TSechs Monate Bewährungsfrist: Ankerplatz-Verein muss jetzt liefern

Füße hochlegen kann sich der Ankerplatz-Verein nicht erlauben: In den kommenden sechs Monaten müssen die Ehrenamtlichen beweisen, dass ihr Projekt nicht gescheitert ist. Foto: Stehr
Der politische Auftrag ist klar: Dümpelt das Containerdorf-Projekt weiter vor sich hin, soll die Stadt die Reißleine ziehen. Im Ausschuss gab es dazu einen heftigen Schlagabtausch.
Stade. Der Ankerplatz ist ein Dauerthema - und mittlerweile auch ein Streit-Thema auf politischer Ebene. Das einst hochgelobte und mit diversen Preisen und Förder- sowie Spendengeldern in Höhe von mehr als einer Million Euro ausgestattete Projekt kommt seit Jahren nicht ins Rollen. Statt dem angekündigten urbanen Containerdorf, das Leben auf den tristen Platz am Sande bringen soll, bleibt die Fläche mitten in der Stader Altstadt öde und leer. Und die Kritik wird immer lauter.
Im Stadtentwicklungsausschuss stand das Thema jetzt auf Antrag der Gruppe CDU-Fraktion/WG auf der Tagesordnung. Denn die erneute Verlängerung des Nutzungsvertrags für den Platz zwischen Ankerplatz-Verein und Stadt steht in etwa sechs Monaten an.
Ob der Verein auch danach noch mit der Unterstützung durch die Stadt rechnen und weitermachen kann, soll an bestimmte Bedingungen geknüpft werden. So solle erkennbar sein, dass der Platz regelmäßig aktiv genutzt werde, die Container vollständig ausgebaut sind und es eine klare Perspektive für die zukünftige Nutzung gibt, heißt es im Antrag.
Ankerplatz-Verein soll auf weitere Förderanträge verzichten
Rechtlich geprüft werden solle unter anderem, ob und unter welchen Bedingungen eine Rückabwicklung der bisher erhaltenen Fördermittel möglich wäre und ob die Stadt Container übernehmen könnte, um sie für die städtische Jugendarbeit zu nutzen.
Außerdem soll der Verein für das Jahr 2025 auf weitere Förderanträge sowie die Teilnahme an weiteren Ideenwettbewerben verzichten. „Der Verein soll noch eine Chance über den Sommer bekommen, wir wollen aber auch vorbereitet sein, falls das Projekt weiter nicht vorankommt“, sagte Sebastian Klinge (CDU) im Ausschuss. Der Kerngedanke des Projekts sei toll und der Verein auch nicht allein Schuld am Ist-Zustand, betonte er.
Kritik kam von den Grünen: Der Antrag von CDU und WG impliziere, dass das Projekt abgewickelt werden solle, so Karin Aval. Der Antrag sei negativ formuliert und lasse keine Wertschätzung gegenüber den Ehrenamtlichen vom Ankerplatz-Verein erkennen.
Anstatt ein öffentliches „bashing“ (herabsetzende Kritik) zu betreiben, sollte das Projekt positiv begleitet werden. Dem Verein zu verbieten, Förderanträge zu stellen, sei falsch. Darüber hinaus würden sich rechtliche Prüfungen ohnehin ergeben, wenn das Projekt scheitern sollte, dafür hätte es keinen extra Antrag gebraucht.
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Dem schloss sich Kai Koeser (SPD) an. Dem Verein zu verbieten, Fördermittel zu beantragen, bedeute das sofortige Aus. „Das sollte man dann auch so ehrlich sagen“, so Koeser. Er teile zwar die Kritik am Ist-Zustand, finde es aber bedenklich, wie mit dem Team vom Ankerplatz umgegangen werde. Ehrenamtliche derart „öffentlich zum Trocknen aufzuhängen“ sei nicht honorig.
Tristan Jorde (Die Linke) fand den Antrag der CDU/WG-Gruppe dagegen relativ freundlich. Er sei der Meinung, dass der Platz auch ohne Container belebt werden könne, wenn es denn gewollt wäre. Bestehende Strukturen könnten genutzt werden, um Kinder, Jugendliche und Randgruppen auf den Platz zu holen. „So wie es jetzt läuft, ist es eine Luftnummer, der Verein muss endlich in die Hufe kommen“, so Jorde.
Entsetzt zeigte sich Kristina Kilian-Klinge (CDU). Es sei verwerflich, wie im Ausschuss miteinander gesprochen werde. Es gehe der CDU nicht darum, ein öffentliches bashing zu betreiben oder jemanden zum Trocknen aufzuhängen, sondern darum, einen Plan B zu haben. Es solle zudem verhindert werden, dass der Stadt und den Bürgern womöglich weitere Kosten durch das Projekt entstünden, ohne dass etwas passiere.
Bis September muss der Verein liefern
Lars Kolk fasste zusammen: „Wir liegen alle nicht weit auseinander und die Verwaltung wird auch ohne Auftrag aus der Politik eine Prüfung vornehmen“, so der Erste Stadtrat. Der CDU/WG-Antrag wurde am Ende mit einer kleinen Änderung und mit einer Gegenstimme von Karin Aval beschlossen. Der Verein darf weiterhin Fördermittel beantragen, sofern sie laufenden Aktionen zugute kommen. Im September wird der Rat eine endgültige Entscheidung treffen. Bis dahin muss der Verein liefern.
Wiebke Wilkens vom Ankerplatz-Verein verfolgte die Diskussion im Ausschuss. „Wir schauen optimistisch nach vorne“, sagte sie im Anschluss auf TAGEBLATT-Nachfrage. Mit der zeitnahen Bereitstellung des Multifunktionscontainers durch die Hansestadt Stade könne der Verein das Konzept endlich wie geplant in die Umsetzung bringen. Es seien schon einige Aktionen in Planung.