TWas das schwimmendes LNG-Terminal in Stade leisten soll

Die Energos Force (früher Transgas Force) steuert den Hafen in Stade-Bützfleth an. Foto: Deutsche Energy Terminal
Der Projektstart hat sich verzögert, doch jetzt ist es so weit: Um 7.30 Uhr am Freitag soll das schwimmende LNG-Terminal Stade-Bützfleth erreichen. Begleitet wird es von einem großen Polizeiaufgebot, das den Transport sichern muss.
Stade. Die sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) hat sich am Donnerstagmorgen in Rotterdam auf den Weg nach Stade gemacht. Die Nacht wird sie in der Elbmündung verbringen, wo die Lotsen an Bord gehen. Aus Sicherheitsgründen darf sie nur langsam fahren und wird auf der Elbe und auch zu Lande von einem großen Polizeiaufgebot begleitet. In Cuxhaven wurden schon am Donnerstagmorgen Polizeiboote zum Seglerhafen gebracht, zu Wasser gelassen und für den Einsatz vorbereitet. Über die Anzahl der Boote und der eingesetzten Beamten wollte Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach keine Angaben machen. Im Cuxhavener Seglerhafen waren aber schon 13 Boote zu Wasser gelassen worden.
Zwischendurch war die FSRU als LNG-Transportschiff verchartert worden, sagt Dirk Lindgens, Sprecher der Betreibergesellschaft Deutsche Energy Terminal GmbH (DET). In Rotterdam wurden Pumpen wieder eingebaut, um sie erneut in das schwimmende LNG-Importterminal zu verwandeln, als das sie 2021 in China gebaut wurde. Das Schiff wurde in Rotterdam auch neu gestrichen, inklusive des neuen Namens Energos Force - bis vor kurzem hieß es noch Transgas Force.
Verzögerter Start: Anleger war noch nicht fertig
Ursprünglich hätte die Energos Force schon früher kommen sollen. Doch der Anleger in Stade-Bützfleth war noch nicht fertig, obwohl der Energiehafen schon im Dezember mit viel Prominenz und Brimborium eingeweiht worden war. Die FSRU wurde einstweilen als LNG-Transportschiff unterverchartert, erklärt DET-Sprecher Lindgens. Inzwischen gehört sie der US-amerikanischen Energos Infrastructure, einer Tochtergesellschaft der Apollo Global Management, die für die Regasifizierung auf der FSRU zuständig ist. Sie hat die Transgas Force kürzlich der griechischen Dynagas abgekauft.
Umweltproteste
T BUND klagt gegen festes LNG-Terminal in Stade
Die Stader FSRU soll künftig weitere bis zu fünf Milliarden Kubikmeter importiertes Erdgas jährlich in das deutsche Gasnetz einspeisen können. Dr. Peter Röttgen, Geschäftsführer der DET, erläutert: „Sobald der Testbetrieb abgeschlossen ist, wird die Energos Force rechnerisch bis zu fünf Millionen Haushalte für ein Jahr mit Gas versorgen können.“
LNG-Auktion verschoben - Dauer bis zur Inbetriebnahme noch unklar
„Wir haben noch kein klares Bild, wie lange die Phase der Inbetriebnahme dauern wird“, erklärt DET-Sprecher Lindgens auf TAGEBLATT-Nachfrage. Aufgrund der aktuellen Marktlage und der Verzögerungen bei der Fertigstellung der Infrastruktur hat die DET die bisher für April erwarteten Auktionen für die Kapazität 2024 verschoben. Sobald die Leistung des Stader Terminals getestet und bestätigt ist, sollen die verbleibenden Slots zur Auktion gestellt werden.
Energiehafen
T Schlagabtausch um Stader LNG-Terminal: Fluch oder Segen?
Auch für viele Industrie- und Gewerbebetriebe sei das Stader Terminal ein wichtiger Schritt, sagt Geschäftsführer Peter Röttgen: „LNG gibt heute wirtschaftliche Stabilität und dies ist die Grundlage für den Umbau auf eine klimaneutrale Produktion. Das betrifft zudem viele Tausende Arbeitsplätze heute und in Zukunft.“

Frisch gemalt und für den Einsatz als FSRU fit gemacht, macht sich die Energos Force Rotterdam am 14. März 2024 auf den Weg nach Stade. Foto: DET
Die Energos Force ist 294 Meter lang, 47 Meter breit und besitzt eine Tragfähigkeit von 94.361 Tonnen. Die erwartete maximale Kapazität von fünf Milliarden Kubikmetern Gas kann sie nur unter Idealbedingungen erreichen - sofern genügend Gas angeliefert wird und weder extreme Wetterbedingungen noch technische Einschränkungen die Einspeisung ins deutsche Gasnetz reduzieren.
Wer beim Stader LNG-Terminal mitmischt
Die DET als Betreiberin bewirtschaftet das schwimmende LNG-Terminal mit verschiedenen Dienstleistern: Die Koordination der Anlandung von LNG-Carriern, Gasflüssen und Berichtswesen führt das Unternehmen KN Energies in ihrem Auftrag aus. Das Hafenbauwerk auf der Wasserseite hat die Hafengesellschaft Niedersachsen Ports errichtet, mit dem Bau der Suprastruktur wurde die Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) beauftragt. Mit Dienstleistungen bei technischem Betriebsablauf und Wartung bleibt HEH zusammen mit DOW zukünftig als Partner an Bord.
Neujahrsempfang
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Die DET vermarktet und betreibt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz die schwimmenden LNG-Terminals, über die verflüssigtes Erdgas (LNG) wieder in gasförmigen Zustand versetzt und in das deutsche Gasnetz eingespeist wird. Im Verantwortungsbereich der DET liegen die drei FSRU in Brunsbüttel, Stade sowie Wilhelmshaven. Noch dieses Jahr soll in Wilhelmshaven das vierte und letzte schwimmende LNG-Terminal in Betrieb genommen werden.