungen schaffen.

Mit diesen Pflanzen in Ihrem Garten helfen Sie dem Falter

Seine Raupen brauchen zum Fressen verschiedene Doldenpflanzen. Sie mögen zum Beispiel die Blätter der Wilden Möhre oder des Wiesen-Bärenklaus. Etwa sechs Wochen benötigen die Raupen, bis sie sich verpuppen.

Doch wo gibt es Wegränder, die nicht gemäht werden und wo die Raupen bis zur Verpuppung leben können? Wo gibt es Flächen, die nicht von Insektiziden beeinflusst sind?

Wichtig auch, dass die Raupen nicht von Parasiten befallen werden. Die Raupen können sich zwar mit eklig stinkender Buttersäure wehren, doch gegen Raupenfliegen sind sie manchmal hilflos.

Der ausgewachsene Falter kann 21 bis 28 Tage lang umherfliegen. Dazu benötigt er viel Nektar. Er braucht die blütenreichen Wiesen zum Überleben, er liebt es bunt. Die Blüten von Disteln, Günsel, Klee, Skabiosen oder Knautien mag er. Auch in die Gärten fliegt er hinein und sucht hier nach Sommerflieder und Phlox.

Doch gibt es genug bunt blühende Wiesen und Gärten? Nicht zu vergessen: Schwalbenschwänze sind auffällige Falter. Vögel wie Neuntöter erkennen ihn rasch als Beute. Manchmal schnappen sie daneben und verletzen nur die Flügel.

Männchen suchen im Zickzackflug die Weibchen

Zur Paarung brauchen die Männchen Flächen, die sie längere Zeit patrouillieren und kontrollieren können. Schwalbenschwanz-Männchen sind auf der Suche nach ihrem Weibchen Weitflieger. 40 bis 50 Kilometer weit können sie umherwandern.

Dabei werden Wiesenflächen immer und immer wieder abgeflogen, oft im Zickzackflug. Vielleicht findet sich ein Weibchen? Diese Situation bietet sich zwischen Mais- und Rübenäckern selten.

Auch der Zeitpunkt sollte passen: Das Weibchen muss paarungsbereit sein, das Männchen sollte einfühlsam sein, die Sonne muss scheinen. Es braucht schon eine extrem günstige Situation, bis sich Männchen und Weibchen finden.

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Im Landkreis Stade aber nimmt die überwiegende Mehrzahl der Schmetterlingsvorkommen seit vielen Jahren ab. Doch die wärmeren Jahre haben die bisher unsicheren Schwalbenschwanz-Vorkommen ein wenig begünstigt.

Brauchen wir den Schwalbenschwanz bei uns? Ja. Denn er ist einer der Falter, der Pollen von Blütenpflanzen auf seinen Reisen weit umherträgt. Damit fördert auch er – dies ist wissenschaftlich belegt – die genetische Stabilität und Vielfalt dieser Pflanzen.

Um diesen Falter wieder häufiger sehen zu können, muss es mehr bunte Wiesen geben, Wegränder müssen blühen dürfen. Und dazu braucht es auch mutige Entscheidungen.

Serie und Buch

Was kreucht und fleucht in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge. Die erfolgreiche TAGEBLATT-Serie „Phänomene der Natur“ rückt kurzweilig Wissenswertes aus der Natur in den Mittelpunkt. Der zweite, reich illustrierte Band von Wolfgang Kurtze ist für 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich. Herausgeber ist die Lions Stiftung Stade zur Förderung des Natur- und Umweltschutzes.

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